Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
»Wissen Sie, was das heißt? Übersetzt bedeutet es ‚Eiserne Vagina‘. Lachen Sie jetzt ruhig! Wissen Sie, auch Kinphauren haben Humor. Sogar eine ausgeprägte Selbstironie. Wissen Sie, was die Zeichen auf meinem Gesicht bedeuten?«
    Er schaute sie an. Sie hatte den Eindruck, als führe er jede Spur auf ihrem Gesicht mit seinen Augen ab, als sei sie es, die mit Zeichen und Tätowierungen bedeckt sei.
    Er stieß kurz und heftig die Luft durch die Nase aus, sagte, »Eines Tages verrate ich es Ihnen vielleicht mal.« Pause. »Aber nicht heute.«
    Eine kurze Stille zwischen ihnen.
    In die sie hinein fragte, »Sagen Sie, wie spricht man ‚Choraik’ eigentlich korrekt aus?«
    Er hielt ihren Blick, eine Spur amüsiert, dann sagte er, »Finden Sie’s heraus. Lernen Sie Kinphaurisch.« Zwinkerte ihr zu.
    Ein Menschengesicht, in das Kinphaurenzeichen eingeprägt waren. Sah so die Zukunft für Rhun aus?
    Sie wandte rasch den Blick ab, ließ ihn wieder in Daeks Richtung hinübergleiten.
    Saß da frech mit seinen Brechern und trank Minz-Limonen-Tee. Redete mit den Leuten am Nebentisch.
    Vielleicht hatte Sandros, vielleicht hatte Choraik Recht. Wozu die Skrupel? Wozu an den alten Beschränkungen festhalten? War sie nicht deshalb immer mit ihren Vorgesetzten aneinander gerasselt? Weil sie die Regeln nicht beachten wollte? Weil es ihr um die Sache ging? Und jetzt bekam sie plötzlich die Erfüllung ihres Wunsches auf dem silbernen Tablett serviert, und sie war unzufrieden?
    Wenn nur dieser bittere Nachgeschmack nicht wäre.
    Und sie hing hier mit einem Kinphauren rum.
    Sie hob die Tasse zum Mund, nahm einen Schluck. Angewidert spuckte sie ihn in die Tasse zurück. Der Kaffee war kalt geworden. Blickte hoch ließ ihren Blick von der Stelle, wo Daek mit seinen Gorillas saß, die Straße hochschweifen, blieb an einem Gesicht in der Menge hängen.
    War das nicht Sandros?
    Hob die Hand, strich sich die Strähne zur Seite. Kurzer Blick hoch, verschwand in einer Seitenstraße. Sandros! Ihre Augen wanderten zurück, trafen Choraiks Blick.
    »Sie haben ihn also auch gesehen, Danak?«, sagte ihr der Kinphaure ins Gesicht.
    »Was? Ja. Na und?« Dem Kerl entging aber auch nichts.
    »Hinterher«, sagte er.
    »Was?«, entfuhr es ihr. »Sind Sie völlig durchgedreht? Wir müssen Daek beschatten. Und was …«
    »Hinterher.«
    Schaute ihm in die Augen. Sie musste den Kerl hier halten. Genau hier, an ihrer Seite.
    »Auf keinen Fall«, sagte sie entschieden. »Sie bleiben bei mir. Und wir bleiben beide hier.«
    »Wir gehen jetzt hinterher.« Er sprach ruhig aber bestimmt. »Ich habe nämlich auch erkannt, wem er da so unauffällig ein Zeichen gegeben hat.«
    Irgendetwas blitzte in Choraiks Blick, was ihr Interesse weckte. Es sagte ihr, dass es um etwas anderes ging, als ihr in Sachen Gunwaz auf die Schliche zu kommen. Er wusste ja schließlich schon Bescheid.
    Also stellten Sie schnell ihre Tassen auf einem Mauerbord ab und eilten in die Richtung, wo sie Sandros zuletzt gesehen hatten.
    »Wen haben Sie erkannt?«, rief sie Choraik zu, während er sich durch eine Menschentraube drängte.
    »Später.«
    Sie fanden die Seitenstraße, in der Sandros verschwunden war. Von Sandros keine Spur mehr. Nur ein anderer Mann in einigem Abstand. Der sah sie nicht, entfernte sich rasch von ihnen.
    Choraik klopfte ihr auf die Schulter, wies kurz auf diesen Mann, der gerade jetzt um eine Ecke bog, hastete schon hinterher.
    Schnell, durch staubige, enge Gassen, voll mit Unrat und Ratten, der labyrinthartige Unterbauch hinter der Fassade der Tempelstraße. Heraus kamen sie auf einer Freifläche, einer kleinen Insel zwischen ringsumher sich drängenden Gebäuden. Vor ihnen verlief ein Graben, der aussah wie ein verschlammter ehemaliger Bachlauf, etwas weiter entfernt lag ein kleiner unordentlicher, verstaubter Hain von Eschen mit wucherndem Gestrüpp. Ein verwahrloster Park mitten im Gewirr der Stadt.
    Choraik zog sie am Arm in den Schutz der Mauer zurück, obwohl sie es schon selber gesehen hatte. Da war Sandros, dort bei den Bäumen stand er und rauchte einen seiner südländischen Kräuterstengel. Bei ihm war der Mann, dem sie gefolgt waren.
    »Ist er das? Der andere, dem er Zeichen gegeben hat?«
    »Ja«, antwortete Choraik knapp.
    Danak sah sich den anderen Mann genauer an. Etwas beleibt, ansonsten unauffällig. Konnte Halbwelt sein, vielleicht auch nicht. Niemand den sie kannte. Aber sie kannte schließlich auch längst nicht alle von Sandros

Weitere Kostenlose Bücher