Ninragon - Homunkulus

Informanten.
    »Wer ist das?«
    »Einer unserer Leute. Ein Bote.«
    Unserer …?
    »Ein Kinphaurenspitzel?«
    Wieder sein Blick zu ihr hin. Prüfend. »Ja.«
    »Was macht Sandros mit einem Agenten der Kinphauren?«
    »Das habe ich mich auch gefragt.«
    »Weiß er es nicht? Weiß er nicht, mit wem er es da zu tun hat?«
    »Finden Sie’s heraus. Fragen Sie ihn.«
    Sie atmete ein, sie atmete aus. Den Blick auf die beiden Leute drüben bei den Ulmen gerichtet, eines ihrer Kadermitglieder mit einem Kinphaurenspitzel.
    Verdammt. Bitte endlich mal wieder eine klare Linie. Hier das Problem, da ihre Truppe und ihr Auftrag.
    »Wie heißt der Mann. Wissen Sie seinen Namen. Ich meine ihren … Boten.«
    »Kennst du einen Firaik Estgairn?«
    Sandros kniff die Augen zusammen, sah sie scharf an. Dann ließ er den Blick zur Seite gleiten, als müsse er seine Erinnerung durchforsten.
    »Mmmm«, brummte er. »Sagt mir nichts. Sollte ich ihn kennen? Wie hieß der noch gleich?«
    Sie wiederholte den Namen.
    »Läutet nichts bei mir. Wie kommst du an den Namen?«
    »Ach, hab’ ich irgendwo aufgeschnappt. Kannte ich auch nicht. Deswegen fiel er mir auf. Hätte was bedeuten können. Die Bande, die jetzt den Homunkulus hat, kommt schließlich von außerhalb.«
    »Wenn du meinst, dass es wichtig ist, kann ich mal nachforschen, Danak.«
    »Hör dich mal um. Kann nicht schaden.«
    »Also rundheraus geleugnet.« Choraik schürzte die Lippen. »Das ist ja interessant.«
    Sie sah ihm beim Denken zu. Irgendwie machte nichts mehr einen klaren Plan. Wenn Choraik als faules Ei in ihr Nest gesteckt worden war, warum stieß er sie dann mit der Nase auf einen Kinphaurenspitzel? Und warum drückte der sich nicht mit Choraik sondern mit Sandros herum?
    Sie war es leid.
    »Hören Sie, Choraik, wenn Sie mir was zu sagen haben, dann sagen sie es. Und geben Sie es dran, hier eine Schau abzuziehen. Wissen Sie etwas? Wollen Sie mir etwas sagen?«
    Er wandte sich ihr zu; milde Belustigung lag in seinem Blick. Mann, Kerl, mach jetzt bloß keine Fehler. Sie war gerade in der richtigen Stimmung ein paar Unklarheiten auch einmal handfest geradezurücken. Würde ihr wahrscheinlich guttun. Mit keinem konnte man sich dieser Tage mehr richtig prügeln. Wenn sie schon nicht mit Klann rangeln konnte.
    »Könnte es sein, dass Moridian für Ordensmann Banátrass arbeitet?«, fragte Choraik.
    »Sandros?« Sie wich zurück. »Für Banátrass?« Für alles andere, aber für den? »Warum sollte er das?«
    »Karrieregründe?« Er sah sie an, mit einen feinen Grinsen um die Mundwinkel, das war nicht bitter oder hart sondern eher süffisant. »So macht euer Volk das doch.« Blickte an ihr herab. »Vielleicht will er Ihren Posten.«
    »Sandros?« Ja, sie überlegte. Ehrgeiz war durchaus etwas, was mit Eitelkeit einherging und was sie ihm zutraute. Aber Sandros war immer loyal gewesen. Und sie kannte ihn schon seit Ewigkeiten. Sandros hatte sie überreden wollen, die Zurückhaltung fallen zu lassen; die Kinphauren hätten nichts dagegen, wenn sie mit neuer Härte vorginge. Das würde ins Bild passen. »Vielleicht«, sagte sie. »Aber wenn, muss da noch etwas anderes sein.«
    Starrte ihm direkt in die Augen. » Sie sind doch schon Banátrass Mann in unserem Kader.«
    Das Grinsen verblasste nicht, wurde eher eine Spur breiter. »Wenn ich eines sagen kann, dann ist es, dass ich ganz und gar nicht Banátrass’ Mann bin.« Und bevor sie noch etwas sagen oder fragen konnte, fuhr er fort. »Ich weiß, dass Banátrass etwas mit der Miliz vorhat. Dharkunt …« Er stockte. »Ich meine var’n Sipach hat mir gegenüber etwas in der Richtung angedeutet. Und ich weiß auch, dass etwas zwischen Banátrass und var’n Sipach vorgeht. Vielleicht ist Moridian zwischen die beiden geraten und wird jetzt für etwas eingespannt. Vielleicht wird er von einem der beiden unter Druck gesetzt. Spielt er eigentlich noch?«
    »Nein, so weit ich weiß, hat er dieses Laster drangegeben. Woher wissen Sie denn davon?«
    Choraik zuckte die Schultern und schnaubte unbestimmt.
    Choraik war also nicht Banátrass’ Spitzel. Dann vielleicht der von var’n Sipach Dharkunt.
    »Und was sollte er mit var’n Sipach zu tun haben?«
    »Was sollte er mit einem – wie sagten Sie – Kinphaurenspitzel zu tun haben?«, gab Choraik zurück. »Vielleicht wird er von Banátrass gegen var’n Sipach ausgespielt.«
    »Wie das?«
    Er schnaufte. »Was weiß ich? Was weiß ich, was unser feiner Hauptmann plant?«
    »Wenn nicht