Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
breiten Randstreifen jenseits davon beherrschten.
Sie ließen den Fluss nur unwillig hinter sich, denn er war ihnen ein guter Führer aus dieser grünen Hölle heraus gewesen.
Jag, der die Reihen auf und ab kontrollierte und gerade neben Auric zu laufen kam, zog und zerrte an seinen Rüstungsteilen und Polsterungen, schob sie unwillig hin und her. Ihm war anzusehen, dass die Unbequemlichkeiten, die ihre Panzerung ihnen in diesem schwülen Klima bereiteten, an seinen Nerven zerrten.
„Verdammt, wenn wir bloß auch so Panzerungen hätten wie diese Spitzohren. Das Zeug sieht leicht aus, und die Kerle bewegen sich damit, als hätten sie nicht viel auf dem Leib.“
„Na ja“, meinte Auric, „da gibt es ja auch noch Unterschiede. Nur die schnellen, beweglichen Kommandotruppen, die uns nach den Feuerbombardement angegriffen haben, besitzen diese leichte Panzerung. Andere Spitzohren, die uns über den Weg gelaufen sind haben genauso Lederrüstungen und Kettenpanzer und das ganze Zeug; genau wie wir. Ihre Offiziere tragen schwere Rüstung, Hauberte, Harnische. Alles wie bei uns. Sie haben nur andere Formen, die sie fremdartig und eleganter erscheinen lassen.“
„Geschenkt. Aber woraus ist das Zeug? Wenn es so leicht ist, warum ist es dann so schwer zu durchdringen? Und warum haben wir es nicht?“
„Weil es in anderen Regionen keine Feuerechsen gibt.“ Czand war unbemerkt entlang der Linien herangekommen und mischte sich jetzt von hinten ein. „Man nennt dieses Zeug Drachenhaut, und es ist gehärtetes Feuerechsenleder. Und warum wir es nicht haben? Weil es sich die Armee nicht leisten kann, Dreckfresser wie uns mit einer echten Drachenhautrüstung auszustatten. Das, was die Spitzohren-Kommandos tragen, sind auch nur einfache, weniger widerstandsfähige Ausführungen. Eine echte, vollwertige Drachenhautrüstung ist eine ganz besondere Klasse, und es gibt sie nur im Kinphaurenland. Ich habe allerdings gehört, dass auch Leute außerhalb von Kvay-Nan solche Panzer besitzen und einen davon habe ich auch schon gesehen, aber die Teile kosten ein kleines Vermögen. Mit dem Preis dafür kann man sich gut und gerne eine Söldnerarmee kaufen, die ausreicht einem ein kleines Königreich zu erobern. Erstmal ist Feuerechsenleder eine seltene Ressource, die räumlich in etwa auf das Gebiet um Kvay-Nan beschränkt ist und daher streng gehütet wird. Außerdem kennen nur die Spitzohren eine Technik, wie man das Feuerechsenleder bearbeiten und zu Drachenhaut machen kann. Für die ist es kein Problem an das Material zu kommen und einfache Ausführungen solcher Rüstungen herzustellen, genug um damit eine Anzahl von diesen Angriffskommandos auszurüsten. Aber wenn einer von außerhalb an so eine Rüstung kommen will, muss er echtes Geld berappen. Ich meine Augen aus Kopf, soviel wie unsereins nie auf einem Haufen sehen wird.“
„Wenn die hier in Kvay-Nan Drachen haben, dann bin ich ja mal froh, das die Spitzohren die nicht auch noch gegen uns einsetzen.“
„Feuerechsen, Dummkopf, keine Drachen“, rüffelte Czand Jagnar.
„Sei mal froh, dass heutzutage kein Drache mehr unter uns ist“, schaltete Auric sich ein. „Drachen sind eine ganz andere Klasse. Und die sind zum Glück längst aus der Welt verschwunden. Du als Nordmann müsstest das doch wissen. Thyrin Drachenvater und so. An was glaubt ihr Vraigassen eigentlich?“
„Heutzutage an nicht viel mehr, außer dass die Skrimaren uns plattgemacht haben und uns jetzt ausbluten lassen.“ Jag trottete mit hochgezogenen Schultern weiter, zog die Geschwindigkeit an und ließ sie zurück.
Was sollte denn das jetzt plötzlich bedeuten? Auric schrieb es dem Gesang von Jhipan-Naraúk zu und verbannte es aus seinen Gedanken.
Minuten später, gerieten sie unter Beschuss.
Ein Mann griff sich an den Hals, und da erst sah Auric den Bolzen, der gerade dessen Hals durchschlagen hatte und darin stak wie eine stummelkurze Spiere. In Sekundenbruchteilen stob der Zug auseinander und in Deckung.
Überall um ihn herum das federnd aggressive Tunk! des Einschlags von Bolzen. Das Tückische war, man hörte sie nicht, wenn sie kamen. Nicht das Sausen und Pfeifen einer Pfeilsalve, kein schwirrendes Wolkenkissen vor dem Licht des Himmels als Bote nahender Schwaden gestaffelten Todes. Wenn man das Fluggeräusch des Armbrustbolzens hörte, war es zu spät.
Er spurtete durch mit Tod gespickte, feucht dicke Luftsuppe. Um ihn herum Schreie und ersticktes Aufkeuchen; Soldaten gingen von plumpen
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