Ninis - Die Wiege der Baeume
auf ihren hellhäutigen Po hatte er es versäumt, auf ihre Hände zu achten, deren Finger ihm einen Moment später aus der Schädeldecke ragten. Bestimmt würde er diesen Fehler kein zweites Mal begehen. Sie zog die Hand aus seinem Kopf und drehte sich schneller hinter ihn, als er zu Boden fiel. Zwei Pfeile bohrten sich einen Lidschlag später in seine Brust.
Ihr Gesicht verknöcherte, während sie ihn wie ein fleischliches Schild einsetzte. Sie rannte brüllend auf ihre Angreifer zu und warf ihn samt einen der Schützen in einen Unterstand. Eine Drehung, der Schütze verfehlte sie abermals und traf seinen Anführer mitten in die Brust. Mit einem heiseren Stöhnen brach dieser zusammen und fiel ebenfalls auf den Deserteur, der schon kurz zuvor mit ihrem ersten Opfer im Unterstand gelandet war.
Die Last zweier Toter ließen seine Arme zittern. „Kleiner, das ist doch zu schwer für dich!” Sie hauchte ihm einen Abschiedskuss entgegen. Eine schnelle Bewegung, ein Gurgeln und es war vorbei. Blut spritzte aus der Kehle, sie verbluteten zu dritt auf dem Grund des Unterstandes.
Ein roter Strich zierte Levinies Hals, der Pfeil verfehlte ihre Kehle nur knapp. Drei Schützen hatten sie ins Visier genommen und spannten ihre Waffen erneut.
„Was ist das denn für ein Vieh? Habt ihr das Gesicht dieses Monsters gesehen?!”
„Jungs, passt auf die Frau auf! Bei der habe ich mich schon die ganze Wanderung über nicht wohlgefühlt!”
Levinie rollte sich flach über den Boden, bevor sie ein kräftiger Griff am Fußgelenk packte. Sie versuchte sich vergeblich, sich im benachbarten Unterstand vor den Schützen in Sicherheit zu bringen.
Die verbliebenen Renelaten legten ihr eine Schlaufe um den Fuß und zerrten in verschiedenen Richtungen an ihr. Levinie konnte somit weder den einen noch den anderen mit ihren Krallen erreichen.
„Mist! Das flinke Biest ist kaum zu treffen! Zieht sie ins Freie!”
Ihre Krallen fanden auf dem lockeren Boden keinen Halt. Sie drehte sich um ihre Achse, verfing sich aber nur mit beiden Beinen im Seil. Sie brüllte, die Augen voller Wut und ihre Zähne fingerlang. Mit ihrer rechten Pranke schlug sie auf das Seil, das sie aber nicht durchtrennen konnte.
Noch bevor sie ein weiteres Mal zuschlagen konnte, durchbohrte ein Pfeil ihre Schulter und riss sie zu Boden. Sie schrie, der Schmerz überragte alles.
„Welche Ausgeburt der Bosheit ist das denn? Das ist doch keine Frau!”
„Ihr seid Memmen! Los, nimm das Schwert und schlag ihr den Kopf ab!” Der größere Angreifer spannte gemeinsam mit dem Karawanenführer die Seile. Levinie stöhnte, sie versuchte aufzustehen, wurde aber erneut von den Beinen gerissen. Sie verlor die Orientierung.
Die anderen Deserteure kletterten aus ihrem Unterstand und legten die Armbrüste nieder. „Der schneide ich die Ohren ab!” Er zog seine Klinge. „Das gibt eine nette Halskette!”
Levinie sackte zusammen.
„Pass auf, hinter dir! Dieses Weib hat deine Armbrust in …” Sie hatten Verlia übersehen, die dem Karawanenführer einen Pfeil in den Mund schoss.
„Es war ein Fehler, uns anzugreifen!” Der Führer, dieser Mörder hatte es nicht besser verdient. Noch bevor die verbliebenen Banditen die wenigen Schritte zu ihr zurücklegen konnten, biss Kiris dem ersten den Kopf ab. Dem zweiten zerriss seine Bärentatze das Gesicht, während die beiden Übrigen schreiend das Weite suchten. Verlia dachte nur an Levinie. „Lass sie laufen! Sie sind's nicht wert!” Sie lief zu ihrer Nana.
Kiris nickte. „Verlia, geht es dir gut? Bist du unverletzt? Dein Bauch wird immer dicker. Bist du sicher, dass das normal ist?”
Verlia lachte verhalten: „Levinie hat es uns doch erklärt, früher sind alle Kinder auf diese Art zur Welt gekommen. Ich fühl' mich wohl. Im Gegensatz zu Levinie, der Pfeil hat ihre Schulter durchschlagen.”
Verlia untersuchte die Wunde . Ein kurzer Schrei, während sie den Pfeil heraus zog. Mit Stofffetzen minderte sie die Blutung. Sie hoffte den Blutverlust aufhalten zu können.
In der Zwischenzeit baute Kiris aus den Klappen der Unterstände ein Sonnendach und half ihr, die Verletzte in den Schatten zu legen.
„Ihr solltet gehen! Ich bin nur eine Belastung für euch.” Levinies Stimme klang schwach.
„Nein, das werden wir nicht tun! Ich lasse dich nicht zurück, Kiris wird dich tragen! Und bitte, nicht wieder diese Diskussion um Schuld und so weiter. Wir mussten uns wehren und du wurdest verletzt. Das ist alles. Das hat
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