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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Zunge. Verdammt, er hatte ihm nicht entgehen können. Kaustagg hatte genau zugeschaut, dass er auch alles herunterschluckte. Du nimmst keine Herzen in deine Hand und krönst dein Haupt.
    Er stand da auf einer großen Kreuzung, die Beine weit auseinander in den Boden gestemmt, verschaffte sich eine sichere Achse in dem ganzen tobenden Durcheinander von Mord und Brandschatzen.  
    Eine Gruppe von Jungs kam auf in zu. Kainen voran. Sie schleppten den kleinen Virri mit, der aufgeregt brabbelte. Irgendwas von Saitvar, seinem besten Freund.
    „Wir haben nur Spaß gemacht, wir haben nur Spaß gemacht“, sagte er immer wieder, „es war nur eine Alberei. Wir hatten alle einen Riesenspaß, stimmt doch Kainen?“ Die anderen redeten aufgeregt durcheinander, aber er verstand nicht, was sie sagten, die Paladine heulten zu laut und Virri war einer von ihnen, war im Kreis von ihnen untergehakt.
    „Wir haben nur Spaß gemacht“, sagte Virri, „und dann war er auf einmal tot. Ich hab ihn nicht umgebracht.“

    Sie schleppten die Leichen des vraigassischen Trupps aus den Winkeln, wo sie sie niedergemacht hatten, zum Feuer herüber und legten alle zusammen.
    „Scheiße“, rief Berngar, der eine der Leichen bei den Haaren gepackt hielt, so dass er in das Gesicht sehen konnte, „das hier ist ein Mädchen. Die hatten eine Schnalle in ihrem Trupp dabei. Eine echte Wildkatze in einem Jungtrupp, ihre eigene Mieze für unterwegs.“
    Alle sahen zu ihm herüber. In den Weilern hatten sie die Frauen schließlich auch nicht verschont.
    „Na und?“, sagte schließlich einer.
    „Wie, na und? Wenn wir‘s gewusst hätten, die hätten wir nicht sofort mit den anderen umbringen müssen. Die hätten wir vorher ficken können.“
    „Kannst du ja immer noch machen, wenn du so‘n geiler Bock bist“, warf ihm Vancrist höhnisch zu.
    Berngar fühlte sich nicht ernst genommen. Er zog eine Fresse, wühlte verbissen in den Taschen der Getöteten rum. „Vielleicht mach ich‘s ja noch“, brummte er.
    Auric drehte sich weg und ging langsam den dunklen Hang hinab, spürte den ersten Lufthauch vom Teich her auf seiner Haut, kühl und leicht in der nächtlichen Schwüle.
    „Berni, du bist ein Arschloch“, hörte er in seinem Rücken Vancrist sagen.

    Der Flüchtlingstreck kämpfte sich im blassen Morgenlicht mühsam die verschlammte Straße entlang. Die Ochenskarren waren ständig in Gefahr, im tiefen Dreck steckenzubleiben, und wenn sie es taten, prügelten die Führer erbarmungslos auf die Tiere ein; ihre eigene Angst vor dem Tod in ihrem Nacken machte sie grausam. Zerlumpte, bis auf die Knochen durchnässte alte Männer und Frauen liefen zwischen den Karren hin und her, trieben die Zugtiere an, halfen die Karren heraus zu ziehen, die schweren Räder weiter zu drehen. Auf den Karren, unter Decken, zwischen den erbärmlichen Resten geborgenen Hab und Guts lagen weinende Frauen mit weinenden Kindern. Die Frauen weinten um ihre Männer, die erschlagen irgendwo in ihrer Heimatstadt lagen, aus der sie gerade geflohen waren. Die Kinder weinten, weil sie nichts begriffen, als dass das ganze Leid der Welt über sie hereingebrochen war, einer Welt deren umfassende Grausamkeit sie noch nicht begonnen hatten zu begreifen.
    Es war eine wichtige vraigassische Siedlung gewesen; hinter den Hügeln aufsteigende Rauchsäulen kennzeichneten nun ihre Position. Es war erbittert um sie gekämpft worden, aber die Armee der Skrimaren hatte schließlich den Widerstand überrannt und alles niedergemacht, was ihnen unter die Klingen kam. So hatten sie es von dem Boten gehört, der sie vor einer Stunde erreicht hatte. Von der bewaldeten Anhöhe herab hatten sie einen guten Blick auf den Treck, der sich langsam in Richtung der Brücke kämpfte. Auric konnte alle Einzelheiten erkennen und ihre Stimmen deutlich hören.
    Kainen und Turgard neben ihm hatten schon ihre Schwerter gezogen.
    „Machen wir sie nieder?“, fragte Virri, der neben Kaustagg hockte.
    „Es sind Vraigassen“, antwortete der alte Bock mit blitzenden Schweinsäuglein.
    Als sie zwischen den Bäumen hervorbrachen, und die Schreckensschreie der ersten, die sie entdeckt hatten, zu ihnen heraufhallten, fing es wieder an zu regnen; ein stetiger, dichter erbarmungloser Guss. Es regnete während der ganzen widerwärtigen Angelegenheit, und als sie schließlich fertig waren, stieg der Rauch am Horizont wie träges, schwarzes Pech empor. Kein Rabe, keine Krähe war in der Luft zu sehen, obwohl sie von fern ihre

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