Nina 04 - Nina und das Raetsel von Atlantis
Geheimnis!«, rief das Mädchen vom Sechsten Mond.
»Genau. Das letzte aller Geheimnisse!«, sagte er stolz und versteckte es hinter seinem Rücken.
»Was machst du denn? Cesco!«, rief Nina.
»Ich will eine Belohnung«, sagte der Junge verschmitzt.
»Was denn für eine Belohnung?« Nina sah ihn böse an.
»Einen Kuss. Denn den hab ich mir verdient.« Cesco grinste.
Nina musste lächeln. Aber sie richtete den Taldom Lux direkt auf das Herz ihres Freundes.
»Mach keine Scherze. Das ist jetzt nicht der Moment dafür! Gib mir den Kelch der Shandà!«
Cesco schüttelte schnaufend den Kopf und reichte der jungen Alchimistin das kostbare Gefäß. »Ist ja schon gut. Reg dich nicht auf. Mit dir kann man aber auch nie einen Spaß machen.«
Nina sah ihn schief an und sagte ernst: »Scheint dir das wirklich der richtige Augenblick zum Spaßmachen zu sein? Los, gehen wir. Wir müssen Max retten!«
Der gute Androide lag immer noch regungslos auf dem Boden neben dem Altar der Flamma Ferax. Andora steckte ihm den Metallarm an, doch die Verbindungen waren zerstört.
Cesco war wieder ernst geworden. Er öffnete Max’ Tasche und zog zwei Zangen, einige Drähte und einen Spezialkleber hervor. »Macht Platz. Ich kümmere mich darum.«
Nina beobachtete jede Bewegung ihres Freundes, und ihr wurde klar, wie begabt Cesco wirklich war.
Während der Junge die schwierige Operation unter Andoras Anleitung ausführte, blieben Fiore und Roxy bei Karkon, um ihn zu bewachen. Der Graf verlor sehr viel Blut. Sicher hatte er nicht mehr lang zu leben.
In diesem Moment loderten die Flammen des Altars auf und die gelb-schwarzen Augen, die auf die blaue Mosaikwand gemalt waren, begannen zu leuchten.
Aus dem Feuer der Flamma Ferax ertönte eine kräftige Stimme.
»Wir sind die Augen von Atlantis. Vor euch liegt das Böse gefangen im Netz. Aber es muss bereuen. Bringt den Körper des Grafen näher und lasst zu, dass wir die reinigende Handlung durchführen.«
Die Flammen züngelten weiterhin hoch und die Augen auf der Mauer leuchteten immer intensiver.
Nina und Andora zerrten Karkon schnell bis zum Altar.
Fiore, Dodo und Roxy standen schweigend da, während Cesco noch weiter an Max arbeitete. Er hatte nur kurz zu den Augen von Atlantis aufgeschaut und den Eingriff am Arm unterbrochen, um den Worten des Feuers zuzuhören.
Als Nina und die Androidenfrau einige Schritte von Karkons Körper zurückgetreten waren, löste sich eine Feuerzunge aus der Flamma Ferax, züngelte zu Karkon und sprach erneut: »Magister Magicum, teuflischer Zauberer, hinterhältiger Alchimist. Hörst du meine Stimme?«
Eingewickelt in das Netz blickte der Graf ins Feuer, das über seinem Kopf brannte, und antwortete schwach: »Ja, ich höre dich. Aber ich sterbe ...«
»Du wirst nicht sterben. Sprich den Satz aus, den du bereits kennst. Reinige dich selbst!«
Mit trockenem Hals brachte Karkon langsam den Satz über die Lippen, der ihn von den furchtbaren Schandtaten, die er in seinem Leben begangen hatte, erlösen würde: »Conscientia Opprimor.«
»Wiederhole es. Und heb die Stimme.«
Unter höchster Anstrengung schrie der Graf mit dem wenigen Atem, der ihm blieb: »Conscientia Opprimor!«
Karkons Stimme hallte durch Atlantis. Fische und Quallen jenseits der Glaskuppel zuckten zurück.
In diesem Moment spürte Nina eine unendliche Kraft durch ihre Adern fließen.
»Er hat es bereut...! Karkon hat es bereut!«, jubelte sie.
Fiore stellte sich erstaunt neben den Grafen. »Deine Schuldgefühle belasten dich wohl, was? Endlich hast du es zugegeben. Das wurde auch Zeit!«
Der Graf schien seine grausamen Taten ehrlich zu bereuen.
Hatte die Alchimie des Lichts endlich gesiegt?
Die Flamme dehnte sich aus und formte einen Kreis, der sich in den weiten Pupillen der gelb-schwarzen Augen spiegelte. Zwischen ihnen tat sich die Mosaikmauer auf. Ein Tunnel wurde sichtbar.
»Ein Ausgang!«, rief Nina.
Andora und die Freunde standen erstaunt da. Karkon nutzte die Gelegenheit, wand sich im Netz und schaffte es heimlich, etwas aus der Tasche seines Umhangs zu ziehen. Es war Got Malus, die mächtigste der Alchitarotfiguren. Die magische Karte blieb unscheinbar am Boden liegen. Keiner der Freunde hatte bemerkt, dass der dunkle Magier noch immer nicht aufgegeben hatte. Seine Boshaftigkeit war nicht ausgelöscht worden. Karkon hatte nichts bereut!
Von Neugier gepackt wollte Cesco sofort herausfinden, wohin der geheimnisvolle Eingang führte. Er hatte es auch endlich
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