Ninis - Die Wiege der Baeume
blickte ihn fragend an.
„Als Lohn gewähre ich dir wieder deine Prinzenehre, du bist gefallen, aber aufgestanden und hast dir deinen Respekt zurückgeholt. Mutig, hart und ohne zu zweifeln. Das ist mein Sohn Manoos. Heute ist ein guter Tag!”
„Es erfüllt mich mit Stolz, Eurer würdig zu sein!”
„Dieses Mädchen, Amun'ral. Mir wurde berichtet, dass sie sich alleine stellte. Keine Flüchtlinge, Rebellen, kein Aufstand, nichts dergleichen?”
„Nichts.”
„Aber ihr saht euch durch eine unbeschreibliche Übermacht bedroht?”
„Wir glaubten überrannt zu werden! Hunderttausende, wir konnten sie nicht mehr zählen. Aber sie versanken in der Wüste wie in einem Traum.”
„Na ja, derart viele Flüchtlinge in der Wüste, wie sollten die auch dort überleben. Etwa in einer geheimen Höhle! Das wäre lächerlich.”
„Die Wüste duldet kein Leben. Jeder Narr, der dorthin ging, starb. Die Sonne lässt alles zu Staub zerfallen.”
„Moresene war immer ein Mythos und wird es bleiben. Nur Amun'ral ist Realität, sie überlebte in der Wüste. Ist ihre Zauberei eine Gefahr für uns?” Hasis schaute Manoos in die Augen.
„Nein, Vater. Sie ist nicht das, was unzählige Narren in ihr sahen oder sich erhofften. Sie ist keine Heerführerin, sie sucht nur Frieden.”
„Frieden! Warum verstehen so wenige, dass nur unser Orden, meine Hand, Ninis Frieden schenkt!”
„Wir sollten ihnen Eure Vision zeigen. Lasst Ninis erfahren, welche Motive König Hasis bewegen. Sie werden den Irrglauben ablegen und Euch folgen!”
„Zu deinem Mut gesellt sich Weisheit, aber du hast Recht. Das ist der richtige Weg!”
Hasis lachte ihn an und klopfte seinem überraschten Sohn auf die Schulter. Genug des dummen Geredes.
„Vater?”
„Ich werde sie nehmen und Kinder des Friedens zeugen! Jeder wird die Kinder von Amun'ral und Hasis lieben!”
„Vater, nein! Das wäre nicht richtig!”
Manoos blickte ihn an, als hätte er Amun'ral gerade zum Tode verurteilt. Verstand er etwa nicht die Gnade in seinen Worten?
„Mein Sohn, ich verstehe dich nicht?”
„Mein König, sie ist rein, unnahbar, sie zu besitzen gleicht dem Wunsch, die Sehnsüchte aller Völker zu vereinnahmen. Sie würde ihre Macht verlieren! Sie wäre wertlos!”
„Wertlos? Du bist ihr verfallen! Du willst sie für dich, du kannst ihr selbst nicht widerstehen!”
„Und wenn es so wäre, Ihr habt genug Frauen!”
„Dieser Ton gefällt mir nicht, Manoos! Ich herrsche über Ninis, mein Wille ist die Wahrheit!”
Hasis war erzürnt, er wandte sich ab und blickte auf die offene See. Wie konnte sein Sohn ihn nur in Frage stellen?
„Ihr werdet sie nicht bekommen, niemals!”
„Bitte!? Du lehnst dich offen gegen mich auf? Ist ihre weiße Haut das wert? Ich habe dich zum Prinzen gemacht! Welchen Preis willst du für deine Undankbarkeit bezahlen?”
„Jeden! Ihr werdet sie nicht bekommen. Ich habe immer danach gestrebt Eurer würdig zu sein! Aber hier und jetzt, ich würde mein Schwert ziehen und Euch richten! Mein Leben ist nicht von Belang, aber Ihr werdet sie nicht besitzen!”
Hasis schüttelte ungläubig den Kopf und drehte sich um, die Reaktion seines Sohnes überraschte ihn. Manoos sah ihm entschlossen in die Augen und trat einen Schritt zurück. Sie befanden sich auf dem Wehrgang, die Männer der Leibgarde konnten ihm nicht helfen, sie standen links und rechts über hundertfünfzig Fuß entfernt.
„Es ist dir ernst! Du würdest für sie deinen König töten, deinen Rang, dein Leben wegwerfen?”
„Hier und jetzt! Mein König, wie lautet Euer Urteil? Sollen wir es beenden oder lasst Ihr von ihr ab?”
„Ich soll sie dir lassen?” Er fühlte, wie sein Sohn ihm das Objekt seiner Begierde entriss.
„Ihr versteht nicht! Niemand soll sie besitzen, sie ist frei. Euer Gast! Sie darf bleiben oder gehen, wie es ihr beliebt. Niemand wird Amun'ral beherrschen. Haben wir uns verstanden?”
Manoos hob seine Stimme, so dass die Leibgarde verunsichert zu ihnen sah. Die kampfbereite Körperhaltung von Manoos war nicht zu übersehen, sie liefen los.
„Eure Leibgarde ist gleich bei uns! Euer Urteil, wenn sie näher als zwanzig Fuß sind, zieh' ich mein Schwert!”
Hasis schwitzte in der Kälte, er blickte zu seinen Männern, die im Laufen ihre Klingen zogen. Und zu Manoos, dessen Augen Feuer spien.
Er hob seine Arme und gebot seiner Garde anzuhalten: „Lasst uns allein! Es gibt keine Gefahr, es ist Manoos! Denkt ihr Narren etwa, er würde mich
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