Ninis - Die Wiege der Baeume
sie vorstellen konnte, dass sie als Schlafstätte dienten. Sie ging weiter und hörte erneut die Geräusche, die sie eben noch undeutlich durch die Decke wahrgenommen hatte. Jetzt klang es wie ein Maunzen junger Tiere.
Sie hatte die Kinder von Königin Taral gefunden, die mit noch verschlossenen Augen auf einer warmen Steinplatte lagen. Die Zwei waren wach und fühlten sich durch das Gepolter ihres Sturzes sichtlich gestört. Eine der kleinen Feuerkatzen maulte unfreundlich, um sie zu vertreiben. Die Kleine hatte schon ein Auge offen und nutzte es gezielt, um Yirmesa mit Blicken zu verfolgen. Die Zweite wackelte blind auf den Rand zu, sie hielt den Protest ihres Geschwistertieres wohl für ein Indiz, dass ihre Mutter anwesend sei. Yirmesa wollte nicht, dass das blinde Jungtier stürzte. Sie sprang einen Schritt vor, um es vor dem Fall zu bewahren. Die blinde Feuerkatze stolperte über den Rand und landete in ihren Händen. Die Kleine fühlte sich sichtlich wohl, Yirmesas Hände zu spüren, sie glühte behaglich. Yirmesa malte sich aus, was alles in Brand geraten würde, wenn die kleine Katze in Menisis über das Plateau von Levinie tollte.
Sie hörte Schritte von draußen: Yirmesa reagierte schnell, sie legte das Jungtier zurück auf das Steinpodest und versteckte sich hinter einer höheren Steinplatte. Das war knapp. Vier Feuerkatzen trugen einen Tragekorb herein und setzten ihn vor den Jungtieren ab. Eine weitere Feuerkatze kam in den Raum, sie trug viel Schmuck und eine dunkelrote Kapuze.
„Schnell, wir sind spät dran! Wie sieht es denn hier aus? Ist in der Kleiderkammer ein Stück der morschen Decke runtergefallen? Na ja, darum kümmern wir uns später … schnell! Königin Taral wartet auf ihre Kinder.” Sie trieb die anderen an.
Yirmesa hielt sie für eine Zofe von Taral, die zum Glück in Eile war.
„Eins und zwei! Da sind meine Kleinen, los ab mit euch in den Korb.” Die Zofe gab den Trägern noch Aufträge, welche Kleidungstücke die Königin wünschte. Die kleine Feuerkatze, die die ganze Zeit maunzte, hatte mit ihrem offenen Auge schnell den Tragekorb gefunden. Die Feuerkatze hingegen, die Yirmesa aufgefangen hatte, lief vorbei und fiel jetzt doch herunter. Yirmesa zuckte, weil ihr der Sturz selbst wehtat. Vorsichtig packte die Zofe den Ausreißer mit den Zähnen und schob ihn in den Tragekorb.
Eine der Trägerkatzen schaute die Zofe an. „Möchte Königin Taral diese Robe haben?” Sie nickte.
Dem Ausreißer gefiel der Tragekorb offenbar nicht sonderlich, da er ihn umgehend wieder verließ. Ohne dass die Zofe seine Flucht bemerkte, lief er ihr unentdeckt zwischen den Beinen hindurch. Hastig schloss die Zofe den Käfig und deckte ihn mit einer feinen Metalldecke ab. Sie sprang über den Tragekorb und eilte aus dem Schlafraum.
Oh nein. Der Kleine lief blind, aber zielsicher auf Yirmesa zu. Sie hoffte, dass das Jungtier nicht zu ihr fände. Aber der königliche Nachwuchs ließ sich nicht aufhalten und krabbelte unter ihre Robe.
Yirmesa wünschte sich nur, dass sie keiner entdeckte. Einen Moment später waren der Korb samt den Trägerkatzen draußen und die schwere Tür geschlossen. Sie lehnte sich zurück und griff seitlich in ihre Robe. Die Feuerkatze hatte es sich schon an ihrem Bauch gemütlich gemacht. Sie packte das Jungtier am Nacken und hob es hoch. Ein Blick unter den Bauch, die kleine Feuerkatze war ein junger Mann.
„Deine Mutter ist ein Miststück und wollte mich grillen. Sag mir einen Grund, warum ich dir nicht den Hals umdrehen soll?”
Die kleine Feuerkatze maunzte und öffnete dabei ein Auge.
„Oh nein! Wie soll man denn so was umbringen?” Sie setzte den Sohn von Taral auf die Steinplatte, stand auf und wollte durch das Loch in der Decke verschwinden.
Kaum zwei Schritte weiter schrie der Kleine wie am Spieß - er hatte anscheinend wenig Lust alleine zu bleiben. Yirmesa drehte sich um und hielt ihm den Mund zu – jetzt sprang sein zweites Auge auf.
„Du schaffst mich, Kleiner! Ich werde das später sicherlich bereuen.” Sie packte ihn und steckte das Katzenkind in ihre Robe. Sobald niemand mehr sein Geschrei hören konnte, würde sie ihn zurücklassen. Sie kletterte durch das Einsturzloch und rannte den Weg zurück.
„Aua!” Sie gab dem Kleinen einen Klaps, weil er sie in die Brust gebissen hatte. „Selbst schuld! Du wolltest mit, bei mir gibt's nichts zu trinken.” Sie musste den Verstand verloren haben, sie erwartete ein Chaos, sobald die Feuerkatzen merkten,
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