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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Stacheln durchbohrt zu Boden. Ihre Linien waren durch das Gelände naturgemäß stark auseinander gezogen; ein Überblick, was in diesen Augenblicken in den anderen Abschnitten geschah, war schier unmöglich.
    Auric fand sich im Windschatten eines massiven Baumes, die Borke fast schwarz, wie gesättigt vom Schlamm eines Sumpfes. Für die Dauer einiger atemloser Sekunden lehnte er schwer gegen den Stamm, hob die Hände und sah sie befleckt mit ölig rußigem Abrieb der Borke, dort wo er nach dem Stamm gegriffen hatte, um sich im Spurt in seinen Schatten herum zu schwingen. Er hörte das Tunk-Tunk-Tunk von Armbrustbolzen in das dichte Holz des Stammes in seinem Rücken, er spürte die federnde Erschütterung. Von seinen Händen blickte er auf, ließ den Blick zur Seite gleiten … und schaute in Frauenaugen.  
    Eisblaue Frauenaugen.  
    Fast hätte der Schockmoment dieses unverhofften Anblicks ihn zurückzucken lassen, in die bolzendurchsiebte Todeszone jenseits des Baumschattens hinein. Verwirrt blickte er erneut in die Richtung, um seinen Blick zu klären.  
    Der Beschuss setzte aus. In die durch das abbrechende Tunk-Tunk-Tunk der Armbrustbolzen entstehende Stille bohrten sich das Schreien und das Stöhnen der Getroffenen.  
    Er blickte in das verdreckte, mit Blut verschmierte Gesicht von Czand – mit blau klirrendem Zwillingsfunkeln darin. Für ihn war Czand einfach nur einer der Überlebenden aus Jags Trupp gewesen – er hatte überhaupt nicht registriert, dass Czand eine Frau war. Zwar keine schöne, aber dennoch von den Gesichtsformen – wenn man genauer hinschaute und die Augen einbezog – erkennbar eine Frau. Er hatte das bisher unter dem ganzen Dreck nicht bemerkt. Sie hockte keinen Meter von ihm entfernt in der Deckung eines großen, knorrigen Wurzelstrunks, der aus dem Stamm, hinter dem er selber Zuflucht gefunden hatte, heraus wucherte. Ein Bolzen steckte im Rand ihres Schulterpanzers. Sie entließ jetzt seinen Blick und spähte, in der Stille des ausgesetzten Bolzenbeschusses, über den Rand der Wurzel in Richtung ihrer Angreifer hinüber.
    Auric schüttelte den irrationalen Moment der Ablenkung ab und tat es ihr gleich, spähte um den Stamm herum, um sich ein Bild der Lage zu machen.  
    In einem weitgestreckten Bogen sah er die überlebenden Mitglieder seines Trupps in ihrer Deckung, hinter Baumstämmen, die ungeschützte Seite ihm zugewandt, teils hinter Buschwerk versteckt, einige hinter oder unter den Körpern toter Kameraden.
    Wenn er seine Augen und seine Phantasie anstrengte und in die Tiefe des Waldes spähte, konnte er auch erkennen, wo der Feind lag. Wie ein grüner Grat durch den Urwald verlief dort eine Kammlinie von dicht gedrängter Vegetation, die zu ihrer Mitte hin anstieg, zu einer das Unterholz überragenden Erhebung, teils bewachsen, teils brach felsiger Stein durch das Grün.  
    Flirrende Bewegung kam in die Blätter dort.
    Ganz in seiner Nähe schlugen Sekundenbruchteile später Bolzen ein, nicht so dicht wie zuvor, eine vereinzelte, schwächere Salve. Kein Zweifel, der Beschuss kam von der Vegetationslinie.
    Er legte die Hände wie einen Trichter um den Mund und brüllte in Richtung ihrer Stellung:
    „In Deckung bleiben! Keiner rührt sich!“ Er wiederholte den Ruf zur anderen Seite. Verdammt, eine Kampfsprache brauchte man, einen präzisen und komplexen Kode knapper Befehle, die sonst niemand verstand. Das hatte er schon oft gedacht.
    Wir warten ab, was sie tun , dachte er. Wahrscheinlich ist das ein Satellitenposten der Grenzbastion. Aber ansonsten wissen wir nichts über sie. Lass sie uns ihre Signale übermitteln, damit wir mehr über sie erfahren. Dann können wir handeln.
    Eine kleine Salve, gerade genug, um eine Pause im massiven Beschuss zu überbrücken. Und diese Pause war lang. Eine einzelne Armbrust zu spannen, dauerte nicht so lange. Sie   laden und spannen Armbrustbatterien. So muss es sein. Sie müssen etwas Ähnliches wie die Armbrustfallen haben, nur nicht vom Opfer selber ausgelöst sondern gezielt von den Schützen. Wie sollte man sonst einen derart dichten Beschuss erreichen. Außer man hat eine sehr große Anzahl von Schützen zur Verfügung. Und die lag nicht dort hinter dieser Kammlinie. Und die brauchte auch nicht so lange, um ihren Beschuss fortzusetzen.
    Er war froh, dass sie aus aufgelesenen Trupps auch ein Kontingent von Flachbogenschützen aufgegabelt hatten. So konnten sie den Bolzenbeschuss der Spitzohren erwidern und sie in ihren Stellungen

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