Ninragon - Homunkulus
packte sich ihn kurzerhand beim Kragen und brachte seine gerade mühsam hergerichtete Meutentracht endgültig aus der Fasson.
»Du hast uns schon genug erzählt, dass deine Brüder dich auf die langsame, schmutzige Art kaltmachen. Also raus damit, spuck’s aus! Wenn du nicht willst, dass sie doch noch erfahren, dass du eine Ratte bist.«
Beider Augen blitzten, Miriks unstet, ihre Gesichter nah beieinander.
»Also, was heißt nächstes Mal?«, fragte sie ruhig und lehnte sich in ihren Sitz zurück, obwohl innerlich die Erregung mit ihr durchging.
»Dass er’s wieder machen will. Der Magier. Was denn sonst?«
»Und?«
»Diesmal mit einer anderen Droge. Damit’s nicht auffällt. Er ist nicht dumm. Und wir auch nicht. Wir wollen schließlich nicht, dass uns einer auf die Schliche kommt.«
»Und das Geld soll weiter fließen.«
Darauf brauchte Mirik keine Antwort zu geben. Etwas anderes ging ihr im Kopf herum.
»Du sagst, ihr werdet gut bezahlt.«
Mirik nickte.
»Wir machen den ganzen Schnitt. Die anderen verdienen fast nichts dran.«
»Und was ist dann für diesen Einen-Weg-Magier und seinen Paten dabei drin?«
Mirik zuckte die Schultern und schniefte.
»Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Der Kerl macht was mit den Drogen. Das haben wir herausgekriegt. Irgendeine magische Scheiße. Wir holen danach die Ware an der vorgegebenen Stelle ab. Die Sache wirft für uns gut ab. Was will man mehr?«
Danak konnte nur den Kopf schütteln. Sie wollte den Kerl loswerden. Sie wollte einfach nicht mehr mit ihm zusammen in dieser Roscha sitzen.
Sie nickte Mercer zu.
Der legte los und bearbeitete Mirik. Machte ihn richtig stramm, in Richtung, was passieren würde wenn und so. Dass er ihnen, damit es nicht zu so was kam, alle Neuigkeiten zukommen lassen müsste.
»Du erfährst, wenn eine neue Drogenverwandlung stattfindet?«
»Wir holen den Stoff hinterher ab.«
»Kannst du rauskriegen, wann die Verwandlung stattfindet?«
»Kann ich machen.«
»Tu es. Sag es uns rechtzeitig.«
Und dann legte Mercer noch einen drauf und stellte ihm noch einmal drastisch die Konsequenzen dar, falls er nicht spurte.
Danak saß derweil schweigend in ihrer Ecke des Wagens, halb abgewandt, blickte aus dem Fenster, und ihr gingen ein paar Gedanken der finsteren Sorte durch den Kopf.
Langsam mussten sie Mirik wieder rauslassen. Und zu Sandros zurückkehren, der inzwischen Choraik beschäftigt hielt.
Als sie gerade mit ihrem Kader im Gardehaus Ost-Rhun ihre Tagesabschlussbesprechung durchführte, klopfte es an der Tür.
Ein Bote trat ein, überreichte ihr einen Brief, sagte, es sei dringend.
Sie brachte die Besprechung zum Abschluss. Viele Hinweise waren ohnehin nicht eingegangen. Und die Gunwaz-Sache mussten sie ohne Choraik besprechen. Schließlich, während die anderen schon den Raum verließen, öffnete sie den Brief.
Von Klann. Wie viele Tage hatte sie den schon nicht mehr gesehen. Wurde Zeit, dass sie das zu Ende brachte und wieder normal abends nach Hause konnte. Die Kinder brauchten sie. Ihr Mann brauchte sie.
Dringend – was sollte das sein?
Sie überflog den Brief. Hielt ihn starr von sich.
»Was ist los?«
Sie schaute auf. Sandros stand noch in der Tür, hatte ihre Reaktion bemerkt. Sie riss sich zusammen.
»Ach, eine neue Warnung der Firnwölfe. Diesmal an einen anderen Adressaten.«
Sandros kam rüber, schaute auf den Briefbogen. Sie senkte ihn, sah ihn kurz an.
»Sie haben bei mir zuhause eine tote Gans an die Tür von Klanns Schmiede genagelt.«
Sandros legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie wich seinem Blick aus.
»Klann tut so, als wäre alles in Ordnung. Aber ich weiß, dass es das für ihn nicht ist. Er macht sich Sorgen um mich. Er macht sich Sorgen um die Kinder.«
Sie knüllte das Blatt unwirsch zusammen.
»Ich mach mir auch Sorgen um die Kinder. Ich mach mir Sorgen um ihn.«
»Klann kann auf sich aufpassen. Und auch auf deine Kinder. Klann ist ein großer Junge. Genau genommen ist er eine ziemliche Kante. Mit dem sollte man sich besser nicht anlegen.«
»Ja, ich weiß, aber die Firnwölfe sind viele. Was richtet einer schon gegen viele aus?«
Sandros Griff auf ihrer Schulter wurde bestimmter, drehte sie zu sich hin. Sie sah ihn an.
»Lass uns diese Sache zu Ende bringen. Es wird Zeit. Lass es uns hart und schnell tun.«
Sie lachte einmal kurz und bitter.
»Das gibt Krieg.«
»Das ist Krieg«, sagte Sandros. Blickte sie unter halbgesenkten Lidern an. »Wie hast du gesagt, wie war das …?
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