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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Zeug. Er trug seine übliche dunkelgraue Kluft, die jetzt langsam auf eine gute Art anfing zerschlissen auszusehen. Zwei Gürtel trug er. Nur einer davon war ein Waffengurt. Einen Armreif, drei Armbänder darüber. Guter Geschmack. Sah nicht nach eitlem Stiesel aus, sondern wirkte locker, natürlich. Eine Halskette mit Kupferscheiben. Und eins von diesen überweit schlackernden, ärmellosen Oberteilen über der Jacke, das eigentlich überhaupt keinen sinnvollen Zweck erfüllte, auf dem in virkonischen Blutsrunen irgendein Slogan stand, der wahrscheinlich bedeutete »Ich habe allein keinen Plan und mich gibt’s gar nicht«. Würde zu dem passen, was sie von Dem Blut gehört hatte. Er machte sich also. Als hätte er kapiert, worauf es ankam.
    Sie blickte wieder zu Daek und seinen beiden Gorillas rüber.
    Stand da seelenruhig an der Ecke, schaute sich die Sachen auf einem Kleiderständer an und ging mit dem Verkäufer eine teure Lederjacke nach der anderen durch, hielt Ärmel hoch, zeigte auf Nähte, prüfte das Material. Besprach wahrscheinlich mit dem Mann, wie man das Teil auf meutenkorrekt umstricken konnte. Teures Teil zerschnippeln, dann wieder neu zusammensetzen. Kriminelle Geschäfte warfen anscheinend ordentlich was ab. Und sie selber schlief in Gardehäusern, in harten Schlafkojen. Mist, sie wollte wieder nach Hause, zu den Kindern und Klann.
    Daek verabschiedete sich jetzt mit Handschlag und so. Insider-Brimborium. Wolfsrituale. Schlenderte weiter zum nächsten Laden. Ah, Pfeifen gab es da!
    Wollte der Kerl sie an der Nase herumführen? Der Eindruck drängte sich ihr allmählich auf. Oder von etwas anderem ablenken? Okay, wenn das Choraik davon abhielt, dem nachzuspionieren, was die anderen gerade in Richtung Gunwaz anstellten, dann war ja zumindest schon ein Teil ihrer Mission erledigt.
    Trotzdem wurmte es sie.
    Das Pfeifengeschäft schien Daek nicht sonderlich zu interessieren. Weiter ging’s.
    »Was macht er jetzt? Hinterher?«
    Sie warf Choraik einen Seitenblick zu.
    »Hey, Jäger, halt die Hunde ruhig. Hast du den Eindruck, der Kerl will uns weglaufen?«
    Choraik zog den Anflug einer Grimasse. Sollte das etwa ein Grinsen sein?
    Daek setzte sich mit seinen Jungs in eine Straßenkneipe, Stühle, Tische quer übers Pflaster. Schien so, als ob er ein paar der anderen Gäste kannte.
    War ein schöner Tag, um sich in der Sonne zu fläzen. Wahrscheinlich einer der letzten. Vielleicht hatte Daek sich das auch gesagt.
    Danak zog Choraik in einen Stehausschank, schräg gegenüber, bestellte an der Theke zwei Kaffee und drückte sich mit ihm in eine Mauernische. Gemeinsam stierten sie über den Rand ihrer Kaffeetasse und den aufsteigenden Dampf zu Daek rüber.
    »Hat der keine Angst, dass wir ihn einfach festsetzen?« Choraik raunte es zu ihr rüber, den Rand der Tasse an den Lippen. »Was Sie mit dem einen der beiden Brüder gemacht haben, das war doch ein klares Signal. In Rhun sind neue Zeiten angebrochen. Die alten Regeln gelten nicht mehr. Der Miliz sind nicht mehr länger die Hände gebunden.«
    Ihr Blick blieb an seinem Gesicht hängen. Neue Zeiten. Musste denn dieser Tage wirklich jeder in diese Kerbe schlagen? Oder war sie die Einzige, die groß getönt hatte, es aber noch nicht wirklich wahrhaben wollte?
    Choraik bemerkte ihren forschenden Blick, erwiderte ihn. Sie sahen sich einen Moment lang beide ernsthaft an. Hageres Gesicht, tätowierte Wange.
    Was hatte den Mann nur zu dem gemacht, was er heute war? Ein Mensch, der sich als Kinphaure fühlte.Warum nicht fragen? Fragen kostet nichts.
    »Was ist das eigentlich, was Sie an den Kinphauren fasziniert?«
    »Was ist es eigentlich, was Sie an den Menschen interessiert? Wie ich schon sagte: Ich bin ein Kinphaure.«
    »Aber Sie waren doch nicht immer Kinphaure. Sie müssen doch … zumindest von einer menschlichen Mutter geboren worden sein oder einen menschlichen Vater gehabt haben.«
    »Beides. Menschliche Mutter und Vater. Und menschliche Erziehung. Ein gutes idirisches Elternhaus.« Er schwieg eine Weile, blickte wieder quer über die Straße in Richtung der Stühle und des Tischs, wo der Leutnant der Firnwölfe saß. Zwischen seinen Augenbrauen formte sich eine steile Falte, so als müsse er die Nebel der Vergangenheit erst einmal wieder mit Mühe durchdringen.
    Er seufzte leise. Der Blick in die Vergangenheit wirbelte wohl ein wenig den Schlamm in ihm auf.
    »Dann bin ich von den Kinphauren gefangen genommen worden«, sagte er schließlich, den Blick

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