Ninis - Die Wiege der Baeume
von seinen Schlampen weg, riskierte er sogar das Leben seiner Männer für ein halbnacktes Tier.
Der Boden wurde fortwährend durch weitere Erdstöße erschüttert, was die Krieger im Lager immer unsicherer werden ließ. Feiglinge, Lorias hätte lieber fünfhundert Seherinnen aus Amones Leibgarde an ihrer Seite gehabt, als fünftausend Tölpel aus der Luftflotte des Königs. Sie betrachtete die Soldaten von Hasis nur als notwendiges Übel, auf das man gerne verzichten konnte.
„Mein Prinz, das Heer ist bereit. Wir warten auf eure Befehle”, hörte sie einen Dalor melden.
„MÄNNER! Bleibt wachsam und kampfbereit! Wir werden glorreich heimkehren!”, rief Manoos lautstark.
„HAUGH!” Seine Krieger verteilten sich. Trotz des Sieges in der letzten Nacht ließ Manoos alle Renelaten kampfbereit Stellungen beziehen.
Lorias hielt Manoos nicht für dumm, er könnte ihr durchaus eines Tages gefährlich werden. Es würde ihr daher ein Fest sein, ihn fallen zu sehen. Trotzdem gefiel ihr dieses infantile Schauspiel militärischer Macht. Unbeirrt stand sie vor ihrem Zelt, wenige Schritte von Manoos entfernt. Die Wucht der Erdstöße nahm zu. Eine Stoßwelle zwang Lorias in die Knie, sie stützte sich am Boden ab und beobachtete genüsslich, wie die schwarzen Erdkrumen zum Angriff bliesen.
„Es scheint, dass Euer Wunsch tatkräftige Unterstützung bekommt!” Manoos wollte sie anscheinend wieder verspotten. Von allen Bastarden Hasis' spielte Lorias mit ihm am liebsten. „Was bedeutet schon mein Leben? Wenn es der Wunsch des Berges ist, mich zu sich zu rufen, werde ich folgen!”
„Wie immer seht Ihr in allem das Schicksal, wie es Eurer Sache dient. Es beruhigt mich ungemein, das Wohl unseres Reiches sicher in Eurer Obhut liegen zu sehen!”
Ja, wie recht er doch hatte. Manoos’ Augen zogen sich zusammen. „Es wäre doch eine Offenbarung Eurer seherischen Fähigkeiten, wenn wir für die Vernichtung des Quells des Leidens mit unserem verbrannten Blut zahlten! Besonders wenn es der Berg auch ohne unser Zutun getan hätte.”
Lorias nickte wortlos, die Verachtung in seiner Stimme erregte sie. Süße Schmerzen krochen ihr den Nacken hoch, mit einer Peitsche hätte sie ihm gerne seine Worte vergolten.
Der Geysir unweit des Feldlagers schoss eine Fontäne in die Luft und beendete abrupt Lorias’ Fantasien. Weitere heftige Beben erschütterten den Boden.
„Spürt Ihr die Kraft?” Sie lachte ihn aus. Manoos wandte sich von ihr ab, ohne die Provokation zu erwidern. Er gab seinen Männern die Order, die Eisbären zu beruhigen.
Der Boden riss auf, an mehreren Stellen trat dampfend heißes Metall aus der Erde hervor. Es stank, der Qualm nahm ihr die Sicht. Jede Pflanze und jeder Baum, den das silbrige Metall berührte, fing sofort Feuer.
Lorias roch verbranntes Holz und freute sich schon auf einige törichte Soldatenseelen, die bestimmt noch in Rauch aufgehen würden. Manoos' Männer kämpften verzweifelt gegen die Flammen, sie löschten die Feuernester am Rande des Lagers. Der Funkenflug der brennenden Bäume ließ allerdings immer neue Brandherde entstehen.
Als sich die Qualmwolke lichtete, hörte sie mehrere Aufschreie der Soldaten. Sie richtete sich auf und stöhnte leise, als sie über fünfzig Raubtiere langsam auf sie zuschreiten sah. Das Gefecht der letzten Nacht hatten nur wenige Beteiligte überlebt, aber die Beschreibungen der Bestien waren unmissverständlich gewesen. Feuerkatzen! Keiner der Späher hatte von einem Bau oder Nest dieser Tiere berichtet. Wo kamen die alle her?
Ihr dunkelrotes Fell wirkte warm und die Rüstungsplatten an Hals und Rücken klirrten leise. Sie fauchten, griffen aber noch nicht an.
„Bildet eine Linie!”, hörte sie Manoos rufen. Mehrere Eisbärenreiter stellten sich schützend vor die Fußtruppen.
Tak, Tak, Tak , sie liebte das dumpfe Geräusch einer Maschinenarmbrust. Erwartungsvoll blickte sie auf den Rücken der Eisbären, aus deren Gondeln Soldaten schwere Waffen auf die Feuerkatzen richteten. Die Ladeschützen brachten bereits die Eisenpfeile zum Glühen. Die Härchen auf Lorias’ Unterarmen richteten sich auf: Niemand kämpfte in diesem Moment, aber noch in dieser Nacht würden weitere tote Renelaten den Orden ehren.
Überrascht blickte Königin Taral auf das Feldlager der zweibeinigen Tiere hinab. Neben ihr stand Samuel. „Das ist eine Falle! Die kleine Lamenis war eine Illusion seiner Bosheit! Der Halion ließ Euer Kind stehlen, um uns nach oben zu locken.
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