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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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aus den Bedingtheiten der Natur heraus gewachsen. Er wurde bewusst geformt. Das zeigt sich nicht nur in den Materialien, aus denen er besteht und aus der Art, wie sie miteinander verwoben sind, das bestätigt auch eine Untersuchung des Skriptums in jedem der einzelnen Teile und in dem, was als Blut durch seine Adern geflossen ist.“
    Er schaute, über den Körper der Kreatur gebeugt, von der Seite her zu Darachel hoch.
    „Aber bei den Materialien gehen die Fragen schon los.“
    Unterhalb des länglich glatten Schädels der Kreatur waren Teile der schwarzen Platten, die ihr als Haut und Panzerung dienten, mit Greifarmen und Klammern weggespreizt. Schichten darunter waren sorgfältig bloßgelegt, Lage um Lage, wie ein Aufriss durch die einzelnen Schalen des Körpers. Verschiedene Ebenen von Häuten, Krusten, Rinden kamen dadurch zum Vorschein: eine Schicht rot wie Muskelfasern, doch ohne deren Struktur, andere gelblich und gallertartig wie Teile von Fischen, wiederum andere roh und porös und mit nichts zu vergleichen, was Darachel von Lebewesen aus dem Tier- und Menschenreich kannte.
    Während er redete, nahm Nadragír die Klammern zur Hand, welche die Körperschichten hielten, spreizte sie weg, klappte zurück, zeigte auf dies und jenes.
    „Einiges kann gezüchtet werden, anderes sind Naturmaterialien.   Zwar auf eine Art verarbeitet, die uns noch Rätsel aufgibt, aber nun gut … Aber hier! Was ist das?“
    Er packte einen Teil der den Brustraum bedeckenden Hüllen direkt mit seinen durch Handschuhe geschützten Händen und bog sie weg. Darachel blickte auf die glatten, fischbleich öligen Strukturen, die er während des Kampfes durch die in den Panzerplatten klaffende Wunde gesehen hatte.
    „Aber vor allem …“, Nadragír richtete sich auf, warf ihnen, die sie zu beiden Seiten von ihm standen, rechts und links einen Blick zu. „Richtet euren Blick doch einmal auf seine Umgebung in den Mittlerschichten des dh‘shun-kranh sanwhe – die äußersten reichen schon völlig aus. Was seht ihr? Richtig. Nichts. Sein Körper, alle seine Substanzen sind aufgrund seines Todes vollkommen leblos.“
    Darachel wollte schon widersprechen – dort, im Nimbus plumper Teile der Kreatur, von matter Brache umgeben, spürte er durchaus etwas – doch Nadragír fuhr bereits fort.
    „Vollkommen leblos, mit einer Ausnahme.“
    Er gab zweien seiner Forschergefährten ein Zeichen, und diese klappten daraufhin über Greifarme, deren mit Klammern versehene Enden sich in das Fleisch der Kreatur krallten, die Panzer- und Hautschichten des Brustkorbs weg, so, als wären sie die Türflügel zu einem Kabinett. Darunter wurde erneut eine Form von Panzer frei, schwarz, kantig, gegliedert, von harter, ledriger Beschaffenheit. Die beiden Helfer griffen mit geschützten Händen zu, bogen die in der Mitten verzahnten Panzerseiten auseinander.
    Eingebettet in Schichten der ölig glatten Strukturen und dem, was bei der Kreatur als Knochen dienen mochte, wurden silbrig schimmernde Metallteile sichtbar, noch glänzend und besudelt von den Flüssigkeiten des Körpers. Darachel sah eine Anordnung konzentrisch sich wölbender Metallringe, verbunden durch schmale Fugen aus einem schwarzen, stumpf glänzenden Material und umgeben von verschlungenen rippenartigen Formteilen. Nadragírs ausgestreckter Finger richtete sich auf die Gesamtheit dieses Konstrukts, aber im Besonderen auf das merkwürdige Gebilde, das in der Mitte von der Fassung der Ringe gehalten wurde.
    „Was. Ist. Das?“
    Es wölbte sich innerhalb der Einfassung in vollendeter Rundung, die erkennen ließ, dass das Ding in seiner Gesamtheit eine Kugel bildete.
    Aber eine Kugel, wie sie auch Darachel noch nie gesehen hatte. Sie bestand aus einer mattschwarz schimmernden, perlmuttartigen Substanz. Cedrach und Bruc schauten erst einander, dann ihn mit Erstaunen und Verwirrung im Blick an. Anscheinend gab nicht nur ihm das Material der Kugel Rätsel auf. Es wirkte der Erscheinung nach seltsam immateriell, fast als wäre es verdichtetes Licht. Auch in den entsprechenden niederen Zwischen- und Mittlerschichten hinterließ es keinen Abdruck, der einen Rückschluss auf seine Natur erlaubt hätte.
    „Kann man es anfassen?“, fragte Bruc.
    „Kann man. Es ist so weit verdichtet, dass es greifbar ist. Aber was ist es?“
    „Ich nehme an“, sagte Darachel, „was wir dort sehen, ist der Kern, der die Kreatur antreibt, der Sitz dessen, was diesen künstlich geschaffenen Körper beseelt.“
    „Das

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