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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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ging es los.
    Und so musste das Ganze für die Vraigassen ausgesehen haben:
    Plötzlich springt keine hundertfünfzig Meter von ihren Reihen entfernt ein Skrimare aus einem Graben auf und rennt schwertschwingend und brüllend auf ihre Schlachtreihe zu.
    Klar, was da passiert ist.
    Ein paar Frischlinge aus den skrimarischen Jungtrupps haben mit ihren Einheiten auf der Lauer gelegen und auf den allgemeinen Angriffsbefehl gewartet. Sie sind bis zur Krempe zugedröhnt mit Drachenblut und kaum noch kontrollierbar. Dies ist ihre erste große Schlacht, sie sind zappelig vor Aufregung, einer Mischung aus schlecht beherrschter Panik und dem Kochen, das durch ihre Adern rast, dem Heulen der Teufel, Thyrins dreiundzwanzig Paladinen, die ihnen Kriegs- und Rachegeschrei ins Ohr brüllen. Und da gehen dem ersten der Frischlinge die Nerven durch.
    Für ein paar andere, die genauso wie er kurz vor dem Durchdrehen stehen, ist das der Startschuss. Eine, zwei Sekunden später springen sie ebenfalls auf und stürmen hinter ihm her, aus vollem Halse brüllend, Schwerter schwingend was das Zeug hält.
    Fast fünfzig Meter sind sie gerade auf die vraigassischen Reihen zugestürmt, als der Rest ihres Trupps aus der Verwirrung dieses Schocks aufwacht und zur überstürzten, unvermeidlichen Fehlentscheidung kommt. Sie springen also ebenfalls aus dem Graben, alle Mann, und greifen an, um ihren Kameraden in ihrem hirnlosen Fehlstart beizustehen. Sie können ja unmöglich regungslos zusehen wie ihre Kameraden sinnlos abgeschlachtet werden. Sie müssen etwas tun. Was liegt näher als ebenfalls kopflos anzugreifen und sich mit ihren Kameraden zusammen sinnlos abschlachten zu lassen? Der Rest der unglückseligen Einheit, etwa fünfzig Mann, setzt mit allem was ihre Beine hergeben, aus voller Kehle brüllend mit allem was ihre Lungen hergeben, ihren durchgeknallten Kameraden hinterher, in wilder Hatz genau auf die Linie der blanken vraigassischen Schwertspitzen zu.
    Tatsächlich trennten nur wenige Sekunden die zuerst Losgestürmten aus Aurics Trupps vom ihnen folgenden Rest der Einheit, als sie schließlich auf die stählerne Front der Vraigassen trafen. Die restliche Welle folgte unmittelbar.
    Schilde trafen auf Schilde, die Wucht aufprallender Körper gegen die Reihen sich gegenstemmender Verteidiger, ein Zusammenstoß von Metall, Leder, Fleisch und Knochen.
    Gedämpft durch den metallbeschlagenen Lederhelm dringt im Laufen das Aufeinanderdonnern der Schilde an Aurics Ohr. Das rasende Brüllen und markerschütternde Aufschreien wird in einem trägen, eingefrorenen Knurren zusammengedrängt. Ein schwankender Blick über den im Laufen tanzenden Schildrand. Die vorwärtsdrängende Woge aus Jungenkörpern, Rüstung und Waffen steht von einem Moment auf den anderen vor ihm mit gewalttätiger Plötzlichkeit still. Köpfe in Helmen prallen zurück wie an einem kurzen Band geschnellt. Speichel, Blut fliegen auf von der Barriere, an der die Bewegung bricht. Ein Körper vor ihm – Turgard? – sinkt in die Knie, wie durchgeknickt. Ihm ausweichen, Schild winkeln, in die Bresche. Vor ihm in der Wand aus ineinander gepacktem Leder- und Stahlschuppen ein Gesicht, nur ein Augenpaar zwischen Schildrand und Helmkrempe. Ein Vraigasse, Hass im Blick. Sein eigener Arm ist gestreckt, wie ein Bogen gespannt, sein Schwert am höchsten Punkt. Bereit über die Barriere der Schilde zu stechen, nach verwundbarem, ungeschütztem Fleisch zu hacken. Wie ein weißglühender Blitz schießt die Anstrengung des letzten Sprungs, des letzten Vorwärtsschnellens von den Beinen her durch seinen Körper. Er sieht das Weiße im Augenpaar über dem Schildrand. Er sieht, wohin er stechen muss, sieht die Lücke in der Deckung.
    Der Schildbuckel traf ihn mit der Wucht einer Keule.  
    Etwas Weißes, kalt Glühendes schoss ihm in einem pumpenden Schwall unter die Schädeldecke. Etwas knirschte böse in seinem Nacken. Die Luft wurde aus seinen Lungen hochgetrieben, der Zapf im Gaumen klackte hilflos und trocken nach neuem Atem. Sein Schwert folgte trotzdem dem Schwung seiner Bahn.  
    Blut spritzte ihm ins Gesicht und er schrie und brüllte, stach und hackte, schrie und brüllte und schrie bis Rachen und Lunge roh waren.
    Turgard war 17. Er wurde in erster Reihe von einem Streitkolbenhieb bewusstlos geschlagen. Als die erste Vraigassenreihe über ihn hinweggetrampelt war, wurde er von einem Spieß durchbohrt und davon in den Boden genagelt. Ob er an den Folgen des Schädelbruchs, der

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