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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Felstrümmer gekrönt und umklammert. Als sein Blick jedoch über die Staffelung der Baumkronen, ihre dunklen, jäh ansteigenden Massen noch weiter nach oben wanderte, stockte ihm beinah der Atem. Dort, wie eine einzige schwarze, nicht enden wollende Wand, die Himmel, Wolken, Licht verdeckte, erhoben sich über ihnen die glatten, harschen Wälle von Jhipan-Naraúk.  
    Sie kauerten im Schatten des Monsters.  
    Durch die sich leicht verjüngende Form der Festung schien es tatsächlich, als wären ihre Wälle unendlich und würden bis hinauf in den Himmel reichen.
    Aurics Blick kehrte zu seinen Gefährten zurück, und er sah, wie sie ebenfalls gebannt und mit in stummem Schrecken geöffneten Mündern zum düsteren Umriss der Festung hoch starrten.
    Auric lehnte sich nahe zu Jag neben ihm hin.
    „Hast du Angst?“, wisperte er ihm zu.
    „Scheiße, hast du‘n Hirnschaden?“, flüsterte der zurück. „Natürlich hab ich Angst. Ich piss mir in die Hosen.“
    „Das meinst du metaphorisch.“
    „Fuck, nein! Ich hab keine Ahnung von metadingsda, ich hab nicht so viele Bücher gelesen wie du. Ich kann's nur auf die gute altmodische Art.“
    Zum Ende ihres Weges hin, hatte sie Ikun durch Tunnel geführt, die zunehmend solider wirkten. Schließlich, als sie eine lange Flucht enger Treppen erreichten, waren die Wände gemauert gewesen. In den Verbindungsstrecken zwischen den aufwärtsführenden Steintreppen wurden die Gänge jetzt auch breiter und höher, so das hier auch Umanákhu fast normal und aufrecht gehen konnte. Ikun hatte sie nicht direkt in die Bastionen der Vorbollwerke hineinführen wollen, da das Risiko einer Entdeckung in den Gängen so nahe bei ihrem Ziel sehr hoch war. Stattdessen hatte er sie, unter dem Ring der Vorbollwerke hindurch, in die raue Wildnis zwischen äußeren Befestigungen und der Festung selber gebracht.
    Auf Aurics Befehl hin formierten sich rasch die von ihm eingeteilten zwei Gruppen, von denen Jag die eine anführte. Ikun war der anderen, deren Anführer Auric selber war, zugeteilt. Sie ließen eine Abteilung Kinphauren mit einem Offizier an sich vorbeimarschieren, in angespanntem Schweigen und noch tiefer ins Dickicht geduckt, dann klopfte Auric Jag auf die Schulter und sie verließen ihren Unterschlupf in verschiedene Richtungen.
    Auric blickte kurz Jags Gruppe hinterher, die rasch zwischen hohen von Wurzelwerk umklammerten, von Bäumen überwachsenen Steintrümmern hindurch hangabwärts verschwand. Ein Teil des kantigen Kolosses einer Bastion des Bollwerkrings war gerahmt vom Einschnitt zwischen diesen schroffen Felsen zu sehen.
    Sie selber stiegen bergan.
    Trau ich ihm? , fragte sich Auric, als er auf Ikuns Rücken blickte. Ich habe ihm den Plan und die Details abgekauft und mich damit in seine Hand begeben, also ist der Entschluss ihm zu trauen schon gefallen. Ich werde trotzdem ein verdammt wachsames Auge auf ihn haben. Nicht, dass es uns jetzt noch großartig irgendwas nutzen würde, mitten zwischen den versammelten Truppen der Feinde, in der Höhle des Löwen.  
    Tatsächlich waren auch hier, so hoch oberhalb der Vorbollwerke, noch ziemlich viele Kinphauren unterwegs. Sie sahen allerdings nur sehr wenige, die Drachenhautpanzer trugen, wie die Kommandos, die sie unten im Becken angegriffen hatten. Laut Ikun stand auch den Verteidigern von Jhipan-Naraúk nur eine begrenzte Anzahl der leichten Drachenhautrüstungen zur Verfügung, so dass nur ganz bestimmte Einsatzgruppen mit ihnen ausgestattet wurden. Es gab hier oben ein Netz von Pfaden und durch Felsen geschlagenen künstlichen Hohlwegen mit glatten, wie mit Lineal gezogenen Wänden. Immer wieder kreuzten Trupps ihren Weg aufwärts, so dass sie sich zwischen Felsen und Bäumen verstecken mussten. So kamen sie schließlich an den Fuß eines abgelegenen Sturzhangs.
    Der Donner eines schwül drückenden Nachmittages lag tief über dem Land und brachte ihn dazu, sich noch einmal, zwischen Felsenbrocken zur überwachsenen Wand hin kletternd, zur umliegenden Landschaft hin umzublicken. Über die Schultern von Jenric und Czand hinweg sah er den grün schwitzenden Schwamm des Urwalds sich tief unter ihnen erstrecken, Meile um wuchernde Meile. Breite braun-schwarze Flecken sah er weiter entfernt darin, hässlich verschmierte Placken, aus denen rußiger Dunst und Rauchfahnen über die allgemeine Dunstlinse stiegen, zuweilen ein düster rotes Glimmen. Dort lagen die verkohlten Leichen ungezählter Kameraden. Die Kerbarbeit der Flüsse in

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