Nina, so gefällst Du mir
daß Zottel entsetzlich ist, dann werden Sie hier sicher auch rausgeworfen. Zottel ist wirklich niedlich.“
„Natürlich ist er niedlich, entsetzlich niedlich! Ja, und dann kam ein Mädchen.“
„Auch entsetzlich?“ gluckste Grete.
„Alles andere als entsetzlich“, fuhr Gunnar unerschütterlich fort. „Und dann machte sie sich daran, einige schwere Kartons aus dem Laden herauszutragen…“
„… und dann erschien ein vollendeter Kavalier und begann mir zu helfen. Und dann kamen wir ins Reden, und ich erfuhr, daß er im ‚Blaufall’ rausgeworfen worden ist. Und dann fragte ich ihn, ob er mit mir nach Sirili…“
„Und ich erfuhr, daß das kleine grüne Auto hier in die Pension von Sirili gehört. Und da fragte ich, ob sie dort vielleicht Hilfe nötig hätten…“
„… und da hätte ich dich beinahe umarmt.“ Sie merkte offensichtlich nicht, daß sie du sagte. „Aber weißt du, Nina, ich mußte doch erklären, daß es sich hier um das Bedienen von ganz alltäglichen bürgerlichen Pensionsgästen handelte und nicht gerade darum, Cocktails für Millionäre zu mischen.“
„Danke! Mein Bedarf an Cocktail trinkenden Millionären ist für den Rest meines Lebens gedeckt“, sagte Gunnar. „Das ist wahrhaftig das Tollste, was mir in meinem Leben begegnet ist. Grete stellte mich also vom Fleck weg an, und hier bin ich und nun möchte ich wissen, wo ich die Teller hinstellen soll, und ob die Bestecke in eine Anrichteschublade kommen oder wohin sonst…“
„Sie müssen doch erst einmal ihr Gepäck an den Platz stellen“, meinte Nina.
„Klar“, sagte Grete. „Ich hoffe, in Elises Zimmer sieht es einigermaßen ordentlich aus. Kommen Sie mit mir, Wigdahl – ach was, ich sage Gunnar, nicht wahr? Das ist viel einfacher. Also, ich will dir mal zeigen…“ Grete stockte. Ihre Augen fielen auf Nina, auf ihr Gesicht. Die Wangen glühten, ihre Augen glänzten wie Sterne.
„Aha“, brummte Grete, und laut fuhr sie fort: „Oder willst du so nett sein und Gunnar nach oben bringen, Nina? Offengestanden, ich habe einiges zu tun…“
„Klar“, sagte Nina. „Tun Sie Ihr Gepäck – tu dein Gepäck in den Küchenaufzug. Er geht bis hinauf in den zweiten Stock.“
Und Nina war es so, als ob sie mit Gunnar zusammen die drei Treppen nach oben schwebte. Als sie in Elises Zimmer kamen, sahen sie die Bescherung. Hier lag dicker Staub, das Bett war ungemacht; im Aschenbecher waren Zigarettenstummel, auf dem Tisch stand eine Vase mit welken Blumen.
„Du liebe Zeit! Wie sieht es hier aus!“ sagte Nina. „Ich mache schnell Ordnung.“
„Du wirst jetzt ganz schnell ein Laken hervorholen, einen Bettbezug und einen Kissenbezug und zwei Handtücher“,lächelte Gunnar. „Alles übrige mache ich selbst.“
Nina holte das Bettzeug, und Gunnar öffnete das Fenstersperrangelweit, schüttete den Aschenbecher aus und beganndas Bett abzuziehen. Nina blieb einen Augenblick stehen.
„Wie… wie anders Sie… wie anders du bist, Gunnar“, sagte sie zögernd, „so ganz anders…“
Gunnar drehte den Kopf nach ihr um und lächelte sie an, und sein Lächeln war weich und echt. „Du auch“, sagte er, und in seiner Stimme lagen Wärme und Freude.
Nina blieb noch immer stehen. „Und… und es ist… es ist wirklich nett, dich so kennenzulernen, wie du jetzt bist“, sagte sie leise. „Gleichfalls, Nina!“
„Ich muß wieder runter, Gunnar. Ich habe so viel zu tun.“
„Ich komme sofort nach. Will nur das Allernötigste auspacken und nachsehen, ob ich eine reine Servierjacke habe.“
„Gut, bis nachher!“
Nina hatte die Tür aufgemacht. Da hörte sie Gunnars Stimme wieder hinter sich: „Du, Nina! Du bist eine famose Person. So gefällst du mir – daß du es weißt!“
Als Nina wieder in die Küche hinunterging, setzte sie die Füße nicht auf eine abgetretene Holztreppe, sie schwebte auf rosa Wolken. Nie in ihrem Leben war sie so glücklich.
Das bessere Ich
Zum erstenmal, seit sie angefangen hatte, hier mitzuarbeiten, fiel es Nina schwer, abends einzuschlafen. Aber es war eine glückliche Schlaflosigkeit. Sie war so froh, daß sie kaum das Herz hatte, ihr Glück einzuschließen. Sie mußte es noch ein Weilchen bewußt und in wachem Zustand auskosten. Gunnars plötzliches Auftauchen war an sich schon ein Märchen, aber daß er so war! Geradezu und vergnügt, ja beinahe lebhaft.
„So gefällst du mir, daß du es weißt!“
Seine Worte klangen in Nina nach. Ihr Herz klopfte, und sie lag da und
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