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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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komplex.  
    Der Grund hierfür war, dass die Vraigassen eine der riesigen, uralten Festungsruinen aus der Zeit valgarischer Hochblüte, der Herrschaft der Drachenkinder, wieder in Besitz genommen, sie wiederhergerichtet und im Laufe der Zeit entsprechend ihren Bedürfnissen immer weiter ausgebaut hatten. Sie thronte auf einem gewaltigen Felsklotz aufragend über dem umgebenden Hügelland. Die ineinander gepackten Felsstürze und sich hoch auftürmenden Formationen titanischer Felstrümmer wurden nur vereinzelt von steilen Hängen durchbrochen, an denen sich der Zugangsweg zur Festung entlangschlängelte. Die jetzt zertrampelten und zerstörten Weinberge waren von Blut getränkt, und man hatte an ihren von der Schlacht durchpflügten Hängen noch immer nicht alle Leichenteile zwischen den Überresten der Weinstöcke einsammeln können.  
    Es musste seinen Vater vor Wut und Grimm beinahe zerrissen haben, als es eine zeitlang so schien, dass sie tatsächlich an diesen steilen Hängen scheitern sollten, besonders nachdem sein Heer vorher gegen eine unerwartete Übermacht diese große Schlacht gewonnen hatte, von der man doch glaubte, dass sie alles entschieden hätte.  
    Aber dann hatte sich ja zum Glück für ihn und seine Thane das Kriegsglück gewendet.
    Auric eilte rasch über den inneren Hof, durch das Getriebe seiner Altersgenossen hindurch, zum Hauptgebäude hin; er wollte es schnell hinter sich bringen.
    Sein Vater erwartete ihn in einem geräumigen Zimmer im fünften Stock, das vorher dem Hochthan der Vraigassen gehört hatte. Felle bedeckten in hohen Lagen den Boden. Die Möbel waren aus massivem, dunklem Holz, schlicht aber kunstvoll geschreinert im Vergleich zu allem, was Auric aus ihrem Dorf kannte. Sein Vater saß an einem schweren Tisch, mit dem Rücken zu einem Erker mit zwei Fenstern, durch die man einen weiten Blick auf das umgebende Land hatte. Weite Rauchfahnen stiegen noch immer von den geplünderten und verbrannten Feldern des Umlandes auf und verschleierten zusätzlich zur Wetterlage das Licht der Sonne.
    Sein Vater musterte ihn einige Zeit wortlos, dann stahl sich ein feines Lächeln in seine Mundwinkel.
    „Es sieht so aus, als müssten wir dich aus den Jungtrupps herausnehmen und in die Hauptstreitmacht aufnehmen. Du hast dir in den letzten Tagen einen Namen gemacht, den man hört, wohin man auch geht.“
    Auric schwieg. Er hatte weder Lust über die Ereignisse bei der Entscheidungsschlacht gegen die Vraigassen zu reden, noch über das, was bei der Erstürmung der Burg geschehen war.  
    Sein Vater stand aus dem niedrigen Lehnstuhl auf, kam um den Tisch herum und blieb einen Schritt vor ihm stehen. Seine breite Gestalt blockierte das Licht von den Fenstern her. Er musterte Auric noch einmal von oben bis unten, das stolze Lächeln vertiefte sich noch auf seinem Gesicht. Er schnaufte, wiegte zufrieden den Kopf auf und ab, schürzte seine Lippen und suchte aus zusammengekniffenen Augen Aurics Blick.
    „Mein Junge!“
    Dann trat er vor, sein Schatten umschloss Auric, und nahm ihn in die Arme.
    Er spürte die Klammern der Arme seines Vaters um seine Schultern, spürte das drahtige Haar an seiner Wange. Der Valkaersring, dieser als Reliquie ausgegebene, überfrachtete Tand, dieses hohle Symbol eines fragwürdigen Erbanspruchs, baumelte an der Kette um den Hals seines Vaters und drückte sich ihm gegen die Brust. Er versuchte den Kopf in der Umklammerung zu drehen, sah zwischen den Strähnen bierbraunen Haares die Augen seines Vaters und sah ein feuchtes Glitzern darin.
    „Vater“, sagte er, „lass mich los oder ich muss kotzen.“
    Er spürte wie ein Ruck durch die Gestalt ging, aber sie ließ ihn nicht los.
    „Vater, lass mich los. Ich meine das ernst.“
    Er spürte, wie sich der Kopf hob, sich die Schultern strafften, aber die Arme umklammerten immer noch seine Schultern.
    „Vater, lass mich los oder ich schlag dir den Schädel ein.“
    Aurics Vater trat zurück, seine Hände noch immer auf seinen Schultern, und musterte ihn mit scharfem Blick. Er ließ seine Schultern los, trat einen weiteren Schritt zurück.
    „Das wirst du nicht schaffen, Sohn. So gut bist du nun doch noch nicht.“
    Aber Auric sah dabei noch immer einen widerlichen Schatten von Stolz in seinen Augen stehen, und er musste sich schnell abwenden.

    Seine Mutter war von ihrem Mann übel zugerichtet worden. Das Gesicht, der ganze Schädel war nur noch eine einzige geschwollene, verfärbte Masse. Die Augenhöhlen sahen

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