Ninis - Die Wiege der Baeume
sah, dass die Überraschung nicht gespielt war.
Hasis stand auf und schlug wütend auf den Tisch. „Seid still! Das darf doch nicht wahr sein. Ihr wagt es, mir heute ein derart faules Schauspiel vorzuführen?! Amone, Karlema, und sogar du, Siria! Die drei mächtigen Schattenseherinnen unseres Ordens, ich habe euch in all der Zeit wirklich viel zugestanden! Aber heute geht ihr zu weit!” Hasis sollte seine Augen öffnen! Er weihte ihren Orden dem Untergang, sie sprach die Wahrheit!
Der König tobte, Amone schrak eingeschüchtert zusammen und sackte mit offenem Mund auf ihren Stuhl. Karlema kauerte noch auf dem Boden und traute sich nicht aufzustehen. Manoos und Yirmesa schwiegen.
„Mein König, ich würde nie …”
„Amone, halt deinen verlogenen Mund. Du greifst das Glück meines Sohnes an und glaubst, damit nicht auch mich zu treffen? Amun'ral wird sein erstes Kind gebären, den Erben der Krone! Du bist derart auf deine Macht versessen, dass du gnadenlos alles wegräumst, was du zwischen uns wähnst!”
„Nein, Hasis … Liebster! Du verstehst das nicht!” Amone flehte ihn aufgelöst an. Hasis, nein! Amone war eine Schlange, aber sie würde nicht ihr Reich zerstören. Der Dämon hingegen , würde ihnen die Dunkelheit bringen. Er sollte die Gefahr erkennen, sie saß direkt vor ihm!
„Ich habe es sogar zugelassen, dass du Siria verdrängst. Wir wissen beide, wer von euch Schattenseherinnen wahrhaftig eine Seherin ist. Und heute? Siria, sogar du unterstützt diesen Trug, damit Amone keine Königin zu fürchten hat? Das kann ich kaum glauben, ich habe immer gedacht, dass eure Rivalität ein gewisses Gleichgewicht im Orden bewahrt!”
„Vater!”
„Der Prinz hat heute wahrlich das Recht, euch alle drei hinrichten zu lassen. Euch zu pfählen, genauso, wie wir die Hexen der Mal'Jaral gerichtet haben. Ihr solltet euch Gedanken machen, um seine Gnade zu winseln. Ich werde ihn nicht aufhalten, diesen Verrat an Amun'ral zu rächen.” Der Dämon Amun’ral hatte den König bereits besiegt. Manoos war ihr verfallen und würde Amone für ihre Anklage schlachten lassen. Der Dämon obsiegte und sammelte bereits die Seelen ein!
„Manoos, ich übergebe Amone, Karlema und Siria in deine Gerichtsbarkeit. Verfahre mit ihnen, wie es dir gefällt! Und jede andere Seherin, die sich auflehnt, kannst du ebenfalls auf dem Scheiterhaufen verbrennen!”
„Vater!”, rief Manoos lauter.
„Wir werden in zehn Tagen die Vermählung von Manoos und Amun'ral feiern. Von diesem Fest wird Ninis noch in hundert Wintern sprechen und sich wohlig dessen Pracht entsinnen.”
„VATER! HÖR MIR ZU!”, brüllte sein Sohn. Hasis stockte und blickte seinen Ältesten verwundert an. Der Blick des Prinzen passte nicht zu der Situation. Der König verstand offenbar nicht, was ihn bewegte, Siria war allerdings ebenfalls mit der Situation überfordert.
„Manoos?”
„Vater, ich liebe Euch.” Er weinte. „Aber das geht nicht!” Neben ihm stand Yirmesa auf, blickte blind ihren Prinzen an und strich ihm die Tränen aus dem Gesicht.
„Nein, Manoos, das brauchst du nicht tun …”, flüsterte sie. „Mein König, Siria hat Recht. Ich bin Yirmesa. Ich bin im Jabarital aufgewachsen und natürlich kenne ich Karlema seit langer Zeit.”
Hasis blickte sie völlig entrüstet an: Er fiel plump auf seinen Stuhl und hörte ihr wortlos zu. Amone und Karlema fehlten die Worte, um ihre Überraschung auszudrücken. Amun'ral? Was passierte denn jetzt? Der Dämon hatte doch gesiegt, Manoos durfte sie an die Eisbären verfüttern. Was tat sie da?
„Die Renelaten haben mich in Deasu aufgegriffen und am Gewürzmarkt an den Balken gebunden. Aber nicht ich habe gegen Lorias und Karlema gekämpft, sondern ein fremdes Wesen.”
„Ein fremdes Wesen?” Siria ordnete erneut ihre Sinne. Manoos vergrub das Gesicht tief in seinen Händen, er schwieg.
„Ein Dämon, ja, das ist das richtige Wort. Er ist böse und ich glaube Euch, dass Ihr ihn in meinem Schatten gesehen habt. Ihr sprecht aber heute mit Yirmesa, die versuchte, als Amun'ral ihrem Leben einen Sinn zu geben. Ich liebe Manoos von ganzem Herzen, seit ich ihn das erste Mal im Jabarital erblickte. Alles, was ich sagte, ist die Wahrheit.”
Siria hörte den Dämon in ihr lachen. „Der Dämon versteckt sich! Ich kann beinahe das alte Blut an seinen Krallen riechen. Er hört uns zu.”
„Ja, er ist immer bei mir. Ich verspreche Euch, dass Ihr von mir nichts zu befürchten habt. Leider kann ich Euch
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