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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Gnadenstoß möglich. Selbst wenn die Angreifer Experten des Töten, gut ausgebildete Soldaten gewesen wären, hätten sie in dem Gewimmel keine zielgerichteten Todesstöße ausführen können. Die Speerspitzen bohrten sich willkürlich ins Fleisch, wo sie gerade trafen. Auf diese Art konnte es lange dauern, bis ein Mensch starb. Schrill und grell wie Messer, kaum erträglich, stachen die Schreie der hingemetzelten Firnwölfe in Danaks Ohren.
    Ein einziges widerliches Massaker.
    Ihre Leute standen starr neben ihr.
    In dieser ganzen Hölle aus unerbittlichem Morden und gedrängtem, ersticktem Sterben, aus Gebrüll und Blut fing eine herannahende Gestalt ihre Aufmerksamkeit ein.
    Groß. Übergroß. Hager. Im Pelzumhang.
    Der Vastacke, begleitet von einem halben Dutzend Leibwächter, trat auf sie zu. Der Rattenfürst, der ihr seine Botschaft überbracht hatte, stellte sich an seine Seite.
    »Er hat dir doch hoffentlich bei eurem letzten Treffen übermittelt, dass du mir helfen würdest, wenn es gegen die Firnwölfe geht«, sagte der Vastacke. »Ist schon ziemlich bald dazu gekommen.«
    Sie merkte wie ihre Zähne mahlten und ihre Kiefermuskeln bebten. Sie war ein Köder gewesen. Der Vastacke hatte sie dazu gebracht, hierher zu kommen, als Köder, und dieser Köder hatte die Firnwölfe hierher gelockt. In einen Hinterhalt. Genau wo der Vastacke sie haben wollte. Der Chor des grausigen Gebrülls aus dem Hintergrund schwoll mit einem Mal wieder an.
    »Du …«, war alles, was sie herausbekam.
    Schwertspitzen saßen ihr auf der Brust und am Hals, bevor sie sich dem Vastacken auch nur einen Schritt nähern konnte.
    Sie fauchte ihn tonlos über die Länge der Schwerter hinweg an. Tiefe, heftige Atemzüge, rasselnd und schnaubend aus der Kehle, bevor sie wieder in der Lage war etwas zu sagen.
    Was dann herauskam, war nicht das, wovon sie gedacht hatte, dass sie es sagen würde.
    »Der Homunkulus. Du hast gesagt, ich bekomme ihn dafür.«
    Das langgezogene auberginefarbene Gesicht des Vastacken zeigte eine Spur lakonischen Bedauerns. »Ich fürchte, das liegt nicht in meiner Macht. Aber ich gebe dir etwas anderes dafür. Die Auslöschung deines Feindes. Der auch zufällig meiner ist.«
    Sie sah, wie der Vastacke sich umschaute, dann die Hand hob, einen Wink gab. Bretterwände zogen sich schnell wieder zurück. Die Männer dahinter, mit den Spießen jetzt wieder angehoben, rasch rückwärts eilend. Aus dem Verhau, in dem die Firnwölfe zerstochen worden waren, kamen nur noch abgerissene Schreie und Stöhnen, unterlegt von dumpf mahlendem Gebrüll. Dort stand niemand mehr. Der Boden war rot und glitschig vom Blut.
    Eine Flamme bleckte hoch. Eine Lampe landete klirrend auf dem Boden. Feuerzungen flammten empor.
    »Und jetzt raus hier«, sagte der Vastacke. »Oder wollen die Gänsehüter mit draufgehen?«
    Sie lief in einem Pulk von Leuten zwischen Latten und Bretterwänden hindurch.
    Pferde wieherten schrill und bäumten sich dahinter auf, traten mit den Hufen um sich.
    Sie preschten alle miteinander ins Freie. Die Nacht war kühl und roh. Lichter schwammen in der Ferne über der Stadt.
    »War mir ein Vergnügen mit dir zu arbeiten«, sagte der Vastacke und lief an ihr vorbei im Schirm seiner Leibwächter in das flache, weite Feld der ahnungslosen Dunkelheit.
    Mehr Leute des Vastacken, mehr Rattenfürsten noch mit den Spießen hoch in die Luft gereckt, strömten in Gruppen an ihnen vorbei, flohen und verloren sich im Dunkel.
    Danak stand da mit ihrem Kader.
    Von drinnen hörte sie das panische Wiehern der Pferde. Choraik lief auf das Stallgebäude zu, Chik hinter ihm.
    Sie sah, wie schon Flammen an Ritzen und Fenstern herausleckten.
    Das erste Pferd kam herausgaloppiert.
    Choraik und Chik kamen jetzt rennend wieder hervor.
    Ein Pulk von Pferdeleibern dicht hinter ihnen. Sie brachten sich eilig aus ihrer Bahn in Sicherheit. Staub stieg im Pfad der Masse trommelnder Hufe auf.
    Flammen sprangen rasch an der hölzernen Front des Gebäudes empor, züngelten höher, streckten sich empor in die Nacht, die sie bald mit einer orangeroten weiten Aureole erfüllten. Schwärme von Funken stoben hoch.
    Bald brannten die Marnak-Ställe lichterloh.
    Pferde galoppierten wild wiehernd in die Nacht.

13
    Seine verdammte Opfergabe. Ein Blutopfer, das Massaker an einer Bande. Sie würde es ihm vor die Füße werfen, sie würde es ihm ins Gesicht spucken, und dann war es hoffentlich genug.
    In dieser Nacht hatte sie wenig Schlaf gefunden. Es hatte in

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