Ninis - Die Wiege der Baeume
ein haarloser kleiner Schwarzwolf aussah. Es schnüffelte suchend am Boden. War das ein Fährtentier? Anscheinend hatte es eine Witterung aufgenommen.
„Sie muss hier sein! Sucht sie! Der Prinz will sie lebend haben, also lasst eure Schwerter stecken”, rief einer von ihnen. Das Tier hatte also ihre Witterung aufgenommen! Ließ Manoos sie etwa suchen? Sie konnte sich das nicht erklären, warum sollte er das tun?
Yirmesa lief geduckt zu Berlienies, die sie erstaunt anblickte und geistesgegenwärtig schwarze Kräuter auf die Schulter schmierte – das Zeug stank entsetzlich. Das Fährtentier der Fremden jaulte und sprang verwirrt umher – die Kräuter funktionierten dafür umso besser.
„Yirmesa, du lebst!” Berlienies weinte vor Freude und fiel ihr um den Hals. Yirmesa wunderte sich, alle Lamenis blickten sie ähnlich überrascht an. Was war den auf einmal mit denen los?
„Warum schaut ihr mich alle so erwartungsvoll an? Habt ihr auf mich gewartet?”
„Sie lebt”, „Schaut, da ist Yiri”, „Sie hat es doch geschafft”, „Yirmesa lebt”, „Wir sind noch nicht verloren”, „Passt auf sie auf”, hörte sie die Lamenis in ihrer Nähe flüstern. Sie blickte zu Levinie, der Tränen die Wangen hinab liefen.
Yirmesa dachte sofort an Garmen und ihre heimliche Flucht, aber die Reaktionen der anderen hörten sich nicht so an, als ob ihr gleich ein Tribunal für ihre Taten drohte.
„Leben!”, „Sie wird leben”, „Passt auf sie auf”, „Schützt sie!”, „Keiner darf sie anrühren”, klang es kaum hörbar aus der Menge.
Nein. Sie wollten sie eindeutig nicht anklagen. Was war hier nur vorgefallen? Was sahen sie plötzlich in ihr? Was hatten sie mit ihrer Nana gemacht?
„Was ist passiert? Warum benehmt ihr euch alle so seltsam? Ich bin es doch nur.” Yirmesa blickte Berlienies an.
„Sprich leise. Diese Barbaren haben uns in der letzten Nacht überfallen. Wir dachten alle, dass du tot seiest. Der Halion gab mir den Auftrag, dich zu ihm zu bringen. Ich hatte schon die Hoffnung verloren. Und jetzt spazierst du einfach in den Tempel und fragst mich, was passiert ist? Ich bin so froh, dich zu sehen!” Berlienies lehnte sich zurück und betrachte sie. Yirmesa konnte sich gut vorstellen, dass ihre Bronzehaut und die weiße Robe befremdend wirken mussten. „Wo warst du? Was ist mit dir passiert?”
Auf Yirmesas Schulter zeichneten sich rote Runen ab. Berlienies berührte die Schriftzeichen, die sofort wieder verblassten.
„Ich erzähle dir später, was ich erlebt habe. Das glaubt mir eh keiner von euch!”
Laute Schritte erklangen, Manoos und weitere Soldaten kamen in die große Wurzelhöhle. Die Lamenis wurden unruhiger. Yirmesa duckte sich. Er sprach mit einem Krieger und trat vor die Lamenis. „Hört mir zu. Eine junge Frau ist zu euch gekommen. Ich möchte mit ihr sprechen. Ihr wird nichts geschehen.” Er blickte erwartungsvoll in die Runde.
Was wollte er von ihr? Er war ihr Feind. Dieser Mörder sollte seine Männer nehmen und sich weg scheren! Yirmesa bemerkte wie sich eine seltsame Stimmung ausbreitete. Auch den Kriegern blieb das anscheinend nicht verborgen, sie zogen ihre Waffen und stellten sich demonstrativ vor ihren Prinzen.
„Nein! Bleibt ruhig. Senkt die Schwerter!” Er beschwichtigte seine Männer. Die Blicke der gefangenen Lamenis und ihrer Bewacher verschärften sich. Keiner sagte einen Ton. Stille. Schlachtgeräusche drangen durch das Holz.
„Ihr hört, was draußen passiert. Gebt mir das Mädchen, ich werde ihr nichts antun.” Niemand reagierte. „Ich will euch nur helfen, unterstützt mich, den Quell des Leidens zu vernichten … und ihr werdet leben! Sträubt euch und ihr werdet alle durch die Wut der Feuerkatzen untergehen!”
Yirmesa spürte förmlich, wie die Luft vor Anspannung knisterte. Sie sah, wie er einen Schritt zurückwich. Seine Männer rückten zusammen. Jedes weitere Wort hätte zu einem Blutbad führen können.
Manoos! Sie hoffte, dass er wusste, was passieren würde, wenn man Lamenis in die Ecke drängte! Niemand sollte ihretwegen sterben. Die Fremden sollten sie in Ruhe lassen und einfach verschwinden.
Er schaute zu Boden und schüttelte den Kopf. „Dalor! Bewacht sie! Keiner darf hier raus. Aber lasst sie in Ruhe.”
Ein Fauchen und das Klirren von Schwertern drangen von oben durch die Zugänge. Ein Krieger stürzte brennend die Treppe runter, sein rechter Arm hing nur noch in Fetzen an seinem Körper. „Sie kommen …” Er brach
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