Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
Heckgalerie des Schiffes. Doch im Gegensatz zu ihrem Gemahl war sie nicht allein: Kronprinzessin Alahnah döste in ihrer Hängemattenwiege, und Sergeant Ehdwyrd Seahamper wachte darüber, dass niemand Kaiserin und Kronprinzessin störte.
»Nein, wirklich, mir auch nicht«, fuhr sie fort. »Aber du weißt genauso gut wie ich, dass wir es ungleich besser haben als die meisten anderen. Mairah, zum Beispiel. Natürlich würde sie das nie zugeben, aber im Augenblick vermisst sie Hauwerd ganz schrecklich.«
»Es ist vielleicht nur ein schwacher Trost, aber ich glaube, das beruht auf Gegenseitigkeit«, versicherte Cayleb seiner Frau und grinste schief. Hauwerd Breygart sollte innerhalb des nächsten Tages von Bord der Kaiserin gehen, um zusammen mit dem Expeditionskorps die Eralth Bay anzusteuern. Seit sie aus dem Alten Königreich Charis aufgebrochen waren, hatte er jeden Abend zusammen mit seinem Kaiser gespeist. »Kräftig, zäh, fähig … großer Gott, wie lange hat er schon bei den Marines gedient, bevor er zum Grafen aufgestiegen ist? Zwanzig Jahre? Und am Tisch redet er über nichts anderes als seine Frau und die Kinder.«
»Weil er ein guter Mann ist«, erklärte seine Frau. »Gut genug, um Mairah wirklich zu verdienen.«
»Dagegen sag ich doch gar nichts«, erwiderte Cayleb sanft. »Wenn ich mich recht erinnere, habe ich selbst auch nicht deutlich mehr Gesprächsthemen beigesteuert. Wir reden schon den ganzen Tag über Strategien und Taktiken, Sharley. Wenigstens beim Abendessen dürfen wir beide Ehemänner und Väter sein.«
Wehmütig lächelte Sharleyan, als sie die Sehnsucht in seinem Tonfall erkannte. Liebevoll legte sie Alahnah eine Hand auf die Brust, fühlte ihr langsames, ruhiges Atmen, ihren Herzschlag, der ihren Eltern so kostbar war.
»Ich glaube, am meisten ärgert mich, dass uns jeden Abend nur so wenig Zeit für unser Gespräch bleibt«, fuhr Cayleb fort. »Schon gut, schon gut, ich weiß: Wir beide können uns glücklich schätzen, dass es überhaupt möglich ist! Aber wenn man den ganzen Tag darauf warten muss und dann nur so wenig gemeinsame Zeit hat, ist das schon … schwierig.«
»Ich weiß.«
Sharleyan streichelte Alahnah sanft die Wange und lächelte ihre Tochter dabei liebevoll an. Schließich lehnte sie sich in ihren Liegestuhl zurück. Als Cayleb und sie das letzte Mal auf See gewesen waren – an Bord verschiedener Schiffe, wie jetzt –, war ihr Zeitplan für die Kommunikation deutlich flexibler gewesen. Von Chisholm nach Corisande und dann nach Tellesberg war Sharleyan seinerzeit an Bord von HMS Dawn Star gereist. Die Galeone war nicht größer als die Destiny , hatte aber weniger Passagiere gehabt. An Bord von Sir Dunkyn Yairleys Flaggschiff, angesichts seiner kostbaren Fracht von nicht weniger als sechs weiteren Galeonen begleitet, hatte man auf dem Oberdeck acht Geschütze abgebaut, um Platz für behelfsmäßige Kabinen zu schaffen. Trotzdem fühlte sich Sharleyan wie in einen viel zu kleinen Käfig gesperrt. Nicht einmal in ihrer Kabine konnte sie sich darauf verlassen, genug Privatsphäre zu haben. Jederzeit könnte jemand ihre scheinbaren Selbstgespräche mitbekommen. Deswegen konnte sie nur in Augenblicken wie diesen mit Cayleb sprechen: Wenn sie sich beide auf der Heckgalerie befanden.
Gut, dass Kaiser und Kaiserin sich den Aufenthalt auf der Heckgalerie zur Gewohnheit gemacht hatten: Auch wenn sie, selten genug, gemeinsam auf dem gleichen Schiff reisten, zogen sie sich dorthin zurück, um den Sonnenuntergang zu betrachten. Ihre Untertanen waren nur allzu bereit, ihnen diesen Hauch von Privatsphäre zuzubilligen. Schließlich brauchten auch ein Kaiser oder eine Kaiserin ein wenig Zeit, um an jene zu denken, die sie so schmerzlich vermissten. Natürlich hätten nur sehr wenige ihrer Untertanen ahnen können, wie … zielgerichtet sie in diesen kurzen Augenblicken tatsächlich aneinander dachten. So weit in ihren Gedanken gekommen, huschte Sharleyan ein Lächeln über das Gesicht.
»Ich nehme an, du bist auf dem Laufenden, was die Berichte der SNARCs angeht?«, sagte sie dann deutlich energischer. »Ich meine jetzt nicht das unwichtige Zeugs aus der Siddarmark, aus Dohlar und Delferahk. Ich meine den richtig wichtigen Kram!«
»Ah, meinst du das über Daivyn und Haarahld, die sich von Mairah und Captain Yairley Stubenarrest unter Deck eingefangen haben, weil sie unbedingt ein Wettrennen in den Wanten veranstalten mussten? Oder meinst du, wie Sairah sich mit Glahdys
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