Ninis - Die Wiege der Baeume
verspielte, das ihr die Karnen und die Hulunen zu schenken bereit gewesen waren. Lorias sollte nur allen ihr wahres Gesicht zeigen. Mit jedem Peitschenschlag, den ihr Scherge Yirmesa zufügte, sicherte sie sich hundertfache Rache!
Unruhe, Gedränge, viele Arme bewegten sich unter den Roben der Hulunen. Die Renelaten, die in der ersten Reihe die Stehplätze absperrten, schauten zu Lorias. Garia stellte sich bereits vor, dass ihnen die ersten Klingen sicher waren, ganz gleich wie sich der Kampf entwickeln würde. Die Luftschiffe der Renelaten hatten Probleme, die heftigen Windböen ließen sie abtreiben. Sie schossen Harpunen in die Hausdächer.
Auf den Ehrentribünen der Karnen wich die Neugierde der Bestürzung, die Vorstellung entwickelte sich wohl nicht nach dem Geschmack der feinen Leute. Was denn, wollten sie etwa nicht bei einer Folter zusehen? Sie wollten vermutlich einem heldenhaften Kampf gegen einen mächtigen Dämon beiwohnen. Sie sollten die Augen aufmachen! Der Dämon hatte blonde Haare. Alle, die zusahen waren gefordert sich gegen Lorias zu erheben und zu kämpfen! Jetzt!
„Hört mir zu, dieser Dämon ist verschlagen! Aber ich werde ihn euch zeigen! Und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben mache!” Lorias sagte etwas zu ihren Frauen, was Garia nicht verstehen konnte. Die vermummte Gestalt flüsterte ihr ebenfalls etwas zu. Lorias nickte und hob ihre Arme. Mit welchen verfluchten Worten wollte sie jetzt ihre Ohren vergiften? Keiner würde ihr glauben!
Lorias rief mit aller Kraft: „TIPPA OT ENO, MASE UGAL ENO!” Die zwölf Frauen wiederholten die Worte. Ein Blitz zuckte aus der schwarzen Wolke am Himmel. Der Donner folgte einen Lidschlag später. Wie aus dem Nichts öffneten sich die Wolken, Regen prasselte auf alle nieder.
„ARWECHA! DISSENE VIA TOI TARIOA!” Lorias Selbstsicherheit verschwand. Der Soldat mit der Peitsche schnitt tiefe Wunden in die Haut seiner Yiri. Jilien und Levinie würden ihn dafür gleich schlachten!
„Auch wenn ihr mich tötet, ich bin kein Dämon! Ihr irrt euch!” Der Schmerz der Peitschenhiebe nahm Yirmesa den Atem.
Jahanae schaute sie an: „Yiri, ich bin bei dir. Du bist nicht alleine! Ich glaube an dich!”
Ein Soldat mit einer langen Eisenstange schlug sie. Das Gewitter toste.
„ARWECHA! DISSENE VIA TOI TARIOA!” Lorias Worte drangen gerade noch bis zu Garia. Die meisten Hulunen und Karnen würden nur die Peitschenhiebe und die Verzweiflung in den Augen seiner Yiri sehen. Einem Mädchen, das gerade zu Tode gequält wurde. Das mussten doch alle sehen! Auf was warteten Jilien und Levinie noch?
Ein weiterer Blitz steckte ein Luftschiff in Brand. Schreiend sprangen die Fanfarenbläser in die Tiefe. Wie Feuergranaten durchschlugen ihre Körper die Tonziegel und entzündeten binnen kurzer Zeit einen Dachstuhl. Hulunen, die sich dort versteckt hatten, sprangen, ebenfalls brennend, vom Dach und stürzten auf das Kopfsteinpflaster.
Lorias sackte auf die Knie. „ARWECHA, DISSENE VIA TOI TARIOA!” Ihre Kraft schien nachzulassen, die Robe klebte ihr bereits tropfnass am Körper.
Der Soldat mit der Peitsche schlug fortwährend auf Yirmesa ein. Sie schrie. Ihr Blut tropfte dampfend in den Wasserbottich. Garia sah, wie rote Runen schlangengleich über ihre Haut rasten. Niemand konnte Lorias’ Lügen mehr hören! Ihr falsches Spiel war vorbei!
Aufgebracht versuchten die Karnen, die Tribüne zu verlassen, die Renelaten ließen allerdings niemanden gehen. Auch bei den Hulunen sah Garia helle Aufregung. Einzelne griffen die vorderen Wachen an. Im Gewittersturm über Deasu schien alles aus den Fugen zu geraten. Zwei Luftschiffe eröffneten den Beschuss auf die Hulunen. Glühende Eisenpfeile schlugen dampfend in die Menge: Hulunen, Renelaten oder Karnen, Garia konnte sich nicht vorstellen, dass die wussten, wen sie niederschossen.
Aber er musste jetzt Yirmesa befreien. Er wollte losrennen, aber seine Glieder waren starr. Zitternd kämpfte er gegen seine Furcht, er würde sie befreien!
„ARWECHA! DISSENE VIA TOI TARIOA!”, brüllte Lorias hysterisch. Garia bemerkte verwundert, dass die roten Kerzen brannten, ohne eine Notiz vom Regen oder Wind zu nehmen. Die schwarzen Flammen wuchsen unnatürlich. Der Soldat, der Yirmesa auspeitschte, stolperte erschöpft nach hinten. Die Frauen, die jeweils hinter den Kerzen saßen, fingen im strömenden Regen Feuer. Zwölf schwarze Flammen umschlossen sie, verzehrten aber nicht ihr Fleisch.
„N O R!”
Eine
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