Nina, so gefällst Du mir
nun ihr muffiges Gesicht nicht mehr zu sehen brauchen!“
„Könnten wir der ‚begabten Bellina’ bloß eine Einspritzung mit konzentrierter Intelligenz geben, dann kämen wir durch“, seufzte Grete. Aber dann mußte sie lachen. „Ja, ja, vielleicht schaffen wir es, wenn du wirklich…“
„Unbedingt!“ sagte Nina. „Ich werde wirklich. Ich rühre mich nicht aus Sirili fort, bis deine Mutter zurückgekommen ist oder bis du eine erstklassige Hilfe bekommen hast.“
„Ach, Nina!“ sagte Grete.
„Fräulein Löge, können Sie eben mal einen Augenblick heraufkommen?“
Es war Fräulein Dyring, die rief. Die „begabte Bellina“ hatte gerade die Platten mit Kalbsbraten nach oben getragen, und jetzt reichte Nina ihr die Saucenschüssel.
Siehe da, was mochte da nun los sein? Nina band sich die Küchenschürze ab und lief hinauf.
Oben an der Treppe stand Fräulein Dyring mit einem kleinen Lächeln. „Wir brauchen ordentliche Messer, Fräulein Löge. Bella hat uns die Fischbestecke gedeckt.“
„Ach, du heiliger Bimbam!“ Nina legte schnellstens Messer und Gabel herum und sammelte die Fischbestecke wieder ein.
„Sie haben doch gestern die Fischmesser für gebratenen Heilbutt gedeckt, und da dachte ich, sie wären auch für Braten richtig“, verteidigte sich Bella hinterher. Nina und Grete seufzten im Chor.
„Was willst du jetzt holen?“ fragte Grete. Bella hatte den Schrank geöffnet, wo die Rauchwaren aufbewahrt lagen.
„Der Engländer wollte eine Zigarre haben.“
„Zigarre? Jetzt, mitten beim Essen?“
„Ja, er sagte Zigarre.“ Nina ging ein Licht auf.
„Hat er nicht ,sugar’ gesagt?“
„Doch… doch, das kann sein, daß… es hörte sich aber an wie Zigarre.“
Nina drückte ihr eine Zuckerdose in die Hand. „,Sugar ’ bedeutet Zucker, Bella. Lauf jetzt hinauf, aber‘n bißchen hoppla!“
„Ich muß zum Krämer nach ,Blaufall’ rauf, Nina. Es geht schneller, als wenn ich nach Bekkum fahre, und sie haben ja sicher dort oben irgendwelches Gemüse. Ich bin geschwind wieder da.“
„Ja, fahr du nur.“
„Ist es schlimm, daß ich dir alles allein überlasse…“
„Ja, aber daran ist nun nichts zu ändern. Es ist ja nur der Lunch, und den schaffen Bella und ich schon. Mach, daß du wegkommst, um so eher bist du wieder hier.“
Grete verschwand, und Nina fuhr in ihrer Arbeit fort. Sie machte die kleinen Platten für den kalten Tisch zurecht. Es war leicht gesagt, Grete solle machen, daß sie wegkam.
Aber es war keineswegs so leicht, allein fertig zu werden. Hätte sie wenigstens eine brauchbare Hilfe zum Bedienen! Jetzt mußten Nina oder Grete unaufhörlich loslaufen, um Bellas Schnitzer wieder in Ordnung zu bringen oder um sich mit der Schweizer Dame oder den beiden Engländern zu verständigen, wenn sie etwas bestellten. O nein, leicht war es wirklich nicht, nein…
Und es war auch nicht leicht, die schweren Körbe und Kisten vom Lieferauto herabzuheben und die Koffer der Gaste zu schleppen.
Nina hatte den Lunch fertig und lief nach oben, um nachzusehen, ob Bella den Tisch vernünftig gedeckt hatte.
„Schau her, Bella“, erklärte sie geduldig. „Denke doch nur einmal ein kleines bißchen nach! Die flachen Aufgebelöffel sind für flache Platten. Die tiefen Löffel sind für Mayonnaise und Marmelade und alles das, was in tiefen Schüsseln aufgetragen wird. Die Aufschnittgabeln sind für Dinge, die man leicht aufspießen kann, so wie Schinken und Wurst und dergleichen. Die Sardinengabeln sind nur für Sardinen. Die gehen nämlich kaputt, wenn man versucht, sie mit einer spitzen Gabel aus der Dose zu angeln. Glaubst du nun, daß du das behalten kannst, Bella?“
„Ja, sicher“, meinte Bella. Sie stellte sich hin und blickte über Ninas schönes kaltes Büfett.
„Das ist schön, Bella. Ich laufe jetzt nach oben und richte den warmen Gang an. In zwei Minuten kannst du zum Lunch klingeln.“
„Ja, gewiß“, sagte Bella diensteifrig und steckte einen Tomatenheber in die Apfelsinenmarmelade.
Die Küche floß über von schmutzigem Geschirr. Nina arbeitete im Schweiße ihres Angesichts. Wie viele Küchenhandtücher hatte sie schon verbraucht! Sie mußten so schnell wie möglich die Wäsche wegschicken. Ach du liebe Zeit! Heute mußten ja die Betten neu bezogen werden… „Bella, hör zu! Du weißt doch, wo die Bettwäsche liegt.“
„Ja, gewiß! Ich habe ja immer die Betten neu bezogen.“
„Das ist großartig, Bella. Hier ist der Schlüssel zum Leinenschrank.
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