Ninis - Die Wiege der Baeume
Samuel. „Verbeugt euch vor eurem zukünftigen König!” Die Feuerkatzen senkten ihre Häupter, nur Taral hielt ihren Kopf hoch und genoss die Anerkennung. Ihr Gemahl stand versetzt hinter ihr und machte keine Anstalten, sich neben sie zu stellen. Die Zofe öffnete den Tragekäfig.
Yirmesa stapfte weiter. „Oh ja, es wird jetzt gleich losgehen!” Die riesige Kuppel hatte sie bisher nur zur Hälfte umlaufen. Sie war müde, erschöpft und ihr letzter Schlaf lag eine gefühlte Ewigkeit zurück. Yirmesa musste weiter, sie hörte das freudige Klopfen der Feuerkatzen, als sie beim nächsten Fenster ankam.
Eine kleine Feuerkatze tapste aus dem Käfig und schaute sich die Welt mit einem Auge an.
„Begrüßt Prinzessin Jalon, möge ihre Schönheit heller strahlen als die Juwelen der Erde!” Unter ständigem Beifall der Menge stellte Samuel die Prinzessin vor, er zelebrierte das Ereignis voller Inbrunst. Taral genoss die ersten Schritte ihrer Jüngsten sichtlich.
Schlaftrunken schaute sich Jalon um, legte sich wieder hin und schlummerte weiter. Die Zofe stupste die Schlafmütze wach, die sogleich aufschreckte und prompt die verkehrte Richtung einschlug. Sie half ein wenig nach, damit die Kleine zu ihrer Mutter fand.
Samuel lachte: „Mögen ihre Schritte sie immer auf dem rechten Pfad halten.”
Yirmesa war fertig, die Beine schwer wie Stein, sie konnte nicht mehr. Unzählige Treppenstufen lagen noch vor ihr. Nach einer Umrundung von Mardana schaute sie zurück, ihr kleiner Prinz würde in wenigen Augenblicken vermisst werden und sie hatte immer noch keinen geeigneten Platz gefunden, ihn zurückzulassen. Sobald die Feuerkatzen in der Schlafkammer von Königin Taral die Öffnung in der Decke näher untersuchten, würden sie ihre Fährte finden. Yirmesa stand erneut an einer Fensteröffnung und rang nach Luft.
„Begrüßt den Kronprinzen Garia, heißt unseren zukünftigen König willkommen!” Nichts geschah, die Menge schwieg. Königin Taral duckte geduldig ihren Kopf, um nach ihm zu sehen. Die Decke auf dem Tragekorb verdeckte die freie Sicht. Sie blickte unruhig ihre Zofe an, die mit den Schultern zuckte.
„Ist vermutlich eingeschlafen.” Die Zofe schaute nun selbst in den Käfig. Sie hielt einen Moment inne und sah ihre Königin unsicher an. „Er ist nicht da … er muss noch in Eurer Kammer sein.”
Königin Taral fauchte: Die Stimmung verlor schlagartig ihre Unschuld, zwei Feuerkatzen der Garde begleiteten die Zofe zum Palast.
„Unser kleiner Kronprinz liebt dramatische Momente! Er wird gleich bei uns sein.” Mit seinen Worten kokettierte Samuel die Situation
Die Feuerkatzen vor dem Palast nahmen die Verzögerung amüsiert hin und unterhielten sich entspannt weiter.
Wasser! Yirmesa lief weiter. Sie konnte das Wasser hören, ihre Rettung. Sie verbot sich den Gedanken daran, dass sie wohl nicht mehr in der Lage sein würde, einen Wasserfall hinaufzuklettern und zwang ihre Beine in den Gehorsam. Weiter, nur weiter! Sie mobilisierte alle verbliebenen Kräfte.
Nach etwa dreihundert Fuß sah sie an der mauerabgewandten Seite im Felsen eine ausgewaschene Einbuchtung. Etwa fünf Fuß hatte sich der Wasserfall schon in den Stein gearbeitet, er schoss senkrecht in die Tiefe. Sie blickte durch den Schacht nach oben, aber an dieser Stelle konnte sie noch nicht am Wasserlauf entlang zur Quelle laufen. Erst nach der nächsten Runde, rund um Mardana, könnte ihr Plan aufgehen. Yirmesa lief weiter.
Von unten hörte sie ein Fauchen und Kampfgeräusche. Aus einem Fenster sah sie einen Tumult auf dem Platz vor dem Palast. Die feierliche Stimmung war endgültig vorbei, die Zofe lag mit zerschmettertem Schädel vor Königin Taral.
Von ihren Krallen tropfte Blut. Yirmesa beobachtete, wie sie einigen Feuerkatzen Anordnungen gab. Auch Samuel kam hinzu, sie war inzwischen aber zu weit entfernt, um alles zu verstehen.
„Y I R M E S A!”, brüllte Taral ohrenbetäubend laut. „Ich weiß nicht, wie du das geschafft hast. Ich habe keine Ahnung, durch welchen Zauber du dem Tod entkommen bist. Du hast mich belogen, du hast mir meinen Sohn geraubt! Ich werde dich langsam in Stücke reißen! Ich werde alle Lamenis zerfetzen.” Sie benutzte die Sprache der Bäume.
Für Yirmesa gab es nur noch den Weg nach vorne. Die Katzen würden ausschwärmen, ihre Witterung aufnehmen und nicht lange brauchen, um ihre Spur zu finden. Der Kleine in ihrer Robe maunzte, ach, der war jetzt nicht wichtig. Das Atmen
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