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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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    Skeptisch erkannte sie, dass sie unverletzt war, sogar ihr Kleid hatte den Alptraum unversehrt überstanden. Das Feuer war weg, als ob es nie da gewesen wäre. Sie blickte sich ratlos um, die schrecklichen Bilder schwirrten ihr haltlos im Kopf umher. Was war nur geschehen? Taumelnd trat sie vor den Altar.
    „Der Mond hat uns gerade … nein …” Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen und schaute zu Yirmesa. „Wir haben gerade mit Yiri … ihr müsst wirklich keine …”
    Selten hatte ihr etwas derart die Sprache verschlagen, aber sie hatte auch noch nie die Kontrolle über ein Ritual verloren. Sie biss die Zähne zusammen und zwang sich Fassung zu bewahren. Leidvoll sah sie, dass es den anderen Zuschauern im Wurzeltempel nicht besser ergangen sein musste: Die Lamenis begriffen die Wirklichkeit offenbar erst mit ihren stockenden Worten. Sie konnte es immer noch nicht glauben, dass der Wurzeltempel völlig unbeschädigt geblieben war. Nichts von dem Inferno hatte stattgefunden, hatte etwa nur ein kollektiver Wahn ihre Sinne getäuscht?
    Karlemas Volk versuchte sich aufzuraffen, zitternd und verschreckt zuckten bei jeder fremden Bewegung zusammen. Es brauchte eine Weile, um die Täuschung von der Realität zu unterscheiden. Die Unwirklichkeit der schwarzen Lichisrose war erloschen – Karlema und augenscheinlich auch die übrigen Lamenis hatten das Ende ihres Volkes im Feuer gesehen.
    Jäh entsann sich Karlema wieder an Yirmesa, zweifelsfrei dem Ursprung dieser grauenvollen Vision! Aber die Kleine lächelte nur und rieb sich müde die Augen. Levinie, diese Verrückte, lief zu ihr und nahm sie jetzt auch noch in die Arme. Diese Zufriedenheit in Yirmesas Miene, unglaublich, sie hatte eindeutig vom Leid der anderen nichts mitbekommen. Karlema konnte sich nicht vorstellen, welche Zukunft die schwarze Lichisrose der Kleinen von Levinie geschenkt hatte.
     
    Am nächsten Morgen erwachte Yirmesa voller Euphorie: Die Bilder ihrer Reise waren unbeschreiblich. Sie konnte ihre kindlichen Ängste nicht mehr verstehen, die sie zuvor derart eingeengt hatten. Die Freude in ihr sprengte alles was sie kannte, jeder sollte nun erfahren, was sie erlebt hatte.
    Verlia schlief neben ihr. „Wach auf! War das nicht riesig? Ich habe in die Zukunft gesehen! Du glaubst nicht, was ich alles sah, es war unglaublich!” Die Worte sprudelten nur so aus ihr hinaus. Verlia schaute noch ganz verschlafen.
    Von hinten hörte sie Levinie und spürte einen Moment später ihre Hand an der Schulter. Yirmesa verstummte kurz und holte erneut Luft: „Nana, Nana! Das war einfach unglaublich! Alle lagen zu meinen Füßen … ich war Königin!”
    „Für mich warst du schon immer eine Prinzessin”, antwortete Levinie besonnen. Auch Verlia reagierte seltsam, als ob sie noch die richtigen Wörter suchte. Was sollte das denn? Yirmesa schüttelte den Kopf und drückte ihre Großmutter weg. Sie konnte nicht verstehen, warum die beiden sich nicht mit ihr freuten.
    „Was ist denn los? Ihr benehmt euch, als ob jemand gestorben sei!”, rief sie erbost.
    „Yiri, bitte …”
    „Nein, gestern war mein Tag und ihr … ihr gönnt ihn mir nicht! Ich versteh' euch nicht! Ich hatte doch die Nuss auf dem Kopf und nicht ihr! Warum habt ihr dieses blöde Ritual dann abgehalten?” Die Verärgerung stand ihr im Gesicht. Sie konnte sich keinen Grund vorstellen, der das merkwürdige Verhalten ihrer Nana und ihrer besten Freundin rechtfertigen könnte.
    „Warte! Du musst verstehen …”
    „Wie? Ich muss verstehen?” Yirmesa unterbrach sie gereizt.
    „Yiri! Bitte lass' mich erklären, du hast …”
    „Was soll das? Ich will deine Ausreden nicht mehr hören! Lass mich in Ruhe! Lasst mich doch einfach alle in Ruhe!”
    W utentbrannt lief Yirmesa hinaus, diesmal war ihre Nana zu weit gegangen! Und auch Verlia hatte sie im Stich gelassen! Warum nur?
    Yirmesa wollte allein sein, nur weg von denen, die ihr nicht den schönsten Tag ihres Lebens gönnten.
     
    „Yiri! Warte!”, rief ihr Levinie hinterher, aber ihre Enkelin reagierte nicht mehr.
    „Was hat sie gesehen?”, fragte Verlia unsicher.
    „Auf jeden Fall etwas anderes als wir!” Levinie atmete tief durch. Die Lichisrose hatte früher noch nie einen solchen Eklat ausgelöst, zudem war die Vision ihrer Kleinen eindeutig eine andere, als die der anderen Zuschauer im Wurzeltempel.
    „Ich gehe zur Ratsversammlung.” Levinie lächelte Verlia noch an, die ihr zunickte, bevor sie ihr Heim verließ. Auf

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