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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Auszahlung rückte, um so öfter kehrten seine Gedanken mit klarem, kalkulierenden Blick zu dem Gesamtbetrag der ihm dann blieb zurück. Um so öfter musste dann der anvisierte, abstrakte Preis aller Mühen, der wie ein magischer Talisman ihm den Weg durch diese ganze harte Zeit gewiesen hatte, sich an der greifbaren Kleinlichkeit der Realität messen. Ein Betrag, der einem als fernes Ganzes großzügig erschien, schrumpfte schnell ein, wenn man ihn pragmatisch auf Einzelpositionen herunterbrach und auf einen bestimmten Zeitraum rechnete. Die Geldsumme schrumpfte, je öfter er sie sich im Licht der Realität einer nüchternen Kostenaufstellung ansah. Und wie eine juckende Wunde zog dieses Problem immer wieder seine Gedanken magisch an. Es waren zwar einige Garonnen, doch die schrumpften auf Einzelpositionen von Pragta herab, die ihm, je öfter er darüber nachdachte, immer kärglicher erschienen.
    So stand Auric schließlich mit einem zwiegespaltenen Gefühl in seinem Bauch im Büro des Vikar-Oberst, das sich in den Räumen der alten Burg hoch über Lysdocha befand. Er fühlte sich dabei auf eine unerwartet befremdliche Weise an sein Treffen mit der Syndikus-Majorin in Vaidamien erinnert, und der Eindruck, dass sich ein Kreis schloss, war nicht gerade dazu angetan, sein vages Unbehagen zu vertreiben. Anders als damals herrschte hier keine feucht drückende Hitze. Ein kühler Wind wehte von den nahen Bergen herab und blies die alte abgestandene Luft aus dem Tal der Stadt heraus. Rasch wechselnde Bänke dunklerer Wolken trieben in eiliger Hast über den Himmel und setzten Landschaft und Stadt darunter einem wankelmütigen, sich ständig erneuerndem Licht aus, einem in die Zeit gedehnten weißen Flackern gleich.
    Hinter dem Schreibtisch von Vikar-Oberst Silgenja öffnete sich die Front dreier Erkerfenster und erlaubte einen Blick über das Tal zu den Bergen hin. Von der Stadt Lysdocha waren wegen der hohen Lage der Räumlichkeiten, so weit von den Fenstern entfernt wie Auric stand, nur die westlichen Vorstädte zu sehen. Der Raum war schmal und glich eher einem großen länglichen Flur entlang der Fensterreihe; kein beeindruckendes repräsentatives Zimmer sondern die Amtsstube eines idirischen Beamten.
    Vikar-Oberst Silgenja redete auf ihn ein.  
    Er fasste die Zeit seines Kontrakts zusammen. Von den ersten Tagen seines Einsatzes in Kvay-Nan über all die Kämpfe an Orten mit fremdartigen Namen, von denen viele heute schon zu Synonymen für die Schrecken und Grauen des Krieges geworden waren, hin zu der Schlacht um Jhipan-Naraúk.
    Vikar-Oberst Silgenja trug keineswegs die Züge eines peniblen Beamten. Sein Haar war auf eine praktische, unmodische Art kurz geschnitten, vom Reif des Alters nur schwach gestreift. Seine Gesichtzüge wurden von seiner energischen und diszipliniert leidenschaftlichen Art gestrafft, wo sie bei einem weniger von innerem Feuer durchdrungenen Menschen vielleicht zu einer Faltenlandschaft erschlafft wären. Dies hier war einer aus der Kaste von Beamten-Offizieren, der Auric ein Gefühl der Sympathie abrang.
    „Es bedurfte der Entschlusskraft, der Klarsichtigkeit und einer sich an der taktischen Gesamtsituation ausrichtender Willensstärke, um diese sich bietende Gelegenheit zu nutzen und in einen Erfolg umzuwandeln. Solche Eigenschaften schätzen wir bei idirischen Offizieren.“
    Ich bin kein idirischer Offizier , dachte Auric. Ich bin ein Valgare, den man in die Sechzehnte gesteckt hat, das Sammelbecken für alles, was regulär keinen Platz in der konventionellen idirischen Armeestruktur findet. Die, welche über diesen Heeresteil das Kommando führen, das sind idirische Offiziere.
    Jetzt arbeitete sich Silgenja durch die Liste neuerer angeblicher Erfolge und Verdienste, und diese jetzt erneut dargelegt zu hören, bereitete ihm Unbehagen. Dass ihm all diese Enttäuschungen als Orden angeheftet wurden, bereitete ihm beinahe körperliche Schmerzen. Er wand sich innerlich.
    Nur zwischendurch horchte er plötzlich auf. Der Oberst bemerkte seinen Blick.
    „Ja, wir sind gut informiert“, kommentierte er jene letzte Bemerkung, die Auric diese kurze Schrecksekunde beschert hatte. „Sie dürfen nicht vergessen, dass auch die Kutte in Krisengebieten vermehrt tätig ist.“
    Der idirische Geheimdienst hatte also tatsächlich irgendwie von seiner stillschweigenden Begnadigung dieses armseligen Haufens erfahren, den die Aufrührer bei Kruvarne unter Drohungen und Erpressungen auf sie gehetzt hatten.

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