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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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militärische Wirklichkeit. Das sind doch erfundene Geschichten.“
    Auric stutzte, gab aber schnell zurück „Jedoch gestützt auf historische Ereignisse.“ Ein Hieb aus einem verlorenen Gleichgewicht ins Dunkel. Das Gesicht des gedrungenen Dunkelhäutigen gab noch immer keine Reaktion preis. Er hoffte, dass sein Bluff nicht noch schlimmer ins Blaue ging und ihn den Kopf kostete.
    Eine Fiktion? Murinjas Annalen waren keine getreue Wiedergabe und Analyse dessen, was in den Kriegen des frühen Idiriums wirklich vorgefallen war? Konnte das wahr sein? Der Gedanke war ihm nie gekommen. Seine Kehle fühlte sich plötzlich trocken wie verwittertes Pergament an. Weiter, er durfte sich nichts anmerken lassen. Auch er war ein Profi und hatte seine Mimik unter Kontrolle.
    „Vielleicht sind die genauen Beschreibungen der Schlachtverläufe tatsächlich Fiktion und Mutmaßung, aber sie wurden von einem Autor geschrieben, der Soldat, Offizier und Militärstratege war. Und dazu noch ein Genie. Vielleicht hat er die Kriege und Schlachten der Vergangenheit nur als Vehikel benutzt, um seine gesammelte Weisheit und Erkenntnis über das Führen und Gewinnen von Kriegen in anschaulicher Form darzulegen.“ Er hoffte, das traf. Silgenja schien zumindest wieder in seinem Sessel zu sitzen und nicht wie kurz vor dem Sprung auf der Tischkante zu hängen, mit einem Gesicht, als habe er einen vollkommen verwirrten Irren vor sich. Seine Miene hatte sich zumindest zu abwartender Skepsis gewandelt.
    „Aber ob es sich bei den angesprochenen Texten um akkurate Tatsachenberichte handelt“, fuhr Auric fort, „oder um eine Fiktion ist in der Sache schließlich unwesentlich.“
    „Sie sind Fiktion. Können wir das bitte zur Kenntnis nehmen?“ Zum ersten Mal, seit er angefangen hatte zu erläutern, schaltete sich der gedrungene Dunkelhäutige ein.
    „Wie auch immer“, gab Auric, ohne einen Moment der Pause eintreten zu lassen, zurück. „Ich habe die beschriebenen Taktiken genau durchdacht und mit meinen Erfahrungen auf den Feldzügen im Norden verglichen, und ich bin überzeugt, dass diese Methoden funktionieren. Außerdem habe ich in meiner Kontraktzeit im Haus Trevante erlebt, dass man dort im Ansatz nach ähnlichen Methoden vorging – Kleingruppen in Keilformation – und damit große Erfolge erzielte.“
    „Söldnerkorporationen sind ein wenig anfälliger für Experimente“, warf der Gedrungene wieder ein und erntete dafür einen bösen Blick von Silgenja. Auric hatte dabei den Eindruck den kurz aufblitzenden Augenblickssplitter einer langanhaltenden privaten Diskussion zwischen diesen beiden Männern zu erhaschen.
    „Jedenfalls lassen sich diese in der Söldnerkorporation Haus Trevante praktizierten Taktiken optimieren. Man kann bei entsprechendem Training, zusätzlich mit einer aus verschlüsselten Kürzeln bestehenden Kampfsprache und Kampfgesten, die Zusammenarbeit einer taktischen Kleingruppe zur absoluten Präzision eines gewachsenen Organismus schleifen.“
    „Kann man das?“ Der Gedrungene musterte ihn aus zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen, sein Mund zeigte keine Spur jener Ironie, die seine Worte durchdrang. Silgenja rückte im Stuhl vom Tisch zurück und warf dem Gedrungenen einen Seitenblick zu. Beide schauten sich an, ohne dass Auric eine Regung in ihren Mienen bemerkt hätte.
    „Sie erzählen uns etwas von den Schlachten um Moratraneum oder von der Eisernen Krone.“ Der Gedrungene war es schließlich, der weiter das Wort an ihn richtete. „Sie steigen da auf ziemlich hoher Ebene ein. Kommen wir doch einmal auf den Boden zurück. Zu den Grundlagen. Wie wollen Sie denn verhindern, das solch eine Kleingruppe von der gegnerischen Masse umschlossen und aufgerieben wird?“
    Da war er wieder, der strittige Punkt. Auric führte ihm seine Überlegungen dazu aus, in den Formulierungen ausgefeilter aber von der Sache her im Grunde die gleichen Gedankengänge, die er damals schon gegen Vancrist ins Feld geführt hatte.
    Der Gedrungene stellte daraufhin noch zwei, drei weitere Fragen, die in eine ähnliche Richtung gingen. Nachdem Auric sie beantwortet hatte, sahen sich Silgenja und der Gedrungene nochmals an, wieder ohne dass Auric in ihrem Mienenspiel irgendein Zeichen eines Austauschs hätte ausmachen können.
    „Nun gut, Leutnant Morante“, sagte schließlich Silgenja sich ihm wieder zuwendend. „Im Lichte dieser Unterredung müssen wir unser Angebot an sie noch einmal gründlich überdenken. Ihre Haltung, wie sie

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