Nippon-Connection
Kugelschreiber geopfert, um das herauszufinden. Kommen Sie jetzt!« Er ging auf die Treppe zu, die in die Tiefgarage führte. Ich folgte ihm.
»Als Phillips uns dieses simple Rotationssystem erklärte«, sagte Connor, »war mir sofort klar, daß da ein Austausch stattgefunden haben könnte. Die Frage war nur, wie sich das beweisen ließ.«
Seine Stimme hallte wider in dem Betontreppenhaus. Connor nahm immer zwei Stufen auf einmal, und ich gab mir Mühe, Schritt zu halten.
»Wenn jemand die Kassetten ausgetauscht hat - wie ist er wohl vorgegangen? Hastig, auf jeden Fall, und mit dem angestrengten Bemühen, keinen Fehler zu machen. Ganz bestimmt hat er darauf geachtet, kein belastendes Band zurückzulassen. Also hat er wahrscheinlich einen ganzen Satz Kassetten ausgetauscht. Aber womit hat er ihn ersetzt? Man kann nicht einfach den nächsten Satz einschieben. Insgesamt sind es nur neun Sätze - das Fehlen eines Satzes würde also viel zu leicht bemerkt werden, zumal dann eine Schublade leerstünde. Nein, der ganze Satz, der mitgenommen wurde, mußte durch einen völlig neuen Satz Kassetten ersetzt werden. Zwanzig brandneue Videokassetten. Deshalb habe ich mal im Papierkorb nachgesehen.«
»Darum haben Sie Ihren Kugelschreiber weggeworfen?«
»Ja. Ich wollte nicht, daß Phillips mitbekam, was ich tat.«
»Und?«
»In dem Papierkorb lag eine Menge zerknitterter Folien. Das Zeug, in das neue Videokassetten eingepackt sind.«
»Aha.«
»Als ich wußte, daß die Bänder ausgetauscht worden waren, blieb nur noch die Frage, welcher Satz. Ich stellte mich dumm und guckte in alle Schubladen. Sie haben wahrscheinlich bemerkt, daß Satz C, der, den Phillips aus den Geräten genommen hatte, als er seinen Dienst antrat, ein wenig weißere Etiketten hatte als die anderen Kassetten. Der Unterschied war nur gering, weil es das Sicherheitsbüro erst seit zwei Monaten gibt, aber man konnte ihn erkennen.«
»Ich verstehe.« Irgend jemand war also in den Sicherheitsraum gegangen, hatte zwanzig neue Bänder ausgepackt, neue Beschriftungen darauf angebracht, die Kassetten in die Videorecorder geschoben und so die Originalbänder ersetzt, auf denen der Mord zu sehen war.
»Wenn Sie mich fragen«, sagte ich, »weiß Phillips darüber mehr, als er uns erzählt hat.«
»Möglich. Aber wir haben jetzt Wichtigeres zu tun. Auf jeden Fall kann er nicht alles wissen. Der Mord wurde gegen zwanzig Uhr dreißig gemeldet. Phillips kam um zwanzig Uhr fünfundvierzig.
Den Mord hat er also nicht gesehen. Es ist zu vermuten, daß sein Vorgänger Cole ihn mitangesehen hat. Aber um dreiviertel neun war Cole nicht mehr da; statt dessen stand zu diesem Zeitpunkt ein unbekannter Japaner im Sicherheitsraum und schloß gerade einen Aktenkoffer.«
»Sie meinen also, der hat die Kassetten vertauscht?«
Connor nickte. »Aller Wahrscheinlichkeit nach. Es würde mich nicht überraschen, wenn er selbst der Mörder ist. Ich hoffe, daß wir das in Miss Austins Wohnung herausfinden.« Er stieß die Tür auf, und wir betraten die Garage.
M ehrere Partygäste warteten in einer Reihe darauf, daß ihre Wagen von Hausdienern vorgefahren wurden. Ich sah Ishigura, der gerade auf Bürgermeister Thomas und dessen Frau einredete. Connor lotste mich auf die Gruppe zu. Ishigura stand neben dem Bürgermeister und gab sich so herzlich, daß es beinahe schleimig wirkte. »Ah, meine Herren! Kommen Sie gut voran mit Ihren Ermittlungen? Kann ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein?«
Als ich sah, wie devot er sich in Anwesenheit des Bürgermeisters benahm, wurde ich wütend. Ich war so aufgebracht, daß ich rot anlief; Connor dagegen ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
»Danke, Ishigura-san«, antwortete er und verbeugte sich leicht. »Die Ermittlungen schreiten gut voran.«
»Und bekommen Sie auch alle Hilfe, um die Sie mich gebeten haben?« wollte Ishigura wissen.
»O ja. Man hat sich uns gegenüber sehr kooperativ gezeigt.«
»Gut, gut. Da bin ich froh.« Ishigura schielte zum Bürgermeister hinüber und lächelte auch ihn strahlend an.
»Eine Sache wäre da allerdings«, sagte Connor.
»Sagen Sie es nur, wir werden alles, was in unserer Macht steht …«
»Die Videobänder sind offenbar entfernt worden.«
»Videobänder?« Ishigura runzelte die Stirn. Es war offensichtlich, daß er damit nicht gerechnet hatte.
»Ja. Die Aufzeichnungen der Überwachungskameras.«
»Davon weiß ich nichts«, sagte Ishigura. »Aber ich darf Ihnen versichern, falls
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