Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
ein Trupp, der sich um Auric scharte. Längst nicht alle, aber viele. Aus dem aufgeregten Durcheinander vieler Jungenstimmen wurde jedenfalls klar, dass das Ziel der Graustelzer gewesen war, Beute zu machen. Das heisst: Nahrung zu erbeuten. Solange sie in diesem unvollständigen, ungeordneten Trupp durch den Wald liefen, war allerdings nicht zu bestimmen, wie viele von ihnen die Graustelzer tatsächlich erwischt hatten. Vanna wusste zu berichten, dass nach der Schrecksekunde, die durch Aurics Auftauchen entstanden war, einer von Kaustaggs Veteranen als Letzter Teil der Beute geworden war.
    Mit erneuter Wut und Erbitterung setzten sie die Verfolgung fort. Um ihre Kameraden zu retten. Egal wie aussichtslos, nüchtern betrachtet, ihr Unterfangen war.

    Die Geisterhaftigkeit des Augenblicks und des Orts hatte Auric plötzlich wie ein Schlag getroffen: Kein Vogel flog auf, kein anderes Getier des Waldes floh durchs Unterholz. Sie waren allein – Scharen von Jungen brachen durch den nächtlichen Wald, dem Geräusch und den Spuren der Graustelzer folgend. Es war, als wäre die Welt leergefegt, bis auf ihre wilde Jagd und das Ziel ihrer Verfolgung. Tatsächlich, man hörte die Graustelzer noch immer, man sah sie auch gelegentlich zwischen dunklen Baumgruppen hindurchhuschen. Auric war das bei der Schnelligkeit, die diese Wesen gezeigt hatten, verdächtig vorgekommen, doch er hatte im Durcheinander der wilden Hatz das Unvermeidliche nicht verhindern können.
    Sie wurden durch diese Köder in einzelne, verstreute Gruppen aufgespalten, die planlos durch den Wald irrten. Ihre Verfolgung verlor die Koordination.  
    Es gab einen Moment in diesem wilden, verzweifelten Herumhetzen, da er endgültig begriff, dass der Haupttrupp der Graustelzer ihnen mit ihren Kameraden als Beute entkommen war.  
    Aber er war weitergelaufen, erneut allein. Den Rufen nach zu schließen befand sich seine Position an der Spitze eines auseinander gezogenen, versprengten Keils. So brach er durch den Rand des Waldes, ohne dass er ihn vorher bemerkt hätte.
    Plötzlich lag die Ebene vor ihm wie eine weite, zu massiver Dunkelheit gehämmerte Platte. Als hätte der Saum wuchernder Wildnis in seinem Rücken ihn wie eine Brandung an dieses öde Ufer gespült. Stille stürzte auf die Ebene, wie der einzige schwere Schlag einer gewaltigen Pauke. Alle Geräusche, die verstreuten, zerflatternden in seinem Rücken, wurden zu einem schnell versinkenden Hintergrundtableau, ohne Bezug und Relevanz zu ihm und diesem Augenblick.
    Er war aus einer ihnen bisher unbekannten Richtung aus dem Wald herausgekommen. Die Festung ragte vor ihm aus einer ungewohnten und fremdartigen Perspektive auf, näher als sie ihr jemals zuvor gekommen waren. Und er konnte von hieraus, wo er stand, direkt in den Rachen des Torwegs hineinblicken, eine Bohrung konzentrierter Schwärze in die Masse des Bauwerks hinein.
    Obwohl sein Interesse eigentlich dem Horizont gelten sollte, wo er jetzt glaubte, eine huschende Bewegung auszumachen, das letzte Anzeichen des endgültig gelungen vollendeten Rückzugs der Graustelzer, wurde sein Blick doch vom Zugang zur Feste eingefangen wie ein Metallsplitter von einem Magnetstein.
    Er blickte dorthin und ihm schien in einer Anwandlung leichten Schwindels, als würde sein Blick plötzlich eine unbekannte Schärfe erhalten, als könne er tiefer und klarer in die Entfernung blicken als dies eigentlich möglich sein sollte. Es war ihm, als trete der Torweg plötzlich zunehmend näher an ihn heran.
    Und wie seine Wahrnehmung ihm mit diesen im Scheitelpunkt des Augenblicks geschärften und verwandelten Sinnen entgegenströmte, glaubte er in der Höhlung des Torwegs eine Gestalt zu erkennen. Winzig klein, auf die Entfernung hin, selbst jetzt für seinen verwandelt erscheinenden Blick. So klein, dass sie ohne weiteres seiner Einbildung hätte entstammen können. Ein Schattenwirbel in der Dunkelheit, den das Auge erzeugte, weil es etwas brauchte, das ihm Orientierung bot, weil Nichts und Formlosigkeit ihm unerträglich waren. Ein Kern der Dunkelheit, den dann sein Geist aus ähnlichem Grund zum Bild einer Gestalt zusammensetzte.
    Diese Gestalt, so schien es Auric, war gepanzert und von schlankem, langgezogenen Wuchs. Sie bewegte sich für einen Moment, gewann dadurch insektenhaft kleinteilige Kontur, flackerte dadurch über die schwankende Wahrscheinlichkeitsgrenze von Illusion zu greifbarer Tatsächlichkeit hin. Klein, winzig, staubkornhaft, und doch bewegten sich

Weitere Kostenlose Bücher