Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
Hälfte des Weges zwischen Fluss und Höhenzug geschafft hatten und er seinen Leuten deshalb eine Rast gönnen wollte, kam einer der Bewacher des Kinphauren zu ihm, und teilte ihm mit, dass der Gefangene ihn zu sprechen wünsche. Kein Problem. Hören, was der Kinphaure – Ikun, hieß er – zu sagen hatte. Auric war erleichtert und seine Laune besserte sich, weil endlich abzusehen war, dass sie diesem verdammten Becken entkommen konnten. Keine singenden Festungen mehr. Wenn es sich vermeiden ließ, würde er in seinem Leben nie mehr in die Nähe von solchen steinernen Ungeheuerlichkeiten gehen. O Gott, war er froh, wenn er dieses verdammte Becken von Jhipan-Naraúk endlich hinter sich lassen konnte.
    Der gefangene Kinphaure sah ihn mit dem ewig gleichen aufmerksam ruhigen Blick an.
    „Sie sind kein Idirer. Trotzdem sind Sie hier Kommandant?“ Auric hatte sich kaum zu ihm gehockt. Ikun hatte ja keine Zeit zu verlieren. Auric reagierte mit keinem Wort und keiner Miene.
    „Sie haben eine ganz schöne Truppe beisammen, die sie hier aus dem Becken rausführen wollen“, fuhr der Gefangene, Aurics Schweigen ignorierend, fort. „Die haben zusammengenommen eine ziemliche Schlagkraft.“
    Auric atmete seufzend aus, mit einem Halbgrinsen gespielter Resignation im Blick. „Ikun, so läuft das nicht. Sie sind Gefangener. Sie sind derjenige, aus dem ich Informationen herausholen werde.“
    Ikun schwieg seinerseits und musterte ihn mit einer Eindringlichkeit, als suche er in seinem Gesicht nach verborgenen Zeichen. Dann, mit einem kleinen anerkennenden Schnauben, lächelte er ihn an.
    „Ich denke, dann sollte ich einmal damit anfangen, Ihnen einige Informationen zu geben“, sagte er. Der Kinphaure hatte tatsächlich keine Zeit zu verlieren.
    „Warum?“, fragte Auric „Warum plötzlich diese Mitteilsamkeit?“
    „Damit Sie mir vertrauen.“
    „Warum sollte ich ihnen vertrauen?“
    Weil Auric etwas in seinen Zügen las, in seinem Verhalten spürte, das ihm sagte das dieser Ikun von seinem Wesen her nicht in erster Linie Soldat sei, sondern etwas anderes, etwas, das eine Saite in ihm anklingen ließ und das er mit Macht versuchte, aus seinem Urteil zu verdrängen.
    „Weil ich Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen habe“, sagte Ikun.

    „Das ist vollkommen irrsinnig.
    Da setzt sich dann wohl doch wieder dein Skrimarenerbe durch: Wir gehen da rein und tun es. Ein echt typischer Skrimarenplan. Einer von der Sorte, die sie für wahnsinnig clever und ausgetüftelt halten.“
    „Es ist zu machen, Jag, glaub mir.“
    „Du bist verrückt. Das ist es, was ich glaube.“
    „Es ist der letzte Teil, der dich stört, richtig? Hör mir zu, ich erklär‘s dir noch mal, wie Ikun es mir erzählt hat, und dann sag mir noch mal, was du davon hältst.“
    „Das sag ich dir auch sofort: Du bist komplett durchgeknallt.“  
    Das hörte sich bekannt an. Er hatte Erfahrung mit Überzeugungsarbeit dieser Art an Valgaren. Wenigstens wurde er hier nicht mehr Wahnhammer genannt.

    Der Kinphaure – Ikun – hatte ihm zunächst von sich selber erzählt. Damit er ihm vertraute. Wer er sei. Wieso er auf Seiten der Separatisten des Blauen Kreises gestanden habe. Warum er exekutiert werden sollte.
    „Ich denke, man könnte mich am besten als einen Patrioten bezeichnen. Die Geschichte Kvay-Nans, unserer Traditionen, was uns definiert und zusammenhält und zu Angehörigen einer Nation macht – das hat mich schon immer beschäftigt.“
    „Zu Angehörigen einer Provinz“, unterbrach ihn Auric.
    „Richtig“, sagte der Kinphaure mit schwerem Nachdruck. Pause. „Und genau aus diesem Grund war ich auch ein früher Vertreter der Erneuerungsbewegung kinphaurischer Traditionen in Kvay-Nan.“
    So war er zwangsläufig irgendwann an das Gedankengut des Blauen Kreises gelangt, Unvereinbarkeit kinphaurischen Wesens mit dem Provinzstatus, Domestizierung und Bastardisierung ihres Volkcharakters, wahre Identität nur in der Freiheit und so weiter. Bald darauf war er mit den Vertretern des Blauen Kreises in Kontakt geraten und ihm schließlich beigetreten. Bei seinem Verbot und dem bald darauf ausbrechenden Bürgerkrieg war er in den Untergrund gegangen. So hatte er, als der Kampf kinphaurischer Gruppen gegeneinander zu einem Krieg gegen die idirische Obrigkeit umschwenkte, auch an den Kämpfen teilgenommen und gehörte zu den ersten Zellen, die mit ihren Vettern aus dem Alten Mondland Kontakt gehabt hatten, als diese über den Saikranon, aus dem Mutterland

Weitere Kostenlose Bücher