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Nina, so gefällst Du mir

Nina, so gefällst Du mir

Titel: Nina, so gefällst Du mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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immer noch an diesen Bengel? Ja, das hat nun allerdings wenig Zweck; denn der ist vorgestern mit Espetun nach Holland gefahren.“
    „Was?“
    „Ja, auf Geschäftsreise. Der Onkel kann plötzlich sein Auto nicht mehr selber fahren.“ Martin Löge lachte ein wenig. „Er tut sich so viel auf diesen hübschen Neffen zugute, weißt du. Es geht immerzu ,mein Junge* hier und ,mein Junge’ da. Und ,mein Junge’ mußte unbedingt mit nach Holland sowohl als Chauffeur wie auch als Dolmetscher. Er soll in Sprachen sehr tüchtig sein.“
    „Aha“, sagte Frau Löge.
    „Aha’st du schon wieder, du kluge Frau?“
    „Ich tue es nur, weil mir Ninas plötzliches Interesse für Sprachen einfiel“, sagte seine Frau. „Ich ahnte doch, daß da irgendwo ein kleiner Wauwau begraben ist.“
    „Der Wauwau befindet sich vermutlich jetzt schon in Dänemark oder vielleicht in Norddeutschland, und bis er nach Hause kommt, ist Nina längst wieder gesund und munter.“
    „Das denkst du so“, murmelte Frau Löge. Denn sie wußte, es würde mit Nina nur langsam vorwärtsgehen, wenn die einzige Medizin, die wirklich etwas half, in einem Auto irgendwo auf der Landkarte herumfuhr, sehr weit von Lillevik und Norwegen entfernt.
    „Aha“, sagte auch Nina, als die Mutter ganz beiläufig erwähnte: „Und denke dir, Espetun ist mit seinem Neffen zusammen im Ausland.“
    Und nun nahm eine stille Ruhe von Nina Besitz. Sie horchte nicht mehr gespannt nach jedem Auto auf der Straße oder auf jedes Läuten an der Tür. Langsam, langsam begann sie sich zu erholen. Der Arzt lockerte die Diät ein wenig, und wenn Nina auch nicht gerade zunahm, so hörte sie doch jedenfalls auf, ständig abzunehmen.
    Es dauerte mehrere Wochen, ehe es ihr gestattet wurde, Besuch zu empfangen, Wochen, in denen die weißen Anemonen den Maiglöckchen Platz machten, in denen der lichte, hellgrüne Schimmer über den Birken zu einem dichten, dunkelgrünen Laubgehänge wurde, in denen die Wintersachen eingepackt wurden und die drei Schneiderinnen in Lillevik von Haus zu Haus gingen und den Damen Sommerkleider nähten.
    Ob in Holland wohl jetzt die Tulpen blühen? dachte Nina, die im Morgenrock und warm in eine Decke eingewickelt am Fenster saß. Ihre Freundinnen kamen und erzählten von Radfahrten und Sommerausflügen, die sie planten. Ende Maierschien Nils, ein wenig bleich um den Schnabel, aber stolz und glücklich über sein bestandenes Abitur.
    Nils erzählte und redete von allem zwischen Himmel und Erde und kam auch noch einmal auf den Ball bei Espetuns zurück.
    „Möchte wirklich mal wissen, wie Espetun ohne den Goldjungen auskommt“, sagte Nils. „Go-go-Goldjungen? M-meinst du Gunnar?“
    „Ja, wen denn sonst? Der ist nämlich ganz und gar von der Bildfläche verschwunden!“
    Nina schluckte. „Ich dachte, der wäre in Holland, mit dem Onkel!“
    „War er auch. Und dann kamen sie nach Haus, und ‘ne Woche später war der Goldjunge weg, und Espetun fährt nun seinen Straßenkreuzer selber. Wahrscheinlich braucht der Junge einen Urlaub nach dem anstrengenden Fahrerberuf“, lachte Nils.
    Nina entgegnete nichts. Und Nils erzählte eine wüste Geschichte von einer Abiturientenfahrt nach Lynghei. Nina hörte nur mit halbem Ohr zu.
    Gunnar war fort, fort aus der Stadt!
    War er nach Hause gefahren, nach Trondheim?
    Wahrscheinlich besuchte er seine Mutter und die kleine blinde Schwester.
    Aber er mußte doch bald nach Lillevik zurückkommen – er hatte doch eine Stellung in der Fabrik. Und war doch bei den reichen Espetuns wie der Sohn im Haus gewesen.
    Natürlich kam er zurück! Bald – bald…
    Nina war wieder auf und durfte auch schon an die Luft gehen. Sie war dünn wie ein Strich, und der Arzt schüttelte den Kopf.
    „Hast du das Essen verlernt, Nina?“ sagte er. „Du siehst aus wie ein Gespenst. Jetzt darfst du essen, was du möchtestNutze das aus! Ein Gewicht, wie du es jetzt hast, wünsche ich das nächste Mal nicht wieder zu erleben.“ Besorgt starrte er auf Ninas Karteikarte. „Achtundvierzig Komma sieben Kilo“ hatte er eben notiert.
    „Du mußt mindestens auf fünfundfünfzig kommen, und zwar so schnell wie möglich“, sagte er energisch. „Dann bist du immer noch gertenschlank bei deiner Größe. Also mach, daß du nach Hause kommst, und iß gefälligst!“
    Nina lächelte matt.
    Die Eltern waren besorgt. Es war ganz schrecklich, wie sehr diese Krankheit an Nina gezehrt hatte. Sie war müde, hatte zu nichts Lust und konnte sich nicht dazu

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