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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Mercer hat’s mir erzählt. Das sind neue Zeiten? Die Kinphauren werden dir dabei nicht im Wege stehen.«
    Aber ich stehe dabei im Wege. Das ist das Problem. Miliz, die einen Krieg gegen Meuten führte. Nicht nur, um ihnen ihr kriminelles Handwerk zu legen. Miliz die Blut in den Straßen von Rhun vergießt.
    Wohin führte sie das alles?
    Es hatte Twang! gemacht, und der Bolzen war in Histans Kopf verschwunden und hatte ein einfaches, hässlich rotes Loch zurückgelassen.
    Sie hielt mit beiden Armen ihre Knie umfasst, die Schnapsflasche in der einen Hand und schaukelte in der Enge der Schlafkoje hin und her. Die Nacht draußen war kalt, aber sie fühlte sich heiß und klebrig vor Schweiß. Zum Glück war sie allein im Schlafraum des Gardenhauses. Alle anderen hatten ihr Zuhause. Und schliefen dort auch.
    Sie fühlte sich spröde und leer, von einer bleichen Spannung ausgepumpt. Der Schnaps half ihr auch nicht, den Schlaf zu finden, schwer zu werden und die Bilder zu verdrängen.
    Das Blut wurde vom Regen weggespült, und er lag da. Histan, der Besonnene. Der Verlässliche an ihrer Seite. Neben Khrival.
    Eine Kutte. Ein Agent des idirischen Geheimdienstes im Untergrund.
    Die Kutte weiß viele Dinge. Die Kutte ist an vielen Orten.
    Offenbar war sie auch mitten in ihrem Kader gewesen. Wem konnte sie jetzt noch trauen?
    Und? Wollte sie deshalb alle umbringen? Bolzen in die Stirn, Schluss?
    Etwas hatte an Histans Gestalt gezuckt. Sie hatte es gesehen. Die Armbrust, die Hand an ihr hatte sich bewegt. Man sieht viel in einem solchen Moment. Hatte sie das wirklich in der Anspannung und der Aufregung dieses Augenblicks richtig erkannt? Oder hatte sie es sich nur eingebildet? Hatte Histan wirklich schießen wollen?
    Sie hatte um die Leiche herum den Schlamm mit ihrem Stiefel aufgewühlt. Hatte falsche Spuren gelegt. Sonst würde niemand ihr mehr trauen.
    Sie hatte sich hingekniet und Histan die Augen geschlossen. Leichen hatte sie schon viele gesehen. Bisher hatte sie gedacht, dass nur der Krieg so etwas mit einem macht.
    »Das ist Krieg«, hatte Sandros gesagt.
    Sie hängte sich noch einmal, wider besseren Wissens die Pulle an den Hals, ließ die klare Flüssigkeit ihre Gurgel hinabrinnen und spürte kaum noch ein Brennen in ihren Eingeweiden ankommen. Nur eine helle, weiße Nacht um sich herum, auch wenn sie hier im Dunkel des Schlafraums saß, kaum Licht von der Straße her durch das hohe, schmale Fenster drang.
    Sie wusste nichts mehr. Nicht um diese Zeit. Sie wusste nicht, welche Fehler sie in ihrem Beruf gemacht hatte oder gerade machte.
    Fehler mit tödlichen Waffen in den Händen wiegen besonders schwer. Und die trug sie jeden Tag.
    Im Krieg, ja im Krieg mochte so etwas normal sein.
    Sie und Khrival hatten sich etwas geschworen und sich den Turm an den Rock geheftet.
    Den Turm am Rock.
    Blut in den Straßen von Rhun.
    Wie ein Homunkulus, eine tödliche Waffe, von einem Bannschreiber auf einen Auftrag eingeprägt und dann in den Kampf geschickt. Welchen Schaden wohl so eine Waffe anrichten konnte. Moloch-2. Ein neuer, verbesserter Typ.
    Erstaunlicherweise hatte es gar nicht lange gedauert, bis Daek sich wieder aus dem sicheren Meutenterritorium nahe bei Derndtwall und Firnhöhe herauswagte. Durch Glück hatten sie ihn entdeckt. So schien es.
    Ebers Leutnant ließ sich von zwei Firnwölfen als Leibwächter begleiten, zwei echten Brechern, groß, breitschultrig, der eine mit langem wilden Haar, der andere mit kahlrasiertem Schädel. Und er machte einen seelenruhigen Einkaufsbummel. Ging mit seinen beiden Leibwächtern im Schlepptau ganz, ganz ruhig und gemütlich die Tempelstraße runter, schnurgerade durch die treibenden, ineinander und auseinander strömenden Trauben von Menschen, vorbei an dem unerschöpflichen Sammelsurium kleiner Läden und Handwerker-Buden, gerade wie das Musterbeispiel eines ehrbaren Bürgers mit zu viel Zeit. Schlenderte hier herein, schlenderte dort hinein. Plauderte mit den Geschäftsinhabern. Sah sich teure Ledermäntel und Jacken an. Ließ sich von Tintenwerkern ihre neuen Tattoo-Entwürfe zeigen.
    Danak und Choraik folgten ihm in unauffälligem Abstand, immer an den Hauswänden entlang, im Schutz der zahlreichen Auslagen.
    Lungerten auch schon mal an einer Ecke herum.
    Das ging heute. Sogar unauffällig.
    Danak blickte noch einmal an Choraik herab, der lässig neben ihr an einer Backsteinmauer lehnte.
    Er hatte sich wirklich Mühe gegeben, das musste sie ihm lassen. Legte sich richtig ins

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