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Nina, so gefällst Du mir

Nina, so gefällst Du mir

Titel: Nina, so gefällst Du mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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„Ich löse dich mit dem Aufwasch ab.“
    „Ach, Nina, du bist ein Engel! Ich glaube, ich werde bald verrückt. Schau, Nina, hier hast du eine Schürze.“
    Nun stand Nina und wusch auf und wusch auf, wechselte das Wasser und wusch weiter auf. Als Grete Platten und Kartoffelschüsseln und Saucieren geleert hatte, wurden diese auch auf die Aufwaschbank gestellt.
    Und mitten in dieses alles hinein klingelte es, und die „begabte Bellina“ sauste mit warmer Milch und Brause und Zigaretten nach oben, vergaß die Hälfte und sagte verkehrte Namen, wenn Bestellungen notiert wurden.
    „Ach, Mädchen! Kannst du denn nicht einen Block und einen Bleistift mitnehmen und es gleich aufschreiben? Auf diese Weise gehen wir bankrott.“
    „Wo ist Elise?“ fragte Nina hinter ihrem Berg von Töpfen.
    „Ihre Hoheit geruhte, in die Stadt zu fahren“, sagte Grete. „Mutti war damit einverstanden gewesen, daß sie ihren freien Tag umlegte. Und meinst du, das Biest läßt es sich anfechten, daß wir hier jetzt allein schuften? Nein! Abgemacht bleibt abgemacht! Ich hätte sie am liebsten mit meinen eigenen Händen erwürgt. Herrgott, Bella! Herr Larsen bekommt Virginia-Zigaretten, das da sind türkische. Und schreib es jetzt sofort auf. – Saubere Geschirrtücher liegen im Schrank rechts, Nina. – Himmel, wo ist die Mittagsliste?
    Da ist sie. Mutti hatte doch falschen Hasen für morgen aufgeschrieben. Aber meinst du vielleicht, Elise könnte das? Ich möchte Gift darauf nehmen, daß er auseinanderfällt, und dann haben wir lauter kleine Klöße…“
    „Ich kann falschen Hasen machen, Grete“, sagte Nina. „Das war in der Haushaltungsschule meine Glanznummer. Und ich habe ja auch Übung darin, große Portionen zu machen.“
    „Ach, Nina, Nina! Würdest du das wirklich tun? Du Liebe, Gute! Du weißt gar nicht… Ach, was bin ich auch für ein Dummkopf. Guck doch, jetzt stehe ich da und heule. Es ist nur, weil mir ein Riesenstein von der Seele ist, Nina. Und dann bin ich sicher auch etwas überanstrengt.“
    Die „begabte Bellina“ war mit den Zigaretten nach oben gegangen. Nina und Grete waren allein.
    Nina trocknete sich die Hände ab und ging zu der Freundin hin. Sie legte den Arm um ihre Schultern.
    „Grete, ich bin gemein gewesen, ganz egoistisch und gemein, daß ich nicht daran gedacht habe, wie sehr du Hilfe nötig hattest. Sei mir nicht böse, Grete. Ich werde versuchen, es wieder gutzumachen.“
    In Nina war irgend etwas aufgetaut. Ihre Stimme war anders geworden; Wärme und Freundschaft klangen hindurch.
    Grete blickte auf und lächelte durch Tränen. „Jetzt bist du genauso wie früher, Nina. So warst du in der Schulzeit. Liebe Nina!“
    „Von wegen lieb“, murmelte Nina. „Ein Schafskopf bin ich gewesen. Ein Riesenschafskopf! Aber weißt du was? Oh, ich habe eine Idee! Warte mal eben fünf Minuten, aber rühre den Aufwasch nicht an. Ich komme sofort zurück und mache ihn fertig. Aber ich muß erst was erledigen.“
    Nina riß sich die Schürze herunter, fuhr sich schnell durchs Haar und lief ins Wohnzimmer hinauf. Sie blickte sich im Kreise um. Richtig, dort saß Fräulein Dyring. Nina ging geradewegs auf sie zu. Sie sprach leise und eifrig auf sie ein.
    Fräulein Dyring nickte und lächelte. Sie war einverstanden. „Nein. Ich will es nicht sagen“, erklärte sie zuletzt. „Sagen Sie es selbst, Fräulein Löge. Ich werde Sie unterstützen.“
    „Ja, aber ich…“ Fräulein Dyring schlug energisch an ihr Limonadenglas, und die Unterhaltung im Zimmer verstummte. Alle richteten den Blick auf Fräulein Dyring.
    „Ich möchte einen Augenblick um Ihre Aufmerksamkeit bitten“, sagte Fräulein Dyring mit ihrer klaren, festen Stimme. „Nina Löge hat etwas Wichtiges auf dem Herzen, was sie Ihnen gern sagen möchte.“
    Nina Löge? Die Gäste sahen erstaunt erst Nina an und dann sich gegenseitig. Dieses stille, blasse Mädchen? Das fast nie ein Wort sagte? Dieses in sich gekehrte, scheue Ding? Was hatte sie ihnen wohl zu sagen?
    „Ich möchte nur etwas vorschlagen“, sagte Nina leicht errötend und stotternd. „Ich wende mich vor allem an die jungen Menschen unter Ihnen. Sie wissen, wie trostlos Frau Jerndal dran ist und daß sie viele Wochen im Krankenhaus liegen muß, und Sie begreifen sicher, wie schlimm es ist, wenn die Hausfrau und Pensionsmutter plötzlich ausfällt, die das Schwungrad gewesen ist. Nun sitzt hier ein achtzehnjähriges Mädchen als Chefin. Und sie möchte so furchtbar gern vermeiden,

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