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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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so nah, dass sie sich vor den Lichtschimmer vom Eingang her schob, und sprang. Er prallte mit dem Brustkorb voll auf dem Schulterblatt des Fliehenden, packte ihn mit Links beim Oberarm, warf ihn vorwärts zu Boden. Auric landete schwer mit seinem ganzen Gewicht auf ihm, krachte mit der Seite des Mundes gegen dessen Helm. Kurz war er benommen und spürte Blut im Mund, ließ sein Schwert los, griff, jetzt mit beiden Händen, die Arme seines Gegners nach und hielt ihn im eisernen Griff. Der Schatten neben ihm wurde greifbare Realität, sprang ihm bei und half den Elfen niederzukämpfen. Ikun. Er spürte wie sein Gegner gegen ihre gemeinsame Kraft erlahmte, packte – Ikun beiseite schiebend – ihren Gegner, warf ihn herum, setzte sich auf dessen Brustkorb, schlug ihm die Faust unter dessen visierlosem Helm ins Gesicht.
    Der Kopf schnellte kurz zurück und rollte dann schlaff auf dem Hals. Ein Kinphaurenoffizier, der Rüstung nach zu schließen. Der Anführer des Trupps. Aus blutendem Gesicht schaute er Auric an. Dann Ikun. An Ikun blieb sein Blick hängen, bekam einen fassungslosen, dann erbitterten Ausdruck. Er sagte etwas in der Mischsprache von Kvay-Nan, dann Worte in reinem Idirisch. „Ikhun‘rá, ich habe dir vertraut – du warst für mich wie ein Bruder. Du hast uns verraten.“
    Auric spürte einen Griff an seiner Seite, wollte ihn wegdrängen, sehen, was es war. Aber da hielt Ikun schon sein Langmesser in der Hand und zog es dem Kinphaurenoffizier von links nach rechts quer durch die Kehle. Blut pumpte in doppeltem Strahl. Ikun hatte beide Arterien erwischt. Worte kamen keine mehr von dem Kinphauren, nur noch ein pfeifendes Keuchen aus der Kehle, wie Wind durch die Ritzen eines Hauses, nur feuchter. Es dauerte nicht lange für den Kinphauren; die Augen brachen ihm schnell. Dann war er mit einem Mal nur noch eine schlaffe Last.
    Auric streckte Ikun die Hand entgegen.
    „Das Messer.“
    „Er durfte nicht entkommen.“ Ikun hielt die stoische Fassade aufrecht. So als kümmere ihn der Blick nicht, den er ihm zuwarf.
    „Und wenn ich ihn wegen Informationen lebend haben wollte?“
    „Er musste erledigt werden. Sie haben es gesagt. Niemand darf entkommen.“
    „Vergessen Sie nicht, Ikun – Ikun-Ra? –, wer hier den Befehl führt und die Entscheidungen trifft. Machen Sie so etwas nie mehr. Mein Messer.“
    Er nahm schweigend sein Messer entgegen und steckte es ein.  
    Als sie zu den anderen des Trupps zurückkamen, erledigten sie gerade die letzten Elfen und versteckten die Leichen entlang der Wand, wo die Schatten am tiefsten waren und man sie hoffentlich, falls tatsächlich noch jemand hier vorbeikam, nicht bemerken würde. „Es ist äußerst ungewöhnlich, ein absoluter Zufall, dass dieser Trupp hier vorbeikam. Dieser Schacht wird fast nie benutzt“, meinte Ikun, und Auric hoffte im Stillen, dass er tatsächlich damit die Wahrheit sagte. Bis die Leichen anfingen, durch ihren Gestank auf sich aufmerksam zu machen, war ihre Aktion entweder längst gelaufen oder glorios den Bach runtergegangen, und sie waren alle tot und gerade dabei, den gleichen fragwürdigen gut abgehangenen Geruch an den Tag zu legen.  
    Drei ihres Trupps blieben in der Reihe der Leichen zurück, Pecker, eine junge Soldatin aus Falrucca die Sincai hieß und einer, dessen Namen Auric nicht kannte – die Leiche, über die er gestolpert war.

    Aus dem Dunkel des Schachts taumelten sie durch den Laubvorhang wieder hinaus ins Licht des Tages.  
    Auric blinzelte gegen die Helligkeit. Er hatte keine Ahnung, wie lange Zeit sie in dem Tunnel verbracht hatten; sie mussten so schnell wie möglich zum vereinbarten Treffpunkt mit Jagnars Trupp. Der ganze verrückte Plan hing von ihrer Schnelligkeit ab und dass sie nicht frühzeitig entdeckt wurden. Zwischen den Felsen hindurch sah der Abstieg zu der anvisierten Bastion des Außenbollwerks hin unmöglich steil aus, steiler als es ihm beim Aufstieg vorgekommen war.
    „Passt auf, wohin ihr eure Füße setzt“, drehte er sich mahnend zu den anderen um. „Wir wollen doch nicht, dass einer von uns abrutscht, den Hang herunter saust und direkt mitten in einem Trupp von Spitzohren landet.“
    Sich mit der rechten Hand am Stein der Felssäule abstützend, die den Eingang zu diesem kleinen, abgeschlossenen Raum vor dem Tunneleingang rahmte, folgte er, mit Ikun dicht hinter sich, dem kaum sichtbaren Pfad, den sie auch beim Aufstieg genommen hatten.
    Seinem eigenen Rat folgend blickte er auf seine

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