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Nippon-Connection

Nippon-Connection

Titel: Nippon-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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irgendwelche Bänder existieren, werden Sie Ihnen für Ihre Ermittlungen ausgehändigt.«
    »Danke«, sagte Connor. »Leider sind die Aufzeichnungen, um die es uns geht, offenbar aus dem Sicherheitsraum entfernt worden.«
    »Entfernt worden? Das kann ich nicht glauben. Es muß sich um ein Mißverständnis handeln.«
    Der Bürgermeister folgte dem Wortwechsel aufmerksam.
    Connor sagte: »Das ist möglich, aber ich glaube es nicht. Es würde uns sehr beruhigen, Mr. Ishigura, wenn Sie sich dieser Angelegenheit persönlich annehmen würden.«
    »Aber selbstverständlich«, versicherte Ishigura. »Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, Mr. Connor, daß irgendwelche Aufzeichnungen fehlen.«
    »Danke, daß Sie sich darum kümmern werden, Mr. Ishigura«, erwiderte Connor.
    »Keine Ursache, Captain«, sagte Ishigura, noch immer lächelnd. »Es ist mir ein Vergnügen, Sie zu unterstützen, wo immer ich kann.«
    »Dieser Scheißkerl«, sagte ich. Wir fuhren in westlicher Richtung auf dem Santa Monica Freeway. »Der kleine Schleimscheißer lügt doch, daß sich die Balken biegen.«
    »Ich gebe zu, daß es nervt«, erwiderte Connor. »Aber wissen Sie, Ishigura sieht die Sache ein bißchen anders. Sobald er neben dem Bürgermeister stand, betrachtete er sich in einem anderen Zusammenhang, in dem es andere Verpflichtungen für ihn gab und ein anderes Verhaltensmuster angebracht war. Weil er große Sensibilität in Hinsicht auf die jeweilige Situation besitzt, kann er sich unterschiedlich geben, ganz unabhängig davon, wie er sich zuvor benommen hat. Auf uns wirkt er dann wie ein ausgewechselter Mensch, aber für ihn ist es das einzig angemessene Verhalten.«
    »Mir stinkt einfach, daß er uns gegenüber so vertraulich tat.«
    »Natürlich hat er das getan«, sagte Connor. »Und er wäre ziemlich überrascht, wenn ihm zu Ohren käme, daß Sie jetzt wütend auf ihn sind. Sie halten ihn für unehrlich. Er aber würde Sie als naiv bezeichnen. Für einen Japaner ist konsequentes Verhalten einfach unmöglich. Ein Japaner verändert sich entsprechend dem Status seines jeweiligen Gesprächspartners. Er wird sogar dann immer wieder ein anderer Mensch, wenn er durch die verschiedenen Zimmer seines eigenen Hauses geht.«
    »Na gut«, sagte ich, »mag ja sein. Aber es bleibt dabei, daß er ein beschissener Lügner ist.«
    Connor sah mich an. »Würden Sie so etwas zu Ihrer Mutter sagen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Dann verändern Sie sich auch entsprechend Ihrer jeweiligen Umgebung. Das tun wir nämlich alle. Nur glauben die Amerikaner, daß sich im tiefsten Inneren ein Kern von Individualität verbirgt, der sich nicht von einem Moment auf den anderen verwandelt. Die Japaner glauben nicht an einen solchen Kern. Sie halten das für eine Illusion. Für sie ist die jeweilige Situation alles.«
    »Klingt mir ganz nach einer Ausrede fürs Lügen«, wandte ich ein.
    »Für ihn ist es keine Lüge.«
    »Aber es ist eine Lüge.«
    Connor hob die Schultern. »Nur, wenn man es von Ihrem Blickwinkel aus betrachtet, kōhai. Er sieht es anders.«
    »Scheiße!«
    »Passen Sie auf: Sie haben die Wahl. Entweder Sie bringen Verständnis für die Japaner auf und nehmen sie, wie sie sind, oder Sie ärgern sich über sie. Das Problem in diesem Land hier ist, daß wir mit den Japanern nicht so umgehen, wie sie nun einmal sind.«
    Der Wagen geriet in ein Schlagloch und schlug so hart auf, daß der Hörer des Funktelefons hinunterfiel. Connor nahm ihn und hängte ihn wieder ein.
    Wir hatten die Ausfahrt nach Bundy erreicht. Ich ordnete mich auf der rechten Spur ein. »Eines verstehe ich nicht«, sagte ich, »und zwar, warum Sie glauben, daß der Mann mit dem Aktenkoffer im Sicherheitsraum der Mörder sein könnte.«
    »Es hat etwas mit der zeitlichen Abfolge zu tun. Der Mord wurde um zwanzig Uhr zweiunddreißig gemeldet. Weniger als zwanzig Minuten später hielt sich dort unten ein Japaner auf und tauschte Kassetten aus, um etwas zu vertuschen. Es wurde also überaus schnell reagiert - viel zu schnell für ein japanisches Unternehmen.«
    »Wieso?«
    »Japanische Unternehmen reagieren nur sehr langsam auf Krisensituationen. Ihr Konsenssystem macht es erforderlich, daß sich jeder zuerst einmal mit allen Kollegen bespricht, bevor irgend etwas unternommen wird. Und das dauert. Sie erinnern sich doch an die Telefaxe. Ich bin mir sicher, daß den ganzen Abend über Faxe zwischen Los Angeles und der Nakamoto-Zentrale in Tokio hin und her gegangen sind. Die Leute wissen

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