Nina 04 - Nina und das Raetsel von Atlantis
Andoras Körper entdeckt. Sofort hatte er diesen in den Palazzo Ca‘ d’Oro verfrachtet.
Er hatte eifrig daran gearbeitet, den hoch entwickelten Androiden wieder zum Leben zu erwecken. Deswegen hatte er den Ratsherren auch nicht die Tür geöffnet. Und währenddessen war ihm eine weitere diabolische Idee in den Sinn gekommen. Er hatte nicht nur Andoras Schaltkreisläufe wiederhergestellt, sondern auch die Inschrift »Andora, karkonianischer Roboter« auf dem Sarg ausradiert und an ihrer Stelle den Namen des Bürgermeisters eingraviert.
Mit diesem Sarg hatte er die Lösung für ein großes Problem gefunden: Er würde so die Ermordung von LSL verkünden können und eine große Beerdigung veranstalten. Ein wahrhaft bösartiges Unterfangen, das wieder einmal Nina und ihre Freunde zum Ziel hatte. Ein perfekter Plan.
Nina konnte unterdessen nicht ahnen, dass Andoras Sarg in Karkons Hände gelangt war. Denn der Film, den sie auf dem Laken im Labor angeschaut hatte, war abrupt abgebrochen, nachdem er Karkons Rettung gezeigt hatte. Mehr war nicht zu sehen gewesen.
Am nächsten Morgen hingen an Venedigs Mauern Tausende von Todesanzeigen. Für die Venezianer war es ein wahrer Schock. Auch weil auf der Mitteilung klar geschrieben stand, dass LSL vergiftet worden war!
Die Richter leiteten sofort Ermittlungen ein, um herauszufinden, wer Loris Sibilio Loredan ermordet hatte.
STÄDTISCHE TRAUER
Unser lieber und verehrter Bürgermeister von Venedig, Marquis Loris Sibilio Loredan, ist ermordet worden. Er wurde hinterlistig vergiftet!
Wir fordern alle Venezianer zur Mithilfe auf, um den Schuldigen zu finden.
Die Trauerfeier wird morgen um 11:30 Uhr in der Basilika von San Marco stattfinden. Bei der Zeremonie wird Graf Karkon Ca‘ d’Oro ein wichtiges Dokument verlesen, das LSL kurz vor seinem Tode aufgesetzt hat. Geschäfte, Ämter und Schulen bleiben geschlossen.
Die zehn Ratsherren
Zu früher Stunde hatte Visciolo dem Grafen eine der Todesanzeigen in den Palast gebracht. Sobald dieser sie gelesen hatte, rieb er sich die Hände und eilte übermütig ins Krankenzimmer. Er hatte etwas Wichtiges zu erledigen.
Eingetaucht in die Regenerierungswanne ruhte Andora, reglos und die Augen geschlossen.
Alvise und Barbessa tauschten gerade zum wiederholten Mal den Filter mit dem Lebenswasser, einer alchimistischen Flüssigkeit, die speziell für diesen Anlass entwickelt worden war. Die Stromkreise des Androiden und die mechanischen Teile waren fast vollständig wiederhergestellt. Es fehlte nur der neue Mikrochip, den der Graf noch in die Gehirnschaltkreise seines Lieblingsandroiden einsetzen musste. Bevor er mit der Implantierung des Mikrochips anfing, nahm Karkon das Gesicht seiner künstlichen Kreatur in die Hände. Fast zärtlich sagte er: »Mach dir keine Sorgen, du wirst noch stärker und intelligenter werden als zuvor. Die Verbindung zu Ninas wahrer Tante brauchen wir nicht länger. Ich habe andere Aufgaben für dich.«
Dann machte er sich an die Arbeit. Nach zwei Stunden war der Mikrochip aus stattlichem Selen, dem jüngsten, vom Grafen erfundenen alchimistischen Präparat, mit Strängen aus Tensium und in einer mit Ombium gefüllten Kugel in Andoras Gehirn eingesetzt.
Dann wandte sich Karkon zu den Zwillingen: »Überprüft die Temperatur des Lebenswassers und macht in einer Stunde eine Blutabnahme. Ich will sehen, ob das Schwefelmagma in bestmöglichem Zustand ist.«
Alvise und Barbessa gehorchten stumm. Andora würde bald wieder auf den Beinen sein.
Während im Palazzo Ca’ d’Oro alles bestens lief, herrschte in der Villa Espasia keine gute Stimmung. Carlo, der Gärtner, und Professor José waren zu Ljuba in die Küche gekommen und hatten ihr die Nachricht von LSLs Tod überbracht.
»Wie bitte? Der Bürgermeister wurde vergiftet?«, rief die russische Kinderfrau, die vor Entsetzen eine Schüssel voller Vanillecreme umstieß.
»Ja. Es ist furchtbar! Wer weiß, wer das getan hat. Jetzt werden alle diejenigen, die sich bisher gegen ihn gestellt haben, in große Schwierigkeiten kommen«, sagte Professor José und verzog das Gesicht.
»Sie wollen damit doch nicht etwa sagen, dass sie es jetzt auf Nina, ihre Freunde und auch auf Sie abgesehen haben, Professor?«, sorgte sich Ljuba.
»Keine Ahnung, ich weiß nicht, was ich denken soll«, antwortete der Lehrer und legte seinen spitzen Hut auf den Tisch.
Ljuba nahm die cremeverschmierte Schürze ab, griff nach dem Tablett mit dem fertigen Frühstück für Nina, stieg
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