Nina 04 - Nina und das Raetsel von Atlantis
wirkte auch nur im Geringsten bedrohlich. Das Hauptportal war geöffnet und Nina trat hindurch. Auf dem Boden entdeckte sie Blutstropfen.
»Karkon ist hier drin!«, raunte sie und umfasste den Griff des Taldom Lux fester.
Als sie eintrat, sah sie den Zuschauerraum mit seinen muschelförmigen Stühlen. An der Decke hingen zehn Kronleuchter aus klarem Kristall, die die Logen beleuchteten. Die Verzierungen und Säulen waren aus feinstem Gold und mit wertvollen Edelsteinen geschmückt.
»Was für eine Pracht! Wer weiß, was hier einmal für Theaterstücke und Konzerte aufgeführt wurden«, hauchte Nina ehrfürchtig.
Ein Rascheln riss sie aus ihren Gedanken. Sie schaute zur Bühne und sah, dass langsam die Lichter und Scheinwerfer angingen. Eine Frühlingsszene war auf der Bühne dargestellt. Im Hintergrund leuchtete ein blauer Himmel und an den Seiten standen Bäume in voller Blüte. Aus einem Springbrunnen sprudelte klares Wasser hervor. Plötzlich kamen wie aus dem Nichts etwa zwanzig Schwalben herbeigeflogen. Sie flatterten um den Brunnen und ließen sich schließlich auf den Zweigen der Bäume nieder.
»Die Schwalben! Das vierte Geheimnis!«, jubelte Nina.
Doch sie täuschte sich. Der Kelch der Shandà befand sich noch immer in Karkons Händen. Dies waren nicht die Gedankenschwalben der Erdenkinder. In Wahrheit war die Szene eine tödliche Falle!
Überglücklich stieg Nina auf die Bühne und wollte sich den Schwalben nähern. Doch da ertönte plötzlich ein tosender Lärm, der das ganze Theater erzittern ließ. Aus den Kulissen rollten donnernd sechs riesige glühende Eisenkugeln, die das gesamte Bühnenbild in Brand setzten.
Das Mädchen vom Sechsten Mond war mittendrin und versuchte hektisch, den großen Feuerkugeln auszuweichen. Wie eine übergroße Fledermaus kam Karkon plötzlich von einem der Balken herabgeflogen. Er hielt sich an einem Seil fest und schwenkte siegessicher den Kelch der Shandà. Nina wurde von einer Kugel erfasst und stieß gegen einen Baum, der schon lichterloh brannte.
Rasend schnell verschlang das Feuer einen Großteil des Zuschauerraums. Schwarzer Rauch hüllte das Theater von Atlantis ein.
Nina suchte, auf allen vieren kriechend, hinter der Bühne Schutz, aber die Flammen peitschten erbarmungslos heiß auf ihren Rücken. Da spürte sie einen kleinen Luftzug auf ihrem Gesicht. Sie kroch in die Richtung, aus der das Lüftchen zu kommen schien, und fand einen Ausweg aus der brennenden Hölle. Erschöpft, die Lungen voller Rauch und die Haut vom Feuer angesengt, schleppte sie sich zu einem nahe gelegenen Brunnen, um sich zu erfrischen. Karkon war zwar entkommen, doch seine Flucht würde bald ein Ende haben.
Als Nina wieder ruhig atmen konnte, kontrollierte sie schnell, ob sie noch all ihre magischen Utensilien in ihren Hosentaschen hatte. Zum Glück waren sie noch da - die Glaskugel, die Gugi-Feder, der Halbmondschlüssel und der sternförmige Schlüssel, das Schriftstück des Flammenden Drachen, der magische Federhalter, den Sia Justitia ihr gegeben hatte, und die letzte Alchitarotkarte Qui Amas.
Während sie diese betrachtete, hörte sie aus einer nahen Gasse ein leises Klagen. Nina stand langsam auf und ging vorsichtig ein paar Schritte näher heran. Ein bedrohlich aussehender Schatten mit drei Armen erschien vor ihr.
»Ein Monster!«, entfuhr es ihr erschrocken.
Mit angehaltenem Atem ging sie weiter. Sie war schon bereit, den Taldom Lux gegen das Monster einzusetzen, als sie plötzlich erkannte, wer da vor ihr stand.
»Dodo!«, rief Nina erleichtert.
Hilflos hielt ihr der Freund mit den roten Haaren Max’ Metallarm hin. Er brachte vor lauter Schluchzen fast kein Wort hervor. »D... das w... war ich n... nicht«, stammelte er immer wieder.
»Dodo, bin ich froh, dass ich dich wiedergefunden hab!«, jubelte Nina und umarmte ihn stürmisch.
Er schaute sie mit verlorenem Blick an. »Nina, wir müssen Max sch... schnell seinen Arm zurückb...bringen.«
»Mach dir keine Sorgen, hab keine Angst. Wir gehen jetzt zu ihm. Aber pass auf. Karkon ist hier irgendwo«, ermahnte ihn Nina.
»K... K... Karkon?«, fragte Dodo zitternd.
»Ja, aber er hat seinen Pandemon Mortalis nicht mehr. Also kann er nicht auf uns schießen. Das vierte Geheimnis ist allerdings noch bei ihm.«
»Oh nein!«, rief Dodo bestürzt.
»Doch, er hat den Kelch der Shandà! Aber jetzt werden wir ihn uns holen. Und dann werden wir auch Max wiederherstellen.«
Nina kam langsam wieder zu Kräften und Dodo hörte
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