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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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geschossen.  
    Ein von der gespannten Sehne entlassener baumstammgroßer Pfahl, Glieder an den Körper angelegt, fauchender Stachelschlund voran.
    Kreischen wie von einer Horde losgelassener Höllenkreaturen. Kreischen wie eine Garbe reißender Pfeile, die die Welt durchsiebt.
    Brüllen der Söldnerbrüder. Lange Stahlzähne schießen blitzend vor. Klirrend. Er drischt sein Schwert durch. Zuschnappender, klappernder Speerkiefer, zerstochene Luft.
    Eine schreckerfüllte Sekunde nur.
    Die Söldnerbrüder schrieen durcheinander. Auric sah Blut spritzen. Der Speer wurde Crussav aus der Hand gerissen. Der Kyprophraig landete auf der anderen Seite des Raums.
    Im Flug, im Fall hatte der Kyprophraig seine Glieder entfaltet. Die Beine spreizten sich, den Fall zu bremsen. Die Greifarme schossen vor, auf allen vieren zu landen. Der Oberkörper richtete sich mit mechanischem Rucken auf. Der Unterarm einer der Spinnenextremitäten klappte hoch, die Fingerglieder falteten sich aus. Die Luft faltete sich blau im verschleierten Ausblick auf eine Hölle hinter unserer Welt. Ein Arm hing schlaff.
    „In Deckung! Auseinander! Er schießt gleich –“
    Ein Lichtpeitschen, und ein blaues Toben fuhr in Huon-Khau. Alle anderen preschten auseinander wie verspritzendes Blei. Ein verschmorter Kadaver, der einmal Huon-Khau gewesen war, fiel mit widerwärtigem Klatschen zu Boden.
    Das war ein tödlicher Blitz , sagte eine pervers sachliche Stimme in Auric, während er hinter einem mächtigen Pfeiler in Deckung sprang, aber er war nicht so stark, wie seine vorhergehenden. Kudai hatte direkt neben ihm Schutz gesucht, lugte zu ihm hin hinter einer Säule hervor. Nur ein Satz zum Ausgang des Raums, sagte seine Geste.  
    Er hatte den Kyprophraigen getroffen, als er aus dem Spalt geschossen war. Er hatte mit dem Schwert seinen Arm erwischt. Ein weiteres Aufblitzen warf grelles Licht, schneidend harte Schatten hinter die Pfeilerreihe.  
    Er und Kudai sprangen los, auf den Ausgang des Raumes zu. Eine feine Schicht von Rauch und ein widerlicher Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft. Durch den Eingangsspalt, wieder zwischen Pfeilerreihen; sie waren draußen.
    „Verdammt, dieses Vieh ist schnell! Wer hätte denn damit gerechnet?“
    „Niemand. Niemand kennt so ein Vieh. Niemand glaubt, dass es so was noch gibt.“
    Blitze zuckten hinter ihnen her. Stein platzte und barst, wo die Lichtgeschosse ihn trafen. Er floh, mit Kudai neben sich, durch die Flucht der Räume in Richtung Zentralkammer. Steinsplitter flogen ihnen um die Ohren. Das plötzlich einsetzende und wieder aussetzende grelle Flackern erhellte die befremdliche, den Sinn für Perspektive verwirrende Architektur der Elfen auf noch unheimlichere, irritierendere Weise. Vorschnellende Schattenrisse vertauschten Seiten mit Boden, ließen Pfeilerreihen zu Treppen werden, ließen im Verlöschen die alte Sicht von Decke, Boden, Wänden wieder zurückschnellen. Versprengte Söldnerbrüder, vom grellen Zucken erfasst, plötzlich neben ihm auftauchend, wurden ebenfalls vor den Lichtfingern des Kyprophraigen hergetrieben, alle instinktiv zum Ausgang hin.  
    „Ich hab getroffen das Vieh. Ich hab ihm gerammt den Speer in den Leib .“
    „Red nicht und lauf, sonst kriegst du für den Speer einen Blitz in den Leib zurück!“
    Jag, Crussav waren bei den Flüchtenden dabei. Gott sei Dank.  
    Plötzlich setzten die Blitze aus.
    Als die Sieben, die noch von ihnen übrig waren, versprengt und vereinzelt in die Eingangshalle stürzten, wussten sie auch warum.  

    Die Sonne war gewandert. Die durch die hohen Lichtschächte einfallenden Bahnen von Tageslicht beleuchteten nicht länger die zentrale, riesige Steinplatte mit den fremdartigen Schriftzeichen, sondern trafen jetzt die Stirnseite des Raumes, und ihre schräg gestaffelten, schmalen Streifen harter Helligkeit zerhackten die Pfeilerreihen, hinter denen sich der Ausgang des Bauwerks befand, in Splitter von Licht und Dunkelheit. Dort, sein Oberkörper klar und hart gerahmt im von einem Pfeilerschaft aufgefangenen Lichtstreifensplitter, erwartete sie der Kyprophraig und verstellte ihnen den Ausweg. Ein Arm hing schlaff an der Seite. Der andere Arm fächerte langsam und bedrohlich durch die Luft. In den flirrenden Falten zwischen seinen Fingern erhaschte man verschwommene auf- und abflackernde Fetzen eines von blauen Flammen zerrissenen Brodelns.
    Auric sah, dass der linke Arm knapp in der Mitte des Unterarms fast durchtrennt war, dass er nur

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