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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Angriffsposition.
    In diesem Moment begann das Schreien drüben bei den Lagerfeuern.

    Innerhalb der ersten Minuten hatte Aurics Trupp sieben Tote zu beklagen gehabt.  
    Es war ihr Glück, dass sie nicht auf freier Ebene sondern zwischen den chaotisch wuchernden Bäumen bei der Torruine von den Graustelzern angegriffen worden waren, wo die irrwitzige Schnelligkeit ihrer Beine nicht so stark zu Buche schlagen konnte. Auf freier Fläche hätten sie nicht die geringste Chance gehabt.
    Nach dem Schock der ersten Angriffsminuten hatten die Jungs sich aber gefangen.
    Nachdem Auric ihren Skrimaren-Kampfschrei herausbrüllend aus der Nacht aufgetaucht war, den abgehackten Kopf des Graustelzers mitten unter sie geworfen hatte und, das Blut des Wesens über sein ganzes Gesicht geschmiert, gebrüllt hatte, „Ich hab ihn in die Hölle geschickt, den Drecksscheißer! Ich ficke seine Mutter, ich ficke seine Schwester, ich piss auf seinen verdammten schwulen Kadaver!“  
    Diese Formulierungen gaben zwar nicht seine tatsächlichen Empfindungen in diesem Augenblick wieder, aber er hatte in der Zeit in den Zügen gelernt, wie man Skrimarenkrieger motivieren konnte. So hoffte er in diesem Augenblick jedenfalls.
    Stille. Einen Augenblick schien die Szenerie des Kampfes wie eingefroren. Er blickte in die Gesichter der Jungs seines Trupps. Sie starrten ihn voller Entgeisterung an. Eine Gestalt, die ihnen wie ein irrer, blutbeschmierter Waldgeist erscheinen musste. Keine Spur weniger bedrohlich als die Graustelzer, die plötzlich mitten unter sie gefahren waren, so wurde ihm in diesem panischen Moment klar.
    Etwas schwirrte hart und funkelnd durch die Luft. Instinktiv duckte Auric sich, lenkte den Wurfspeer mit der Seite des Schwertes ab und starrte zurück, fand das Augenpaar des Werfers – Kainen, Furcht und Wut in seinem Blick. Das letzte Echo seines Gebrülls verhallte schließlich ganz über dem Tumult zwischen den Feuern. Ein eisiger Hauch strich ihm das Rückgrat entlang.  
    Dann aber hatten sie ihn erkannt. Vielleicht an den Zügen, trotz des ganzen Blutes. Vielleicht an seinem Kampfgeschrei.  
    Und dann hatten sie Mut gefasst und aus voller Kehle ebenfalls ihr wildes Skrimaren-Kriegsgeheul in den Nachthimmel geschickt. Dass der bleiche Mond in Splitter brechen möge.
    „Schickt die Scheißer in die Hölle!“  
    „Schickt sie ihrer dreckigen am Tripper krepierten Hure von einer Mutter hinterher!“
    „Ihre zerhackten Kadaver sollen sich zu Bergen türmen und ihr Blut soll zu Seen fließen!“
    Dazu hatte es zwar nicht ganz gereicht, aber immerhin hatten die Jungs sich so weit gefangen, dass sie nicht weiter wie ein Haufen panikerfüllter Kaninchen zur leichten Beute der Graustelzer wurden. Und um den Graustelzern so viel Widerstand zu liefern, dass diese schon nach den bis dahin verbuchten geringen Erfolgen beschlossen, sich wieder in die Steppe abzusetzen.  
    Man sah die fremdartigen, grauen Wesen zu allen Seiten blitzschnell in das Unterholz brechen. Eine Sekunde später verrieten nur noch hin und her schnellendes Buschwerk und Äste ihre Pfade. Triumphierendes Gebrüll sprang von Jungenkehle zu Jungenkehle. Dann setzten sie den Graustelzern hinterher. Planlos.  
    Die gerade neu formierte Verteidigungsfront eingeübter Kämpfer fiel wieder auseinander. Auric hätte jedem einzelnen von ihnen in den Arsch treten können.
    Er fluchte, spuckte kräftig aus und rannte hinterher.
    Im Dunkel der Nacht erkannte er zwischen den Bäumen nur ein einziges chaotisches Hin-und-Herhuschen, die Schatten von Jungen, die im Dunkel durch das Unterholz brachen, dort ein blitzschnell zuckender, großer Schatten, der das peitschende Schnellen eines Graustelzer sein mochte. Schreie, überall Schreie. Die Feuer hinter ihnen waren fast erloschen, der Mond hinter ziehenden Wolken spendete nur trügerisches Licht. Wie die aufstiebenden Laubschwaden, vorhin im Kampf mit dem Graustelzer, so erschien ihm jetzt der Wald: Schattenflattern in der Dunkelheit, geisterhaft und unwirklich.
    So ging das nicht. Sie mussten die Übersicht behalten. Sie mussten eine Zwischenbilanz ziehen und eine stehende Verteidigung aufrechterhalten.
    Auric schrie einen von Kaustaggs Signalrufen in die Nacht. Die versprengten Antwortrufe der Jungen flatterten wie Schwärme von Krähen durchs dunkle Gehölz. Sie erkannten Kaustaggs Signal und folgten ihm. Aber wo war Kaustagg eigentlich?  
    Nach und nach sammelte sich aus der durchwucherten Dunkelheit wieder so etwas wie

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