Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
Umanákhu.
Also hatten Jag und der Rest seines Kommandos weiter gegen die Stellung vordringen können. Das hatte Laden und Abschießen der Batterie weiter aufgehalten und den in den Linien Verbliebenen die Feuerpause erkauft, um ebenfalls gegen die Stellung der Spitzohren vorzurücken. Was ihm das Leben gerettet hatte.
Mit einem Blick umher, mit einem Blick auf Kudais Grinsen vergewisserte er sich, dass seine Leute hier alles unter Kontrolle hatten und lief dann die leichte Steigung hinauf zur Armbrustbatterie.
Auch hier hatten seine Leute die Situation unter Kontrolle. Es gab noch Einzelkämpfe, aber die Gegner waren im letzten Ringen einer aussichtslosen Defensive. Er kämpfte sich durch Gestrüpp und Wurzelwerk hoch zu dem Kamm der Erhebung, wo er Jag gesehen hatte. Der Schatten der Armbrustbatterie ragte jetzt direkt an seiner Seite empor. Auf einem plumpen Sockel erhoben sich über ihm bizarre, verschachtelt ineinandergreifende Formen, Bögen und Räder, eine kantige, stachelige Maschinerie. Er kletterte über deren wuchtige Ausläufer, ergriff die dunklen Wurzeln, die mit den Streben und Stützpfeilern der Apparatur verwachsen schienen und zog sich hoch zum Grat des Hanges.
Von hier aus hatte er einen guten Überblick. Hinaus in Richtung des Grenzbereiches, dorthin, wo die Grenzbastion hinter dichter Vegetation verborgen lag. Da er seiner Neugier nicht widerstehen konnte, warf er einen Blick auf die Maschinerie der Armbrustbatterie neben sich, schaute sich das Räderwerk, Stahlbögen und Zahnräder an, welche die verschiedenen Phalangen der Bolzenwerfer auf ihre Zielwinkel ausrichteten, doch war er nicht in der Lage, ihren ausgeklügelten Mechanismus zu begreifen. Jag, Crussav und Keiler Drei kamen von der Seite her auf ihn zu, weitere seiner Leute hinter ihnen. Flüchtig bemerkte er unter sich eine Bewegung im Laub und sah genauer hin. Etwas brach dort durchs Buschwerk. Einzelne Gestalten, die sich ihren Weg durch Büsche und hohes Gras bahnten. Ein Trupp von Spitzohren, die sich absetzten. In Richtung der Grenzbastion.
„Jag, der Rest von euch! Da wollen welche fliehen und den Grenzposten warnen. Hinterher!“
Augenblicklich begriffen sie, reagierten wie der Blitz.
Sie liefen, halb stürzten sie den bewachsenen Abhang hinunter, brachen durch Gebüsch und Farne, über Wurzeln, Felsbrocken und Schlingwerk – um Auric herum halb wahrgenommene stolpernde, fluchende Gestalten.
Fast überschlug er sich, als er am Fuß des Abhangs aufkam. Sein in der Scheide über den Rücken herabhängendes Schwert kam zuerst auf, bohrte sich in den Boden und hätte ihn beinahe kopfüber in ein Dornendickicht gehebelt. Aber durch die Blätter hindurch sah er den Trupp von Spitzohren vor sich. Sie kamen nicht so schnell voran wie sie sollten; irgendetwas hielt sie auf.
Der wild durchgewürfelte Haufen, der mit ihm unten ankam, stürmte ihnen durch das Gebüsch hinterher.
Sie brauchten nicht lange, bis sie die Fliehenden einholten.
Schon im Laufen sahen sie, dass es nur ein kleiner Trupp war, ein halbes Dutzend, mehr nicht. Doch die Spitzohren rannten bis zum Schluss, versuchten ihnen unter allen Umständen zu entkommen. Wohl weil sie ihre eigenen Linien so nah wussten.
Erst als Jag sich von hinten auf einen von ihnen stürzte und ihn zu Boden warf, stellten sich auch die anderen und zogen ihre Schwerter. Doch es war zu spät für sie. Auric und die meisten seiner Leute, hatten schon kurz vorher ihre Klingen blank gezogen und sie in der sicheren engen Haltung beim Laufen knapp an der Schulter gehalten. Jetzt rannten sie die Spitzohren einfach nieder, bevor sie überhaupt in einer vernünftigen Verteidigungshaltung waren. Einer, so sah Auric aus den Augenwinkeln, hatte nicht einmal eine Waffe gezogen. Sie wurden niedergestochen, niedergehauen, zu Boden geworfen.
Auric kniete auf seinem entwaffneten Gegner und versetzte ihm den Todesstoß, das Langmesser zwischen Helm und Brünne gehebelt stach er zu, als etwas in seinem Umfeld ihn irritierte und seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Keiler Drei saß auf einem Elfen, der keinen Helm trug, hatte sein Langmesser in der Hand und wollte dem Spitzohr gerade die Kehle durchschneiden. Es war der Elf, sah Auric, der keine Waffe gezogen hatte.
„Halt, Keiler! Lass das!“
Er hatte keine Waffe gezogen, weil er gefesselt war.
Keiler Drei drehte sich verwundert zu ihm um. „Was ist los, Korporal? Wir machen doch sonst jeden alle. Das sind Spitzohren. Wir können sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher