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Ninis - Die Wiege der Baeume

Ninis - Die Wiege der Baeume

Titel: Ninis - Die Wiege der Baeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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dem Weg dachte sie über die Ereignisse des letzten Abends nach: Auch sie hatte sich erschrocken, aber vor dem, was sie jetzt erwartete, verspürte sie noch mehr Angst.
    Die Worte ihrer Kleinen eben schmerzten, dabei hatte sie sich stets bemüht, aus Fehlern zu lernen. Es reichte ihr völlig, dass sie ihre Töchter nicht hatte beschützen können. Nein, das durfte ihr nicht noch einmal passieren.
    Levinie schritt eine Treppe an einem breiten Baumstumpf hoch, der in dreißig Fuß Höhe einfach abgerissen war. Sie blickte kurz auf die Kante über ihr und dachte darüber nach, wie es dazu gekommen war: Eigentlich hatte er schon immer so ausgesehen - gerade an diesem Tag befremdete sie ihre eigene Gelassenheit, es störte sie, dass sie häufig Dinge übersah oder für selbstverständlich hielt. Dinge, die wirklich mehr ihrer Aufmerksamkeit verdient hätten.
    Sie durchschritt eine Öffnung und setzte sich an den Tisch im Inneren des Baumes. Karlema betrat nach ihr den Baum, sie setzte sich grußlos an die Ratstafel und beschäftigte sich mit einer Schriftrolle.
    Levinie war es von ihr nicht anders gewohnt. Provokant kratzte sie auf der schroffen Tischplatte und blickte verzückt auf ihre Fingernägel, die dabei ihre Länge verdoppelten. Es amüsierte sie, dass der handbreitstarke Tisch gerade bei ihr eher einem Felsen glich, und, was wichtiger war, Karlema dieses Geräusch mehr als alles andere hasste.
    Levinie schaute Varus an, der gerade durch den Torbogen geschritten kam. Er setzte sich neben Levinie und schubste sie freundschaftlich an, er war sogar noch nüchtern. Sie mochte ihn, egal was die anderen über ihn sagten. Schließlich verdankte sie ihm ihr Leben: Er war der Held aus dem Steinkrieg, aber trotz der gemeinsamen Kriegserlebnisse wusste sie wenig über ihn, er hatte nie eine Familie gegründet.
    Jelor und Berlienies betraten als Letzte die Halle, obwohl sie Berlienies beneidete, gönnte sie beiden ihre Zuneigung. Auch Jelor hatte sie viel zu verdanken, in schweren Zeiten war er bisher immer für sie da. Und Berlienies, die Hüterin der Schriften, war eine gute Freundin und zudem das Vorbild für Yirmesa, die, auch wenn es ihr stets verboten wurde, ohnehin schon beinahe jeden Tag mit dem Halion gesprochen hatte.
    Der Rat der Lamenis war nun vollzählig: Varus, Berlienies, Levinie, Karlema und allen voran Jelor trafen alle Entscheidungen für ihr Volk.
    Karlema wartete nicht lange, in ihrer unnachahmlichen Art eröffnete sie die Runde: „Werter Rat, ich habe euch zusammengerufen, um über das Ritual zu sprechen, das wir gestern erlebt haben. Wir kennen den Ritus aus der Vergangenheit, auch wenn das letzte Fest der schwarzen Lichisrose schon viele Sonnenzyklen her ist. Gestern sind Energien freigesetzt worden, die mich ängstigen!”
    Levinie räusperte sich, die Einfältigkeit von Karlema ging ihr bereits mit deren ersten Worten gegen den Strich. „Ja, aber du weißt auch, dass kein Ritual dem anderen gleicht. Die Kräfte unserer Erde verbinden sich mit jedem Lamenis anders … Yirmesa ist etwas Besonderes!”
    „Oh ja, meine Teure. Yirmesa ist etwas Besonderes, sie brachte nicht nur den Himmel zum Brennen, nein, sie hat auch das Firmament gebrochen! Uns ist unser Tempel um die Ohren geflogen! Ich dachte, ich wäre tot!” Karlema wurde lauter. „Levinie, du hast es mit eigenen Augen gesehen! Deine Kleine hat die Energie aufgesogen und uns mit einer Feuerwand überrollt!”
    „Bitte! Bewahrt Ruhe!” Jelor unterbrach die beiden. Levinie hatte bereits im Gedanken Karlema ihre Krallen blutig ins Gesicht geschlagen.
    „Wir waren alle dabei. Wir wissen, dass die schwarze Lichisrose die Energie des Finders mit jener der Sterne verbindet”, stellte Berlienies nüchtern fest.
    Karlema nickte eifrig: „Ja, wir waren dabei und wir wissen auch, dass noch nie unsere Monde zusammengefallen sind und uns alle weggeblasen haben!”
    Die Augen von Levinie leuchteten voller Wut, die unaufhaltsam in ihr aufstieg. Noch ein paar weitere Worte und sie würde ihre Beherrschung verlieren. „Und wenn es so wäre! Es war eine Illusion! Über was reden wir hier eigentlich? Wir können nicht ändern, was gestern geschah! Also, was wollt ihr von Yirmesa?”
    Karlema senkte ihr Haupt und schüttelte den Kopf: „Meine liebe Levinie, du scheinst nicht zu verstehen, was für uns auf dem Spiel steht. Du weißt selbst nur zu gut, was in uns steckt …”
    „Und was wir nie wieder freilassen werden!” Berlienies beendete den Satz.

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