Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
auf Fern und diesen Idioten Thorast auszuüben. Schließlich hat Thirsk ja selbst schon daran gedacht, Panzerschiffe bauen zu lassen. Euch ist doch auch klar, dass man dann gleich auch sämtlichen anderen von Lieutenant Zhwaigairs Projekten höhere Priorität einräumen wird, nicht?«
»Daran lässt sich nichts ändern«, erwiderte Merlin gelassen. »Dampfkraftwerke wird Thirsk trotzdem nicht innerhalb des nächsten Fünftages in Betrieb nehmen können. Er hat auch keine Panzerplatten von ähnlicher Qualität wie Sie. Schließlich howsmynisieren die ihr Material nicht.«
»Nein, aber der Gegner wird Panzerplatten in großer Zahl fertigen können. Für den raschen Bau der Galeonenflotte hat die Kirche seinerzeit auch Dohlar zahlreiche Werften spendiert. Gut, mir gefiele schon, wenn der Gegner sich auf den Bau von Panzerschiffen verlegte. Schließlich steht jedes Pfund Eisen, das zur Panzerung genutzt wird, nicht mehr zur Fertigung von Gewehren oder Geschützen zur Verfügung. Aber egal wie sehr ich unsere Anstrengungen steigere: Der Großteil unserer Flotte wird nach wie vor aus Holz bestehen und unter Segel fahren. Zhwaigairs Schraubengaleere scheint mir zumindest für kurze, taktische Einsätze das richtige Instrument. Unsere Galeonen-Kommandanten werden vor Wut schäumen, wenn die davon erfahren. Und Gott allein weiß, was sich dieser Zhwaigair als Nächstes einfallen lässt.« Howsmyn schüttelte den Kopf. »Ein einfallsreicher kleiner Dreckskerl! Er erinnert mich sehr an einen etwas jüngeren Ahlfryd.«
»Das ist wahr«, bestätigte Merlin. Howsmyn hob eine Augenbraue, als er bemerkte, wie unbestreitbar zufrieden der Seijin dabei klang.
Er wollte gerade schon etwas erwidern, da kam ihm ein Trupp Arbeiter auf dem Weg nach Bargetown entgegen. Vermutlich war es besser, seine Mitarbeiter kämen nicht zu dem Schluss, mittlerweile sei ihr Chef so wunderlich geworden, dass er Selbstgespräche führe. Daher wartete er ab, bis er den kleinen Trupp passiert hatte.
»Das hat gerade beinahe so geklungen, als hieltet Ihr das für gut«, bemerkte er dann.
»Das tue ich auch … in gewisser Hinsicht, zumindest«, erwiderte Merlin. »Ach, klar, langfristig kann uns jemand wie Zhwaigair echte Schwierigkeiten machen! Aber seine Ideen werden sich auf das Geschehen in der Siddarmark nicht sofort auswirken. Und seien wir doch ehrlich: So viel er im Kopf hat, kann er im Gegensatz zu einem Ahlfryd nicht auf Owl zugreifen oder sich mit der Königliche Hochschule beraten. Er hat auch niemanden wie Sie! Aber in anderer Hinsicht entspricht er genau dem, wonach ich die ganze Zeit gesucht habe. Wenn auch die Festländer erst einmal geistig flexibel genug geworden sind, über Neuerungen nachzudenken, ist der Geist ein für alle Mal aus der Flasche befreit, Ehdwyrd. Nicht einmal Clyntahn kann ihn dann wieder zurückstopfen! Es besitzt eine herrliche Ironie: Clyntahn muss den Flaschengeist befreien, wenn er militärisch mit uns mithalten will. Hätten die ›Erzengel‹ nicht angekündigt, nach jeweils tausend Jahren zurückzukehren, um sich die Welt zu beschauen, bräuchten wir nichts anderes zu tun, als lang genug zu überleben, bis besagter Flaschengeist Clyntahn vollständig den Boden unter den Füßen wegzieht. Bedauerlicherweise bleibt uns weniger Zeit als gedacht.«
Zumindest der Innere Kreis war mit dem Bild des Flaschengeistes mittlerweile vertraut, auch wenn es in der Literatur von Safehold kein Gegenstück zu jener alten Geschichte von Terra gab. Natürlich war der Gedanke dahinter auch auf Safehold bekannt. Doch traditionell wurde derartiges Gedankengut in betont einprägsame Parabeln religiösen Charakters gehüllt, um deutlich zu zeigen, welch entsetzliche Konsequenzen es hätte, gegen die Ächtungen zu verstoßen. Auf Safehold sprach man davon, Shan-wei werde entfesselt. Bedauerlicherweise musste Howsmyn zugeben, dass ihm als Charisianer die Vorstellung, jemand könne einen Flaschengeist befreien oder eben Shan-wei entfesseln, meist deutlich weniger zusagte als einem gewissen Merlin Athrawes.
»Also seid Ihr nicht einmal ansatzweise versucht, einen Abstecher nach Gorath zu machen und dafür zu sorgen, dass der Bursche einen Unfall hat?«, fragte er nach.
»Genauso wenig wie bei Thirsk.« Nun klang Merlin völlig tonlos. »Ich möchte mir Attentate wirklich nicht zur Gewohnheit machen, Ehdwyrd. Wenigstens will ich von so etwas absehen, bis es sich absolut nicht vermeiden lässt. Außerdem lehrt uns die Geschichte eines
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