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Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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nur zu zögern. Er konnte sie töten, weil sie es verdient hatten. Indem er Rache dafür nahm, was der Ortschaft Brahdwyns Torheit widerfahren war, konnte er auch die Brandstiftungen und Vergewaltigungen, die Folterungen und die Morde rächen, deren Augenzeuge er Seite an Seite mit Sailys Trahskhat im Charisianischen Viertel von Siddar-Stadt gewesen war. Die Täter von damals vermochte Raimahn nicht aufspüren, aber deren Brüder im Geiste hier in Gletscherherz schon.
    In den stillen frühen Morgenstunden, wenn Raimahn mit seiner Seele Zwiesprache hielt, hatte er erkannt, wovor er sich mehr fürchtete als vor allem anderen in der Welt: Wäre er in Siddar-Stadt geblieben, wäre er zu genau dem geworden, was er am meisten verabscheute und hasste: ein von Rachsucht getriebener, geradezu besessener Mann, der jeden Tempelgetreuen, der ihm begegnete, notfalls auch mit bloßen Händen sofort angriffe. Nicht für etwas, das dieser Tempelgetreue möglicherweise getan hatte, sondern einfach, weil er eben ein Tempelgetreuer war. Doch hier – hier in den Grauwallbergen – waren die Grenzen eindeutig und klar: Sie waren mit dem Blut und den Leichen der Dorfbewohner markiert, gezogen von den Männern, die sich durch ihre eigenen Taten verdammt hatten. Hier konnte Raimahn seine Feinde an dem erkennen, was sie taten , nicht nur an dem, woran sie glaubten . Raimahn versuchte sich einzureden, seine eigenen Taten seien mehr als nur schnöde Rache. Er verhindere mit seinen Taten, dass in weiteren Ortschaften wie Brahdwyns Torheit Blut flösse, vergewaltigt und gemordet würde. Hier konnte er seine eigenen Dämonen entfesseln, ohne befürchten zu müssen, sie könnten die Unschuldigen zusammen mit den Schuldigen vernichten. Hier bliebe er vielleicht – nur vielleicht! – der Mann, den seine Großeltern einst aufgezogen hatten.
    »Und?«, knurrte Zhan Fyrmahn.
    »Scheint zu stimmen«, antwortete Samyl Ghadwyn. Der stämmige Bergbewohner zuckte mit den Schultern. »Reichlich Fußspuren, dazu die Spuren von mindestens einem halben Dutzend Schlitten. Niemand hat auf mich geschossen. Zumindest dieses Mal nicht.«
    Wieder ein Achselzucken. Mürrisch verzog Fyrmahn das Gesicht, rieb sich die rot gefrorenen Wangen und starrte den Green-Cove-Pfad hinauf. Der Bergweg schlängelte sich an der Westseite des Tals entlang und stieg dabei etwa eine Meile weit stetig an. Vierhundert Fuß unter Fyrmahns derzeitigem Standort lag der schmale Silberfelsfluss, eine massive, graugrüne Linie aus unnachgiebigem Eis. Doch selbst dieses Eis war nicht so hart und unnachgiebig wie der Blick aus Fyrmahns Augen.
    Mit jedem Mitglied seiner Bande war Fyrmahn auf die eine oder andere Weise blutsverwandt – so war es bei allen Berg-Clans. Ghadwyn aber war nur ein Vetter vierten Grades. Manchmal vermutete Fyrmahn, Ghadwyn tue nicht mit ganzem Herzen Gottes Werk. Er hatte einfach nicht das Feuer, nicht den Eifer, den treue Söhne von Mutter Kirche haben sollten. Auch seine ›Basta!‹-Manieren missfielen Fyrmahn.
    Trotzdem war Ghadwyn einer seiner besten Kundschafter. Als Fährtenleser war er beinahe so gut wie Fyrmahn selbst und dabei ungleich geduldiger als die meisten anderen.
    »Das gefällt mir nicht, Zhan«, murmelte Mahrak Lohgyn. Seine Stimme verlor sich fast im Heulen des Windes. »Die Dreckskerle müssen doch bemerkt haben, dass wir ihnen auf den Fersen sind.«
    »Da hast du recht.« Fyrmahn verzog die spröden Lippen zu einem zornigen Grinsen. Mordlust glitzerte in seinen Augen.
    Mahkhom und seine ketzervernarrten Halsabschneider hatten die Lebensmittel gestohlen, die Fyrmahns Clan dringend benötigte. Ohne sie würde der Clan die bitteren letzten Fünftage des Winters nicht überstehen. Von den Männer, die den Transport sichern sollten, hatte keiner das Blutbad überlebt. Dabei waren sieben oder acht dem Feind lebendig in die Hände gefallen. Der hatte ihnen dann wie Schlachtvieh die Kehlen durchgeschnitten. Was konnte man von Ketzern auch anderes erwarten, was vom Mahkhom-Clan, diesem Geschmeiß?
    Wir hätten die alle schon vor Generationen ausrotten sollen! Feiglinge, hinterhältige Schweine, sonst nichts!
    Bittere Befriedigung loderte in Fyrmahns Blick, als er wieder daran dachte: Mahkhoms Frau hatte gefleht, doch wenigstens die Kinder zu verschonen, während die Männer ihr die Kleider vom Leib gerissen und sie in die Scheune gezerrt hatten. Das Miststück hatte nicht gewusst, dass ihre Blagen längst tot waren. Ach, hätte Fyrmahn doch Mahkhoms

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