Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
stehen.«
»Und das ist nicht die einzige Schwierigkeit, mit der wir uns herumschlagen müssen«, warf Seamount ein. »Der neue Stahl, den Meister Howsmyn fertigen lässt, ist härter und widerstandsfähiger, als wir erwartet hatten – vor allem der mit zusätzlichem Nickelanteil. Das ist natürlich in vielerlei Hinsicht erfreulich. Leider bedeutet das aber, dass wir daraus keine Panzerungen durchschlagende Granaten fertigen können. Denn Schießpulver-Ladungen allein würden Granaten aus Howsmyns neuem Stahl nicht mehr gut zerbersten lassen. Im Augenblick sieht es also so aus: Wir sollten uns bei den glatten Rohren auf Granaten aus Gusseisen beschränken. Bei den Geschützen mit gezogenem Lauf wäre ratsam, auf die schmiedeeisernen Granaten zurückzugreifen, die Howsmyn bereits entwickelt hat.«
»Im Golf von Tarot und vor Iythria haben diese ja auch ganz ordentliche Arbeit geleistet«, bemerkte Rock Point trocken.
»Zweifellos, Sir. Gegen Schiffe aus Holz und Hafenanlagen in leichter Bauweise werden sie auch weiterhin durchaus effektiv sein. Aber es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis die Gegenseite zumindest in ihren Festungen granatensichere Pulverkammern einrichtet. Zehn oder zwölf Fuß Erdreich, verstärkt durch einige Fuß massives Mauerwerk, halten wahrscheinlich dem Großteil unserer derzeitigen Granaten stand – selbst wenn sie von unseren Steilgeschützen abgefeuert werden. Wenn die Gegenseite erst einmal begreift, mit welcher Bedrohung sie es zu tun hat, wird man sich rasch bemühen, die eigenen Geschützbatterien gegen den Beschuss aus der Höhe zu sichern. Deswegen haben wir uns ja auch ganz darauf konzentriert, neue Granaten zu fertigen, die der nächsten, besser gepanzerten Generation von Festungen genau das antun können, was unsere Bombardierungsschiffe vor Iythria geschafft haben. Eigentlich hatten wir vor, Granaten zu konstruieren, die selbst dann noch mauerbrechende Wirkung entfalten, wenn die Gegenseite zu echter Festungspanzerung übergegangen ist. Für derartige Zwecke reichen eiserne Granaten nicht. Außerdem bersten sie nach dem Abschuss leichter oder zerschellen leichter beim Aufprall als solche aus Meister Howsmyns Stahl. Er hat ja sogar mit seiner neuen Abschrecktechnik erreicht, die Spitzen der Granaten zusätzlich zu härten. Aber wenn wir nicht Mittel und Wege finden, unser Pulver deutlich zu verbessern, hat es überhaupt keinen Sinn, Stahl-Granaten mit Schießpulver zu beschicken. Letztendlich wären wir damit dann wieder bei konventionellen Massivgeschossen angekommen. Die wären zwar deutlich schwerer und hätten eine sehr viel größere Durchdringungskraft. Aber es wären eben immer noch Massivgeschosse, keine explodierenden Granaten.«
»Sind Captain Rahzwail und Ihnen denn auch schon Ideen gekommen, wie sich das umgehen ließe?«, fragte Rock Point.
»Im Augenblick haben wir nur eine Idee dazu: Wir müssten eine Möglichkeit finden, unser Pulver einheitlicher zu körnen, Mein Lord«, beantwortete Rahzwail die Frage des High Admirals. »Wir müssten das Pulver … komprimieren können, sodass die einzelnen Körner sehr viel dichter würden. Wenn wir dabei die Körner auch noch so formten, dass sie eine größere Oberfläche aufweisen, sollte das die Brenngeschwindigkeit verringern. Dann würde das Geschoss etwas länger beschleunigt, statt von Anfang an durch die Reibungskräfte im Rohr wieder an Geschwindigkeit zu verlieren. Wären sämtliche Pulverkörner einheitlich groß, ließe sich so dafür sorgen, dass die Verbrennungsrate nicht mehr von der Charge abhängt, aus der das Pulver stammt. Damit könnten wir für jede Ladung schon im Vorfeld sehr viel effektiver ermitteln, welche Reichweiten und welche Flugbahn sich erzielen ließen. Wenn ich vielleicht noch eine Mutmaßung äußern dürfte, Mein Lord? Wenn wir das Pulver für die neuen Mahndrayns granulieren, führte dies auch zu verbesserten Mündungsgeschwindigkeiten. Darüber hinaus schlägt Commander Malkaihy vor, dem Pulver noch eine Art Streckmittel beizumischen, das die Verbrennungsrate zumindest bei dem Pulver für die Artillerie noch weiter herabsenkt. Da es im gewöhnlichen Schießpulver Holzkohle ist, aus der das eigentliche Treibmittel entsteht, befassen wir uns im Augenblick mit der Frage, ob man vielleicht andere Kohlearten nutzen könnte, die etwas langsamer abbrennen. Allerdings haben wir bislang noch nichts gefunden, was uns geeignet schiene.«
Es gelang Merlin, sich nichts anmerken zu lassen.
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