Ninis - Die Wiege der Baeume
Striche leuchteten sie in der Nacht. Das würde sie kaum aufhalten können, mit einem Hitzeschwall brachte sie die Salven zum Verglühen. Kein einziger Eisenpfeil berührte ihre Haut.
Sie hörte die Befehle der Soldaten, sah das hektische Chaos hinter dem Steintor und auch den Schweißtropfen eines Schützen, der auf den Boden fiel. Sie hörte, sie sah alles, jedes Ereignis fügte sich wie verschiedene Instrumente eines Orchesters zu einem gewaltigen Bild zusammen.
Yirmesa spürte deren Angst, Wut und das Verlangen, sie zu töten. Berauscht strebte sie nach mehr Farben, Emotionen, das Bild in ihrem Kopf sollte wachsen. Sie schrie, die Reflexion ihrer Stimme drang wie gleißendes Sonnenlicht durch die Szenerie.
„Ich will euch sehen!”
Sie rannte los und sprang auf einen Schützenbunker. Klingengleich drangen schlanke Krallen aus ihren Händen. Blitze zuckten und schlugen in ihren Leib. Mit einem Hieb zertrümmerte sie die obere Granitplatte des Bunkers, deren Bruchstücke unzählige Renelaten begruben. Panisch schaute ihr der Dalor auf die Augenbinde. „Verschließt die Bunkerkronen! Sie ist durchgebrochen!”
Mit einer Kopfwunde stand er neben seinen eingeklemmten Kameraden und rammte ihr schreiend eine Lanze durch die Brust. Sie sah sein Herz rasen, sah seine Kraft und seine Hilflosigkeit. Die Waffe zerfiel zu Staub, er konnte sie nicht verletzen. Sie lächelte, völlig verwirrt sackte er vor ihr auf die Knie.
„Bitte, nicht!”
Blitzschnell drehte sie sich und schlug ihn mit dem Handrücken nieder. Ihr Schlag hatte ihn niedergestreckt, er zuckte nur noch blutend am Boden. Sie leckte ihre Hand, während ein weiterer Blitz in sie einschlug. „Es ist einfacher, als ich dachte! Sein Blut schmeckt süß, so süß!”
„Yirmesa ...”, rief eine aufgelöste Knabenstimme. Vermutlich hatte er sich sein Spiel anders vorgestellt, aber jetzt lag es nicht mehr in seinen Händen.
„Halion! Sei still! Ich hab noch gar nicht richtig angefangen. Warte ab, bis ich bei dir bin. Du wirst die Schmerzen lieben, die ich dir schenken werde!” Nein, sie würde es lieben, ihn leiden zu sehen! Jetzt gehörte er ihr!
Das Kratzen schwerer Steinplatten erklang unter ihr, sie horchte auf und sah die Bemühungen der Renelaten, die Zugänge von Saladan zu verbarrikadieren. Yirmesa stand auf und kletterte in die unteren Geschosse des Steinturms. Sie durchbrach kleinere Tore und stieg weiter hinab. Die Kraft der Elemente lag in ihren Händen, niemand würde sie aufhalten können. Und das war nur der Anfang ihres Kreuzzuges.
Der befehlshabende Dalor ließ das Fernprisma langsam absinken. „Ist das große Tor zu?”
„Ja, mein Dalor! Da kommt keiner durch.”
Hoffentlich. Seine Männer versuchten nicht die gemauerten Türme zu halten, die durch das Eis nach oben führten. Er erteilte Order, sich in die tieferen Bereiche von Saladan zurückzuziehen. Die letzten Verteidigungslinien hatte er am Lufthafen positioniert. Er hoffte inständig, dass seine Strategie erfolgreich sein würde.
„SCHNELLER! Dreht die schweren Katapulte in Stellung!” Er hatte niemals angenommen, diese Geschütze eines Tages nach innen richten zu müssen. „Seid vorsichtig mit den Granaten!”
„Mein Dalor, sie sitzt in der Falle!”, meldete ihm ein Läufer.
Er blickte seinen Signaloffizier an. „SPRENGT DIE TÜRME! JETZT!”
Tosend brachen die vier Steintürme in sich zusammen und ließen die Grundmauern erzittern. Er wusste genau was er gerade getan hatte, die Explosion riss den Eispalast des Königs mit in die Bodenlosigkeit. Eine unglaubliche Masse aus Stein und Eis krachte in die Tiefe und pulverisierte alles wie in einem riesigen Mahlwerk. Dichte Staubwolken quollen unten aus den Zugängen am Lufthafen.
„ETERIUS, ARTUL TES!”, hallte es lautstark durch Saladan. Hatte dieses Vieh etwa überlebt? Egal, was da gleich aus dem Staub kriechen würde, es würde keine gute Laune haben.
„Mein Dalor? Wieso lebt dieses Wesen noch? Was sollen wir jetzt tun?”, fragte ihn einer seiner Männer. Die Angst stand in seinen Augen.
„Kämpfen!” Der Dalor schloss die Augen.
Ein Lichtblitz blendete Siria. Die Feuersäule reichte bis zum Himmel und die Explosion färbte die nächtlichen Wolken gelb rot. Ihre Heimat , Saladan, war nicht mehr.
Sie waren schon die halbe Nacht unterwegs, aber sie wusste sofort , was passiert war. Sie stand die ganze Zeit am Heck von Amones Luftschiff und wartete auf ein Zeichen. Die Kraft der Eterius hatte die
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