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Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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bisherige Erzbischof – gemäß der offiziellen Hierarchie der Kirche des Verheißenen der einzig rechtmäßige Erzbischof – war Praidwyn Laicharn gewesen. Laicharn jedoch hatte das Pech gehabt, in Siddar-Stadt festzusitzen, als es Clyntahns ›Schwert Schuelers‹ nicht gelungen war, die Hauptstadt einzunehmen. Laicharn war ein Mann, der ganz so aussah, wie man sich einen Erzbischof vorstellte: gepflegt, distinguiert, silbergraues Haar. Er war fanatischer Tempelgetreuer. Letzteres lag nach Cahnyrs Ansicht weniger an seiner Glaubensstärke als an seiner Todesangst vor Zhaspahr Clyntahn. Nach seiner Gefangennahme hatte sich Laicharn geweigert, auch nur das Geringste mit Stohnars abtrünniger und verräterischer Regierung zu tun haben zu wollen. Alle Geistlichen, die sich anders entschieden, brandmarkte er als verräterische Diener Shan-weis.
    Cahnyr kannte Laicharn seit mehr als zwanzig Jahren. Das war einer der Gründe, weswegen er fest davon überzeugt war, es sei schiere Angst und nicht etwa Glaube, die seinen Amtskollegen zu einem derart glühenden Tempelgetreuen machte. Ihm fiel seine unverbrüchliche Entschlossenheit leicht: Im Gegensatz zu Zhaspahr Clyntahn ließen Stohnar und seine Reformisten ihre Gegner nicht foltern. Niemand würde hier bei Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung kirchlicher Lehren bei lebendigem Leibe verbrannt. Also war es ungefährlicher, den Reformisten die Stirn zu bieten.
    Laicharn war beileibe nicht der Einzige, der so dachte. Siddarmarks gesamte Kirchen war gespalten, ein heilloses Durcheinander entstanden, wie Cahnyr fand.
    Mindestens ein Drittel, wahrscheinlich eher die Hälfte aller Geistlichen waren zu den Tempelgetreuen übergelaufen. Bei den ranghöheren Gottesmännern war der Prozentsatz höher. Dafür trat ein ungleich größerer Teil der jüngeren Priester, Oberpriester und jüngeren Bischöfe offen für die Reformisten ein. Das hatte in die Reihen gerade von Siddarmarks Kirchenspitze viele Lücken gerissen, was wiederum das Durcheinander erklärte. Stohnar, Fardhym und andere Prälaten sowie Erzdiakone in den republiktreuen Provinzen mühten sich nach Kräften, wenigstens ein Mindestmaß an Ordnung wiederherzustellen. Bedauerlicherweise sahen sie sich einer Vielzahl von Problemen gegenüber. So war die Frage offen, wie weit die Kirche der Siddarmark im Ganzen sich nun dem Reformismus annähern wollte. Schon vor Clyntahns ›Schwert Schuelers‹ hatte es in der Republik weidlich reformistisches Gedankengut gegeben. Die Exzesse von Clyntahns Tempelgetreuen verstärkten diese reformistischen Tendenzen nun noch, und zwar drastisch. Die Fronten waren eindeutig verhärtet. Gräueltaten boten oft mehr als alles andere Anlass, die Dinge sehr viel … klarer zu sehen und sich für die eine oder andere Seite zu entscheiden. Doch selbst die begeistertsten Reformisten schraken davor zurück, sich offen der abtrünnigen Kirche von Charis anzuschließen. So suchte die Republik verzweifelt einen Kompromiss zwischen dem Tempel in Zion und der Kathedrale von Tellesberg.
    Na, viel Glück dabei! , dachte Cahnyr spöttisch. Während seines Exils in Siddar-Stadt hatte er ausgiebig über die Lage nachgedacht. Was auch immer die Menschen hier wollen, letzten Endes werden sie sich entscheiden müssen: Entweder finden sie einen Weg zurück nach Zion, oder sie akzeptieren die unausweichliche Folge der Schritte, die sie bereits gegangen sind. Denn in Wahrheit hatten die Charisianer von Anfang an recht. Im Augenblick mag es ja wirklich nur die ›Vierer-Gruppe‹ sein, die Mutter Kirche verdirbt. Aber wenn die Kirche nicht reformiert wird, dann muss sie rasch durch eine neue Kirche ersetzt werden. In Zukunft darf nicht eine neue ›Vierer-Gruppe‹ die Macht an sich reißen, nie wieder! Was noch wichtiger ist: Die Zauderer, die sich nicht an Charis wenden mögen, fallen unausweichlich dem Tempel in die Hände. Und solange Zhaspahr Clyntahn noch am Leben ist, wird es keine Heimkehr nach Zion geben – für keinen von ihnen! Blutgericht wird es geben, sonst nichts.
    Cahnyr selbst war schon vor langer Zeit zu dieser Schlussfolgerung gekommen. Damals hatte Clyntahn noch nicht alle Freunde des Erzbischofs von Gletscherherz und alle anderen Angehörigen von Samyl Wylsynns Kreis reformistisch eingestellter Vikare und Bischöfe abschlachten lassen. Nichts von dem, was Cahnyr seither erlebt hatte, ließ ihn je an seinem Entschluss wanken. Während seines Exils hatte Cahnyr viel Zeit und Energie in

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