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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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die in diese Richtung gehen, werden ganz selbstverständlich über die Kernzeit der Konflikte der Großen Feuergeister verfasst. Das erscheint den meisten ein angemessenes, klassisches Thema zu sein. Nur bei dir sind es die Späten Feuerkriege, und dabei nicht einmal der klassische Kanon, sondern gerade Apokryphen und abweichende Deutungen.“
    „Weil die Späten Feuerkriege uns zeitlich näher liegen, vermuten wir geringere Untiefen in ihnen“, antwortete Darachel. Sie saßen entspannt in einem der privateren Kammern von Viankhuans Enthravenat und blickten auf den inneren Raum zwischen den vorgelagerten Klippenstrukturen und der Wand des Grabenbruch hinaus, ein komplex gestaffeltes Labyrinth aus Steinpfeilern und kantigen Türmen. Das Spiel des zwischen ihnen einfallenden, sich brechenden Lichts verwandelte den Ausblick in ein in allen Nuancen hellen Graus schimmerndes Tableau aus Licht- und Schattenflächen, Facetten und Splittern, welche die ganze Raumtiefe vor der begrenzenden Macht der Landbruchklippe ausfüllten. „Wenn wir aber genauer hinschauen“, führte Darachel fort, „erkennen wir, dass vieles, was in dieser späteren Zeit geschah, sich unserer Kenntnis entzieht und dunkel und verhüllt bleibt.“
    Viankhuan sah ihn mit einem Blick amüsierten Wohlwollens an. „Was könnte denn dunkler und verhüllter sein als die Herkunft der Großen Feuergeister aus den Sonnengehirnen, ganz zu schweigen davon, welche Wesen es waren, die in unausdenklicher Vorzeit diese ungeheuren Sonnengehirne schufen? Warum also die Späten und nicht der längere Zeitraum der Alten Feuerkriege?“  
    Wie oft hatte er schon diese Frage zu hören bekommen? Natürlich war sie legitim. Aber in diesen Tagen, riefen solche Fragen immer öfter in ihm das Gefühl hervor, als luden sie nicht einfach zu einer schlichten Erläuterung ein, sondern als forderten sie ihm geradezu eine Rechtfertigung ab. Er blickte in das ihm offen zugewandte Gesicht von Viankhuan, und seine aufblitzende Irritation verlor sich rasch. Er spürte das alte Vertrauen zwischen ihnen. Gerade sie hatte nie eine Rechtfertigung von ihm gefordert; sie wollte stets nur verstehen.
    „Die Alten Feuerkriege, das ist für mich die Zeit einer glutrauchenden Erde ohne Hoffnung“, setzte Darachel zu seiner Erklärung an. „Da ging es nicht um Menschen und ihre Schicksale, da gab es nichts zu gewinnen. Es kämpften nur drachen- und menschengestaltige Avatare der Sonnengehirne gegeneinander, nur verkörperte Mächte, bei deren Kämpfen es um nichts ging als um uralte, unauslotbare Fehde. Menschen, ganze Völker und Nationen dienten ihnen lediglich als bloße Werkzeuge in einem so erbitterten wie aus menschlicher Perspektive sinnlosen Hader uralter, in ihrer Wucherung in die Zeit hinein bösartig gewordener Wesenheiten.“
    Er atmete ein und aus, mit Bedacht, versuchte seinen Gedanken zu ordnen. „In den Späten Feuerkriegen dagegen wurde darum gekämpft, den in Anaudragor wiedergekehrten Wesensteil des Alten Drachen endgültig aus dieser Welt zu vertreiben. Dabei ging es um Einzelwesen und ihre Schicksale. Im Zentrum dieser Konflikte stand der Kampf darum, eine Zukunft für diese Welt und die, die in ihr leben, zu schaffen.“
    „Es war auch die Welt der Neuen Menschen und ihrer Reiche, die damit ihren Anfang nahm“, sagte Viankhuan nach einem Moment nachdenklichen Schweigens. „Fällt in diese Kategorie auch dein Interesse für den Menschenmann.“
    Darachel stutzte. War jetzt doch die Zeit der Rechtfertigungen gekommen? Schließlich auch bei seiner persönlichen Ethravan-Mentorin?  
    Viankhuan musste in diesem Moment den Argwohn in seinem Blick aufgefangen haben. „Verstehe mich nicht falsch“, fuhr sie fort, ohne dabei ihren ruhigen Tonfall aufzugeben. „Ich nehme großen Anteil an deinem Interesse für den menschlichen Pflegling einerseits und die Zeit der Späten Feuerkriege andererseits. Es scheint mir natürlich, als eine folgerichtige Entwicklung für dich. Und es erscheint mir miteinander verbunden.“
    Sie richtete sich in ihrem Lehnstuhl aus ihrer bisher entspannt zurückgelehnten Haltung auf, wandte sich ihm mit ihrem Oberkörper direkt zu und blickte ihn aus dieser geringeren Entfernung gerade und intensiv an.
    „Was in dir geschieht, entspringt nicht irgendeiner Willkür“, sagte sie, und ihre Flamme stieg in den Wisperschichten, die der Geburtsort der kleinen Brudersonnen waren, in gerader, klarer Säule auf, „also ist es notwendig. Es würde im

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