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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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der Kinphaurenrasse, im Verborgenen zu ihrem lange vergessenen Zweig von Vettern herüberkamen, um die Separatisten zu trainieren und in den alten Techniken zu unterweisen. Etwas, das sie gut gebrauchen konnten, als sich abzeichnete, dass Idirium eine solche Spaltung der Bevölkerung nicht dulden würde und, statt weiterhin bei der Lösung des Problems größtenteils auf Provinz- und Reichsgarde zu vertrauen, die Armee in großer Truppenstärke in Kvay-Nan einmarschieren ließ.  
    Den unbarmherzigen Krieg, der darauf folgte, hatte auch Auric in großen Teilen miterlebt, jedoch auf anderer Seite als Ikun. Er stellte fest, dass er sogar an den gleichen Kämpfen beteiligt gewesen war wie der Kinphaure: Vhau-KhayKhem, Khuvhaurn, Khavai-Kharn …
    Aber dann war irgendetwas passiert, dass Ikuns Einstellungen in Wanken gebracht hatte. Er hatte eng mit den Verbündeten aus dem Alten Mondland zusammengearbeitet und nach und nach hatten sich ihm Blicke auf ihr Wesen eröffnet. Diese hatten ihn nachhaltig verstört und schockiert. Als Patrioten. Er war Zeuge von Gräueltaten und Grausamkeiten von Kinphaure zu Kinphaure geworden, die seinem Bild eines geeinten starken, selbstbewussten Volkes widersprachen.
    „Vielleicht stand ich doch dem ursprünglichen kinphaurischen Wesen ferner, als ich es gedacht hatte. Vielleicht standen wir das alle in Kvay-Nan, weil wir unsere eigene Geschichte hatten, aufgrund derer wir auch eine eigenständige Tradition entwickelten. Eine Geschichte, die uns mit idirischen Traditionen und Prinzipien in Kontakt gebracht hatte, was dazu führte, dass wir einen Teil davon aufnahmen. Und das alles, diese Verbindung, dieses Neuentstandene war zu unserer neuen wirklichen Identität geworden. Aus gutem Grund. Vielleicht waren wir aber auch zu weich geworden. Vielleicht waren wir tatsächlich zu domestiziert und bastardisiert, um die wahren Motive und die wahre Natur ursprünglichen Kinphaurentums noch verstehen und gutheißen zu können.
    Mir jedenfalls fiel es schwer Massenexekutionen eigener Leute mit anzusehen, aufgrund eines falschen Wortes, dem Stimmungsfall einer einzigen Sekunde. Mir war es um Identität, das uns Einigende gegangen. Langsam bekam ich den Eindruck, dass dies ein großes Missverständnis gewesen sei. Dass dies der ur-kinphaurischen Natur fremd sei. Dass es, um Kinphauren zu einen, – wie es die Geschichte zeigt – eines übergeordneten herrschenden Willens bedarf. Dass die Feuergeister keine bessere Wahl hätten treffen können.
    Ich ging durch Zweifel und lange, schwere innere Kämpfe.
    Die Erkenntnis, die sich am Ende herauskristallisierte, überraschte mich; es war etwas, von dem ich niemals gedacht hätte, dass ich jemals zu diesem Schluss gelangen würde.
    Wenn ich den mit raubtierhafter Aggression und überspitzter fehdendurstiger Konkurrenzhaltung gepaarten Anarchismus reinblütigen Kinphaurentums mit der ordnenden strukturgebenden Natur idirischen Geistes und daraus folgenden Staatsprinzipien gegenüberstelle, dann muss ich feststellen, das dieser Funke des idirischen Geistes etwas ist, das nicht aufgegeben werden darf. Wir Kinphauren brauchten diesen Ausgleich damit eine stabile und freie Gesellschafts Kvay-Nans entstehen konnte. Und die haben wir mit unseren unnachgiebigen, radikalen Separationsbestrebungen aufs Spiel gesetzt und vielleicht auf immer verspielt. Die Natur primitiven, roh ursprünglichen Kinphaurentums ist ein ungesundes, bösartiges Geschwür. Schauen Sie mich nicht so an: Ich bin mir sicher, dass es eine lange Liste von Angehörigen ihrer Rasse gibt, die das gleiche über das Wesen der Athran-Mainchaure – das Wesen des Menschen – gesagt haben.“
    Ikun hatte also mit diesen Erkenntnissen und neugewonnenen Überzeugungen in einem der letzten Bollwerke des Widerstands, der Festung Jhipan-Naraúk gesessen, umgeben vom inneren Kreis der radikalsten, fanatischsten, unbekehrbarsten Separatisten und war gezwungen – wollte er nicht umgebracht werden –, aus seinem Herzen eine Mördergrube zu machen. „Natürlich musste bei solchen Sezessionisten und Spaltern irgendwann das falsche Wort fallen, von dem aus mein Geheimnis offenbar wurde, irgendwann hatte es den Stimmungsfall der Sekunde gegeben, dessen Opfer ich wurde.“ Es folgte die Verurteilung zum Tode. Die Exekution sollte sofort ausgeführt werden. Von den Leuten seines eigenen alten Kommandos, das immer loyal zu ihm gestanden hatte und noch immer zu ihm aufblickte. „Gerade von ihnen sollte ich

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