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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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durch Mittelnaugarien hatte er nicht umsonst den Auric, der ausgezogen war, das Erbe seiner Mutter anzutreten und das Leben dessen zu leben, der er tatsächlich in seinem Inneren war, mit Beschwörungen und Gesängen genährt und gestärkt, mit dem Fluss der Worte Torareas, Murinjas und Epokravs. Wenn er das aus den Augen verlor, besonders in einer Umgebung und in einer Gesellschaft wie dieser, dann verlor er sich selber, seine eigene Identität.
    Heute war er zum ersten Mal gemeinsam mit den anderen aus seinem Trupp in einem schweren Gefecht gewesen, und Auric saß jetzt mit Jag, Trommler, Hengart, Huon-Khau und ein paar anderen auf einem Grasbuckel nahe beim Trossfeuer, in einem kleinen Nebental, ein gutes Stück hinter der Kammlinie, die zu halten ihr Hauptmann befohlen hatte. Von dort, beim Taldurchgang wehte noch immer Kampfgetöse herüber, mittlerweile deutlich diffuser als beim ersten Zusammenstoß der beiden Heere am frühen Morgen.  
    Lauter war dagegen das Geschrei, das von den Verwundeten aus dem Feldscherzelt herüber gellte. Ihr Feldarzt hatte anscheinend für diese Kontraktzeit die nötige Menge an Betäubungsdrogen schlecht kalkuliert. Zwar hatte niemand von ihnen mit einem solchen Zusammenstoß mit Kräften der Elfenallianz ernsthaft gerechnet, aber bei ihm war ein solches Versäumnis unentschuldbar und würde ihm mindestens einen schweren Rüffel des Hauptmanns, wenn nicht gar einen Rauswurf aus dem Haus Trevante eintragen. Auric gönnte es dem Bastard, da zu vermuten stand, dass er sich das gesparte Geld in die eigene Tasche gesteckt hatte.
    Weiter vorne zum Kamm hin war eine Abteilung damit beschäftigt, tiefere Gräben auszuheben und die Befestigungen zu verstärken. Zwanzig Meter hangabwärts, am Talgrund trabte eine Kompanie Soldaten entlang in Richtung der Kampfstätte. Ansonsten war das Lager ausgestorben, trostlos und öde. Alles war entweder im Kampf, in Aufstellung oder versuchte Schlaf zu bekommen, bevor der Einsatzbefehl einen erwischte. Nur sie, die sie gerade direkt aus einem heißen Einsatz kamen und sich eine Stärkung und Ruhepause verdient hatten, und Angehörige des Trosses waren zwischen den Zelten oder am Rand des Lagers zu sehen.
    „Meinst du, die fahren ihre Feuergeschütze auf?“, fragte Hengart.
    „Um den Wald in Brand zu schießen, brauchen die keine Geschütze. Da reichen Armbrüste, Arbalesten oder einfach nur Bogen aus“, gab Iakander, der einzige waschechte Idirer ihrer Truppe zurück. „Ich glaube kaum, dass sie hier ihre Katapulte montieren. Das Gelände gibt‘s nicht her. Ich mache mir mehr Sorgen darum, dass die eine Kompanie ihrer verdammten Kampfduergas auf uns loslassen.“ Iakander hatte den Gesichtsschnitt eines Idirers aus altem Adelsgeschlecht. Keiner wusste, welches Schicksal ihn in diese Söldnerkorporation verschlagen hatte.
    „Kampfduergas oder ihre Magier.“
    „Magier, Schmagier … Blödsinn. Ich sag dir, dass die Spitzohren zaubern können, das sind doch alles Ammenmärchen.“
    „Klar können sie das. Das weiß doch jeder. Woher kämen denn sonst die ganzen Geschichten von Nichtmenschenmagiern?“
    Auric tunkte seinen Brotkanten in die Suppe, hörte den Gesprächen seiner Kameraden zu und ließ dabei den Blick gedankenverloren in die Ferne gleiten. Eine Bewegung am Kommandozelt, weiter oben am Hang erregte seine Aufmerksamkeit. Jemand trat aus der Zeltklappe hervor, Auric glaubte, ihren Korporal zu erkennen. Seltsam, er hatte ihn eigentlich auf dem „Feldherrenhügel“ vermutet, beim Hauptmann und dem Rest des Stabes.  
    Auric schaute genauer hin: Es war tatsächlich ihr Korporal. Er blieb einen Moment dort oben stehen, anscheinend, um einen Blick über das Lager zu werfen. Dann schritt er rasch den Hang hinunter auf den Tross zu.
    „Verdammt, hatte nicht irgendjemand gesagt, es wäre so ziemlich das Letzte, was passieren könnte, dass Kräfte der Spitzohren-Allianz über diesen Pass anrücken, um der Dritten Armee in die Flanke zu fallen, und wir hätten nur einen Kontrakt bekommen, um hier der Form halber Wache zu sitzen? Leicht verdienter Sold und so?“
    „Sieht so aus, als würde das Letzte zuerst passieren.“
    Aurics Blick wanderte bei Trommlers Worten hinauf zu den schneebedeckten schroffen Graten dieses namenlosen Höhenzugs des Saikranon, der den Weg in das Hochland versperrte, wo General Kelam seine Truppen aufmarschieren ließ, um der Allianz aus Elfen und anderen Nichtmenschen eine für sie verfrühte Konfrontation

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