Ninis - Die Wiege der Baeume
Körper umher und benutzte ihn wie es ihr gefiel. Nackt saß sie nun auf seinem Schoß, spürte ihn in ihrem Körper und nahm ihn im Rausch. Vergeblich suchten seine Hände Halt. Ihr Becken zuckte und sie schrie ihre Lust in den Wald – in höchster Ekstase schlug sie ihre Krallen durch seine Brust. Er schrie und verlor das Bewusstsein.
Befriedigt ließ sie von ihm ab und sank auf den sandigen Boden. Ihr nackter Körper klebte voller Schweiß, Blut und schwarzer Erde. Ihr Atem beruhigte sich. Der Körperpanzer verschwand und das Blut in ihren Augen löste sich auf.
„Ich bin frei!”, flüsterte sie. Garmen lag nicht weit von ihr - er lag in seinem Blut und starb.
Ein kleiner Baumbewohner sprang in einem weiten Bogen auf einen anderen Baum. Yirmesa wünschte ihm, dass er nicht herunterfiel.
Sie hob den Kopf und erschrak, als sie sich ihrer Nacktheit bewusst wurde. Sie zog die Knie an und bedeckte ihre Brust mit den Händen, erst jetzt realisierte sie das ganze Blut an sich.
„Was ist passiert? Warum bin ich nackt? Das ganze Blut … bin ich verletzt?”
Sie stand auf und blickte sich um: Sie entdeckte Garmen, schrie auf und wich zurück. Nein! Das konnte nicht sein! Sie schlug die Hände vor ihr Gesicht und verstand nicht, was vorgefallen war. Was hatte sie getan? Die Erinnerungen kehrten zurück. Die Bäume, sie rannte vor den Bäumen weg! Was hatte sie dann gemacht?
Yirmesa kniete sich neben Garmen und hielt seinen Kopf. Sie streifte ihm zärtlich durch die Haare und küsste seine Stirn.
„Nein, Garmen!” Das Leben hatte ihn verlassen. Sie weinte und schlug auf den Boden, sogar die Blicke der Bäume folgten ihr, starr vor Entsetzen. Sie versuchte die rasenden Gedanken zu fassen: Die Bilder in ihrem Kopf wurden langsamer und zeigten ihr, was passiert war.
Der Stab, der Kampf, das Liebesspiel, sein Tod. Sie hatte ihn getötet, dabei sollte es doch nur ein Denkzettel werden. Alle würden sie hassen, sie jagen - sie war schuldig! Sie würden sie bestrafen!
„Nein!”, rief Yirmesa. Sie sah, wie ihre Welt zusehends zusammenbrach – nichts würde mehr so sein wie früher. Sie blickte ein letztes Mal auf Garmen, dann verließ sie den Ort. An einem Bach in der Nähe wusch Yirmesa sich hastig das Blut von der Haut. Sie zog sich ihre spärliche Kleidung über, nahm den Stab und lief los. Tränen liefen die Wangen hinab. Sie würde das Tal verlassen! Alles hinter sich lassen, einfach diese Nacht vergessen. Der Schmerz brannte in ihr, sie war zu weit gegangen. Was hat sie nur so wild gemacht? Der Geschmack seines Blutes lag ihr noch auf der Zunge. Sie fühlte sich wie ein gehetztes Tier.
„Nein! Reiß dich zusammen! Garmen ist tot. Du kannst ihn nicht zurückholen!” Ihre Gedanken drehten sich, sie sah die klagenden Augen von Levinie und der anderen. Auch der Halion würde ihr nicht mehr helfen. Nach Menisis zurückkehren?
„Nein!” Diese Schmach hielt sie für unerträglich. Sie würde das Tal verlassen, jetzt, sie würde keinen Moment länger warten. Nach Menisis zurückkehren?
„Ja!” Sie würde sich ihre Vergangenheit nehmen und danach das Tal verlassen.
Yirmesa huschte erneut unbemerkt nach Menisis. Die meisten schliefen bereits, was ihr nur recht war. Der Baum, der dem Rat für seine Versammlungen diente, beherbergte, in einem ausgehöhlten Raum unter der Ratstafel, auch die alten Schriften ihres Volkes. Sie wusste, dass sie dort die Geschichte ihrer Mutter finden würde. Die Wahrheit stand geschrieben, Levinie und Berlienies hatten oft darüber gesprochen: Sie würde in dieser Nacht endlich alles über ihre Vergangenheit erfahren. Die Verbote, die sie so lange davon abgehalten hatten, die Schriften zu studieren, scherten sie nicht mehr.
Die Wächterin vor dem Eingang schlief ebenfalls. Niemand bemerkte Yirmesa, sie gelangte ohne Mühe in das Archiv. Hinter ihr schloss sie leise die schwere Holztür und verrieg elte sie mit dem Kampfstab.
Sie befand sich im Reich von Berlienies! Von den anderen Lamenis interessierte sich eh kaum einer für den verstaubten Kram hier. Noch in dieser Nacht w ürde sie ihre Geschichte finden. Vor ihr lag eine nahezu endlose Anzahl Schriftrollen, die in zahlreichen Bündeln, Weidenkörben und unzähligen Regalen aufbewahrt wurden. Es war für sie nicht einfach, die Beschriftungen zu lesen, das Mondlicht fiel nur spärlich durch eine Öffnung des Baumes. Sie traute sich aber auch nicht, den Raum mit einem Kristall zu erhellen, denn dann würde die
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